Rohstoff mit Zukunft: Holz
Rohstoff mit Zukunft: Holz
Etwa 1 500 Betriebe mit zusammen rund 11 000 Beschäftigten haben in Luxemburg mit Gewinnung, Handel oder Verarbeitung von Holz zu tun. Die Kollaboration der Luxemburger Holzwirtschaft voranzutreiben hat sich das „Wood Cluster“ unter dem Dach von Luxinnovation zur Aufgabe gemacht.
Das zweite Jahr seines Bestehens stand vor allem im Zeichen des „Networking”. Nächstes Jahr sollen die Projekte, die angestoßen wurden, erste Früchte tragen.
„Die Idee ist, die Unternehmen vorzubereiten, um bereit zu sein, sich auf dem Markt durch Innovation gut zu positionieren“, sagt Philippe Genot, Manager des „Wood Cluster“. „Wir unterstützen das, und im Cluster können wir das gemeinsam machen.“ Inzwischen zählt das Netzwerk 169 Mitglieder.
Lieber nutzen statt verbrennen
Vom Baum im Wald bis zum Endprodukt beim Kunden durchläuft Holz eine Wertschöpfungskette mit vielen Beteiligten. Hier möchte in Luxemburg das Holz-Cluster ansetzen, um die regionale Wertschöpfung als Bindeglied zwischen den ansonsten eher separierten Akteure im Holzsektor zu fördern.
In Luxemburg besteht zum Beispiel die Schwierigkeit, dass zwei Drittel des Waldes aus Laubbäumen besteht, diese aber schwieriger zu bearbeiten sind als Nadelhölzer mit der Folge, dass viel Laubholz von Luxemburg nach China exportiert oder einfach verbrannt wird. „Da wir in einer Laubwaldregion leben, wollen wir auch Laubholz verstärkt, und zwar qualitativ, nutzen. Da spielt Innovation eine wichtige Rolle.” Das Cluster pflegt darum Kontakte zu Forschungsinstituten, auch im Ausland. Sie sollen Unternehmen aus dem Holzsektor Hilfestellung geben.
Zum einen wird Holz in Schreinereien für die Bau- und Möbelindustrie bearbeitet; in Luxemburg ist das etwa ein Viertel des hier verkauften Holzes. Der andere Teil, fast die Hälfte des geschlagenen Holzes im Großherzogtum, wird in der Industrie als Holzfaserplatten, Papier und Verpackungen verarbeitet. Der Rest wird zur Energieerzeugung genutzt, also verbrannt, was gewissermaßen klimaneutral geschieht, da beim Verbrennen nicht mehr Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wird als die Bäume vorher speicherten. „Hier wellen wir ein Gleichgewicht finden”, sagt Genot.
Denn besser als Holz zu verbrennen sei allemal, es qualitativ zu nutzen, da Holz seine CO2-Speicherfunktion auch behält, wenn es verarbeitet oder verbaut wird. Ein Projekt des Clusters ist darum ein „Holzhaff“ für Qualitätsholz, eine Datenbank, die zwischen Verkäufer und Käufer eine Verbindung herstellt. „Oft sind es nur einzelne Stämme von Qualitätsholz in einem Wald, und wenn für die kein Käufer gefunden wird, werden sie dann am Ende doch nur verbrannt. Das wollen wir mit dem Projekt vermeiden.“
In Luxemburg wird jedes Jahr eine halbe Million Kubikmeter Holz verkauft.
René Witry, Architekt und Präsident des „Wood Cluster“, sagt: „Ein anderes Projekt, das wir uns vorgenommen haben, ist ein Label ähnlich wie das deutsche mit der Bezeichnung „Holz von hier“, das Produkte aus der Region kennzeichnet. Ziel wäre, so die Nachfrage nach Holzprodukten aus der Region zu stärken.“
Holz wieder in Mode
Im Bausektor war Holz nie ganz „aus der Mode“. Festzustellen ist aber ein Trend zu mehr Holz in Gebäuden. Die Zahl der Wohngebäude in Holzbauweise steigt seit Jahren. Ganze Hochhäuser werden sogar aus Holz gebaut.
