Statec: „Bis zur vollständigen Erholung kann es noch dauern“
Statec: „Bis zur vollständigen Erholung kann es noch dauern“
Die zweite Welle des Coronavirus ist da und hat der wirtschaftlichen Erholung, die sich im dritten Quartal in Europa abzeichnete, einen Dämpfer versetzt. In ihrem aktuellen „Conjoncture Flash“, den Statec am Donnerstag veröffentlichte, geht die Statistikbehörde davon aus, dass Luxemburgs Wirtschaftseinbruch in diesem Jahr minus 3,5 bis 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr beträgt. Große Unsicherheit herrscht darüber, wie das kommende Jahr sein wird.
Bei einer negativen Pandemieentwicklung auch im kommenden Jahr rechnen die Ökonomen von Statec für 2021 mit einem Minus von 0,5 Prozent bei der Wirtschaftsleistung Luxemburgs. Wird die Pandemie stark abflachen, zum Beispiel wegen der Impfstoffe, könnte Luxemburgs Wirtschaft sogar um vier Prozent wachsen.
„Die luxemburgische Wirtschaft hat sich widerstandsfähiger gezeigt als erwartet“, so die Statistiker. Vor allem den Dienstleistungsaktivitäten, einschließlich des Finanzsektors, sei dies zu verdanken, dem es gelungen ist, Beschäftigung und Wertschöpfung zu erhalten und gleichzeitig eine Eigenkapitalrendite zu erzielen.
Die Arbeitslosigkeit soll sich demnach im nächsten Jahr sogar auf 7,7 Prozent von etwa 6,5 Prozent in diesem Jahr zu erhöhen. Die Lohnkosten sinken durch die Kurzarbeit deutlich. Für das Jahr 2020 erwartet Statec einen Rückgang der durchschnittlichen Lohnkosten um fast sechs Prozent. Das hat auch zur Folge, dass die Kaufkraft, das real verfügbare Pro-Kopf-Einkommen, im Laufe des Jahres 2020 deutlich sinkt und 2021 mit der wirtschaftlichen Erholung und der Anhebung des sozialen Mindestlohns um 2,8 Prozent wieder steigen wird.
Schwerer Schlag für Staatshaushalt
Das Minus bei den Staatsfinanzen prognostiziert Statec für das laufende Jahr auf 5,2 Prozent; es wird sich im nächsten Jahr etwas verbessern, aber dennoch negativ bei minus 2,2 Prozent des BIP bleiben. Der starke Rückgang der Körperschaftsteuern um mehr als 20 Prozent trug am meisten zu diesem Rückgang bei. Für das Jahr 2020 insgesamt erwartet Statec einen Rückgang der öffentlichen Einnahmen um etwa zwei Prozent.
Für 2021 wird eine Erholung im Bereich von plus zwei bis fünf Prozent erwartet. „Die Zunahme der öffentlichen Ausgaben um 15 Prozent im laufenden Jahr spiegelt die Maßnahmen wider, die ergriffen wurden, um den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieser außergewöhnlichen Krise entgegenzuwirken“, so Statec. Mit dieser Zahl liegt Luxemburg auf europäischer Ebene an der Spitze.
Was die Erholung 2021 betreffe, so werde alles davon abhängen, wie schnell ein oder mehrere wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen werden und wie sie angenommen werden, so Statec.
Statec-Direktor Serge Allegrezza weist darauf hin, dass auch abgesehen von der Pandemie noch weitere Faktoren die wirtschaftliche Erholung belasten können, zum Beispiel der Brexit, der noch immer schwelende Handelskrieg zwischen China und den USA sowie die Klimakrise. Die Studie von Statec zeigt, dass noch größere Anstrengungen erforderlich sein werden, wenn Luxemburg die im Pariser Abkommen festgelegten Ziele erreichen will, ohne die Unternehmen zu bestrafen und die am stärksten benachteiligten Haushalte zu belasten.
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