Produktionsstopp wegen Chipmangel
Produktionsstopp wegen Chipmangel
(dpa/MeM) - Wegen der weltweiten Lieferengpässe bei Halbleitern hat der Autobauer Daimler am Freitag die Produktion im Werk Sindelfingen erneut ausgesetzt. Das gelte auch für die ganze Woche, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit. In Bremen, Rastatt und Kecskemét (Ungarn) laufe die Produktion aber weiter. Einige Beschäftigte gingen in Kurzarbeit. „Eine Prognose, wann sich der Engpass im Laufe des Jahres auflösen wird, ist derzeit nicht möglich“, erklärte die Sprecherin. „Die Situation ist weiterhin volatil. Wir fahren auf Sicht.“
Die Produktionsverzögerungen in der Autoindustrie spüren auch Autozulieferer in Luxemburg, die wiederum ihrerseits die Produktion drosseln müssen. Zum Teil, weil ihre Kunden weniger Autos produzieren, zum Teil, weil sie ihrerseits unter Materialmangel leiden.
Fünf Millionen Neuwagen weniger
Letzte Woche warnte auch Jaguar Land Rover davor, dass die Verkäufe durch den anhaltenden Chipmangel weiter eingeschränkt sind und die Auslieferungen im zweiten Quartal um 50 Prozent schlechter ausfallen werden als ursprünglich angenommen.
Der Mangel an Halbleitern wird nach einer aktuellen Studie in der Autoindustrie zu einem Produktionsausfall von rund fünf Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr führen. Bis Jahresende seien weltweit 74,8 Millionen Neuzulassungen zu erwarten, das wären 9,3 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020, heißt es in der Analyse des Duisburger Center Automotive Research von Ferdinand Dudenhöffer.
Ohne Engpass könnten jedoch rund 80 Millionen Autos verkauft werden, knapp fünf Millionen Fahrzeuge mehr. Darüber hinaus zeige sich, dass die Lage im zweiten Halbjahr schlimmer werde: „Die Lieferzeiten werden länger, und Produktionsausfälle wird es auch 2022 noch geben.“
United Microelectronics, ein Halbleiterproduzent, erklärt, dass die Chipnachfrage das Angebot bis 2023 übersteigen könnte. Auch Dudenhöffers Institut geht davon aus, dass die Knappheit von Halbleitern, dem grundlegenden Material von Mikrochips, bis zum Beginn des Jahres 2023 Auswirkungen haben wird. Danach dürfte sich ein neuer Engpass bemerkbar machen - bei Batteriezellen für Elektroautos. Denn zumindest vorübergehend drohe die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien das Angebot zu übersteigen, heißt es in der Studie.
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