Neue Boeing 737-800 wird ausgeliefert: Ein neues Arbeitspferd für die Luxair
Neue Boeing 737-800 wird ausgeliefert: Ein neues Arbeitspferd für die Luxair
Von Andreas Adam (Seattle)
In der kommenden Woche bekommt Luxair eine neue Boeing 737-800 für den Charterbetrieb. Am 25. Februar soll die Maschine über Halifax in Kanada die Heimreise antreten und tags darauf auf dem Luxemburger Flughafen landen.
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Bereits vor gut einer Woche hat die neue 800er die Werkshalle bei Renton im US-Bundesstaat Washington verlassen, um die Triebwerke und die Avionik zu testen. Am 13. Februar fand dann der zirka einstündige Jungfernflug statt. An Bord waren Boeing-Mitarbeiter. Das Flugzeug hatte zu diesem Zeitpunkt noch seine grüne Schutzbeschichtung.
Ab dem 14. Februar ging es für vier Tage in den Paint-Shop auf dem Boeing-Field in Seattle, wo das Flugzeug seine Lackierung inklusive Luxairfarben erhielt. „Bei der ersten 800er für die Luxair konnten die Amerikaner noch nicht den wehenden Flaggen-Effekt erzeugen, sodass für diese Speziallackierung die Dienste Dritter in Anspruch genommen werden mussten. Das hat sich inzwischen geändert“, so Martin Isler, beigeordneter Generaldirektor der Luxair und als Accountable Manager für den Flugbetrieb der Luxair verantwortlich, im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“ in Seattle. Mehrere Vertreter der Luxair sind vor Ort, um die Übergabe der Boeing zu begleiten.
Heimweg führt über Reykjavik
Nach dem Übergabeflug (customer flight) mit Spezialisten der Luxair und den üblichen Formalitäten soll die 737-800 demnächst in Richtung Luxemburg abheben und nach einem Zwischenstopp in Reykjavik, Island, weiterfliegen. Das teilte die Luxair nachträglich mit.
Chefpilot Daniel Colling und der stellvertretende Flottenchef Laurent Bergem werden bei der Überführung im Cockpit sitzen. Zunächst hatte es seitens Luxair geheißen, man würde über Alaska nach Luxemburg fliegen, dann war Halifax in Kanada genannt worden. Voraussichtlich wird die Boeing 737-800 am 26. Februar gegen 18 Uhr auf dem Findel landen. Leer und unter optimalen Witterungsbedingungen wäre das Flugzeug laut Luxair sogar in der Lage nonstop durchzufliegen. Aus Vorsicht wurde jedoch der Stopp eingeplant.
Nach der Ankunft in Luxemburg kann die 737-800 noch nicht gleich wieder durchstarten. Zuvor muss noch einmal Hand angelegt werden, denn dem designierten Ferienflieger fehlt noch ein ganz wichtiges Ausstattungsmerkmal: die Sitze. Sie kommen von Zim-Flugsitz aus Deutschland und werden in Luxemburg eingebaut. Die maximale Kapazität des Flugzeugs liegt bei 189 Sitzen. Aus Komfortgründen werden es bei Luxair 186 sein, sodass zwischen den Sitzen etwas mehr Platz bleibt.
Außerdem werden u.a. noch die Kabel für die Audiokomponenten des Unterhaltungssystems verlegt und das Electronic-Flight-Bag-System (EFB) installiert – eine Eigenentwicklung der Luxair. „Mussten Piloten früher mit dicken Aktenkoffern den Weg in die Kanzel antreten, werden die für den Flug benötigten Unterlagen und Daten heute elektronisch eingespielt. Außerdem ist das EFB mit der Bordelektronik vernetzt, sodass auf diesem Wege weitere Informationen zur Verfügung stehen“, so Isler. Auch diese 737-800er wird von einem Drittanbieter mit sogenannten Split-Winglets ausgerüstet, wobei die Tragflächen nach unten und oben gewölbte Enden haben. „Auf längeren Strecken werden dadurch zwei bis drei Prozent an Kraftstoff eingespart“, sagt der beigeordnete Generaldirektor.
