Über Rifkins Pläne hinausgehen
Über Rifkins Pläne hinausgehen
(las) - Der Kontrast könnte nicht größer sein: Mitte November stellte der US-Besellerautor Jeremy Rifkin seinen Plan für eine dritte industrielle Revolution in Luxemburg unter den Scheinwerfern der Lux-Expo vor – inmitten von Ministern und Unternehmenschefs. Am vergangenen Freitag diskutierten knapp 30 Interessierte im Haus der Transition-Bewegung in Esch/Alzette über Rifkins Ideen.
Mehr Akteure einbinden
Das Ziel Rifkins, die Luxemburger Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten, indem das Land auf Digitalisierung und erneuerbare Energie setzt, trifft auf Zustimmung in der Transition-Bewegung. „Rifkin gelingt es, die Anliegen der Umweltaktivisten mit den Ideen der Experten und einer wissenschaftlichen Analyse in Einklang zu bringen“, meinte der Hauptreferent des Abends und Professor für Kommunikationswissenschaft Eric Dacheux.
Die Diskussionsteilnehmer begrüßten, dass 300 Luxemburger Experten an der Ausarbeitung der Studie beteiligt waren. „Der Prozess ist ein Erfolg, weil wir eine breite Debatte führen konnten. Doch die Umsetzung wird scheitern, wenn es uns nicht gelingt mehr Menschen einzubinden“, warnte der Unternehmer und Mitglied des Nachhaltigkeitsrates Romain Poulles. Die Arbeitsgruppe, die die Umsetzung der Rifkin-Studie zusammen mit der Regierung leiten soll, werde voraussichtlich frühestens im Frühjahr starten.
Eine breite Teilhabe schien den Diskussionsteilnehmern umso wichtiger, da durchaus das Bedürfnis bestehe, über Rifkins Ideen hinauszugehen. So kritisierte Eric Dacheux, dass Rifkin Technik als Lösung für alle Probleme ansehe. Katy Fox und Norry Schneider von Transition Luxemburg betonen dagegen die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels in Richtung Suffizienz – sprich weniger Konsum wagen.
Ohne ein politisches Projekt seien Rifkins Ideen naiv, meinte Eric Dacheux. Das Informationszeitalter könne ansonsten zu einer größeren Machtkonzentration und nicht zu mehr Teilhabe führen.
Was nach dem Finanzplatz kommt
Über den Kontext des Rifkin-Prozesses war man sich am Freitagabend einig: Die Regierung wolle mit dieser Studie das Land auf eine Zeit vorbereiten, in welcher der Finanzplatz weniger zur Wirtschaftsleistung beitragen werde.
„Es geht tatsächlich um neue wirtschaftliche Nischen“, betonte Romain Poulles. Skeptischer war der frühere grünen Abgeordnete Jean Huss: Nach 30 Jahren der Dominanz des Finanzplatzes sei es für die Politik sehr schwierig eine neue Richtung einzuschlagen.
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