„Der Holzbau ist im Kommen. Es gibt in Luxemburg ein paar schöne Beispiele und einige sehr gute Firmen, die sich auf Holzbau professionalisiert haben“, sagt Wity. Holz stellt von der Bauphysik und Statik her andere Ansprüche als andere Materialien. Schlecht sei darum, dass in öffentlichen Ausschreibungen für Bauprojekte oft die Spezifikationen so seien, dass sie gar nicht auf Holz als Baumaterial anwendbar seien. Darum wolle man auch die Normierung in den Griff bekommen, denn „im Moment ist der Holzbau benachteiligt“.
Im Holzbau gab es in den letzten Jahren eine starke technische Entwicklung
Witry, der sich früher als Architekturstudent noch kaum für Holz als Baumetarial interessierte, ist heute von Holz als Baumaterial begeistert. „Da gab es in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch eine starke technische Entwicklung”, sagt er.
Holzbau verlangt, dass gut geplant und präzise gearbeitet wird, was aber den Vorteil hat, dass ein Gebäude aus Holz schnell fertiggestellt werden kann, weil die Teile vorgefertigt sind und an der Baustelle nur noch miteinander verbunden werden müssen. Witry war erst vor kurzem in Wien, wo er sich den Bau des weltweit höchsten Holz-Hochhauses ansah. Das 84 Meter hohe Gebäude mit einer Gesamtfläche von 25000 Quadratmetern soll kommendes Jahr bezugsfertig sein.
Rund um den Kern aus Stahlbeton liegt der Holzbauanteil ab dem Erdgeschoss bei rund 75 Prozent. Möglich ist das, weil Holz eine hohe Tragkraft bei geringem Eigengewicht hat. „Hier tritt der ökologische Vorteil von Holz als Baumaterial deutlich zutage”, sagt Witry: Gegenüber der ausschließlichen Ausführung eines solchen Gebäudes in Stahlbeton spart Holz als Baumaterial bei dem Hochhaus in Wien rund 2 800 Tonnen Kohlendioxid ein. Stahl, Beton oder Zement herzustellen ist sehr energieaufwändig, während Holz bereits Kohlendioxid eingespart hat und die Verarbeitung nur wenig Energie bedarf. „Und wenn ich so gut plane, dass ich später auch alles wieder demontieren und wiederverwerten kann, habe ich eine sehr gute Gesamtenergiebilanz”, sagt Witry.
Manche Menschen stellen sich unter einem Holzhaus eine Blockhütte oder Bretterfassaden vor, dem ist aber nicht so, sagt Witry. Man könne heute Holzhäuser errichten mit verputzter Fassade, bei denen man gar nicht erkennt, dass es sich um Holzhäuser handele, meint der Architekt.
Projekt Holzdatenbank
Das Cluster will die Visibilität des Holzmarktes auch durch eine Holzdatenbank vereinfachen.
Ziel ist, dass jeder dort Antworten auf seine Fragen findet. Angefangen bei Holzkauf- und Verkauf, Informationen über einzelne Holzelemente, einer Datenbank von Unternehmen, die bestimmte Leistungen anbieten und konkrete Projekte, die man sich anschauen kann, bis hin zu Antworten auf Fragen wie die, wie sich Holz in Bezug auf Brandschutz und Lärmschutz verhält. In den 1980er-Jahren war das Thema Waldsterben aktuell – und ist es heute wieder wegen des Klimawandels.
„Wir hatten dieses Jahr einen sehr trockenen Sommer”, sagt Genot. Klimawandel spielt darum gleich mehrfach in Bezug auf Holz eine Rolle: Einmal hilft das Material Holz, Energie und CO2 einzusparen, zum anderen ist der Wald ein großer CO2-Speicher. Selbst wiederum ist er aber auch wie beschrieben vom Klimawandel betroffen. Europaweit steigt der Waldbestand wieder, weltweit sinkt er, wenn auch nur leicht, denn China forstet massiv auf.
In Luxemburg ist der Waldbestand mit 92 000 Hektar, davon rund 43 000 Hektar nachhaltig bewirtschaftet, stabil. Hier wachsen jedes Jahr rund 750 000 Kubikmeter Holz nach, während eine halbe Million Kubikmeter mit einem Verkaufswert von etwa 25 Millionen Euro abgeholzt wird.
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