Erster kommerzieller Einsatz im März
Obschon es viele Anfragen gibt, wird die neue 800er neben ihrer Immatrikulationsnummer LX-LBA nach jetziger Planung keinen anderen Rufnamen bekommen, da dies stets mit Enttäuschungen bei jenen verbunden sei, die nicht zum Zuge kämen, heißt es.
Zwei Maschinen des Typs 737-800 besitzt die Luxair bereits. Sie sind ein (LX-LGV), bzw. zwei Jahre (LX-LGU) alt. Nun kommt also eine weitere hinzu. Im Gegenzug wird eine der beiden 700er, die bislang im Charterbetrieb flogen, der Airline zur Verfügung gestellt. Die 800er kommen alle bei Luxair Tours zum Einsatz. Der erste kommerzielle Flug der neuen 737-800 ist am 26. März 2015 nach Djerba in Tunesien geplant.
Bestellt wurden die zweite und dritte 737-800 im September 2012, doch die Wartezeit ist enorm. Das liegt zum einen am Erfolg dieses Modells. Aktuell liegen bei Boeing 4 900 verbindliche Bestellungen von 113 Kunden vor. Manchmal kann jedoch ein Auftrag vorgezogen oder dazwischengeschoben werden. Zum anderen erfordert die Beschaffung der erforderlichen Zulieferkomponenten einiges an Zeit. So wird der Rumpf der 737 z. B. per Zug von „Sprint Aero Systems“ aus Wichita, Kansas, angeliefert. Sind die erforderlichen Teile in Renton eingetroffen, benötigen die Boeing-Facharbeiter zirka zehn Tage für die Montage der 737. Hinzu kommt die Zeit für die Lackierung. Das Werk Renton, wo dieser Boeing-Typ gefertigt wird, hat insgesamt 12 000 Mitarbeiter. Sie produzieren aktuell 42 Maschinen des Typs 737 im Monat. 2017 sollen es 47 und 2018 bereits 52 pro Monat sein.
Was die Ausstattung anbelangt, unterscheiden sich die 737-800er der Luxair untereinander praktisch nicht. Laut Luxair wurde von Boeing nichts implementiert, was aus Sicht des Passagiers relevant wäre. Ganz anders dagegen der Vergleich zur 737-700, die ebenfalls bei der Luxair in Betrieb ist. Im Gegensatz zu den 700ern verfügen die drei 800er der Luxair über das hochwertigere und modernere Boeing Sky Interior – mit besseren Bildschirmen für die Unterhaltungselektronik, atmosphärischer Kabinenbeleuchtung sowie mehr Raum für das Handgepäck und für die Passagiere selbst.
Effizienz entscheidend für Neuanschaffung
Aus Sicht der Luxair ist jedoch die bessere Effizienz das schlagende Argument für das erneute Investment in der Größenordnung von zirka 84 Millionen Euro (Listenpreis) pro Flugzeug, wie Luxair-Tours-Chef Alberto Kunkel bestätigt. Die Kosten pro Sitz liegen demnach bei den 800ern um ganze 13 Prozent unter jenen der 700er Boeing 737, die deutlich weniger Passagiere befördern kann.
Boeing hat bei der Luxair eine Jahrzehnte währende Tradition. „Für das Chartergeschäft sind das die optimalen Flugzeuge, und insbesondere die 800er überzeugt uns mit optimaler Platzanzahl und günstigen Kosten pro Sitz. Das ist unser Arbeitspferd“, so Martin Isler. Entsprechende Flugzeuge von Airbus, wie die A 320 und A321, seien im Grunde fast gleichwertig. Allerdings passten die Boeings besser zu den Bedürfnissen der Luxair. Die A321 sei im Vergleich zu groß und zu schwer. Außerdem ziehe eine Umflottung auf Airbus Kosten für Umschulung und Ersatzteile nach sich, sodass unter dem Strich keinerlei Vorteile blieben.
