Mit dem Zug von China nach Luxemburg
Mit dem Zug von China nach Luxemburg
(aa) - Infrastrukturminister François Bausch und Staatssekretär Camille Gira halten sich zu einem Arbeitsbesuch in der chinesischen Provinz Henan auf. Am Dienstag ging es in Peking zunächst um das Engagement der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux, die zusätzliche Flugrechte benötigt, um ihre Verbindungen vom Reich der Mitte nach Lateinamerika und in die USA auszubauen.
Minister François Bausch und Staatssekretär Camille Gira trafen den stellvertretenden chinesischen Transportminister Feng Zhenglin. Bausch hob bei dieser Gelegenheit die Bedeutung zusätzlicher Flugrechte für die Gründung des Joint Ventures „Cargolux China“ hervor, das in diesem Jahr noch abschließend unter Dach und Fach gebracht werden soll.
„Cargolux China“ könnte 2017 starten
Bei der Cargolux rechnet man derweil damit, dass die Gründungsvereinbarungen für die „Cargolux China“ in den kommenden Wochen unterzeichnet werden können, sobald die chinesischen Anteilseigner und der Cargolux-Verwaltungsrat grünes Licht geben. Das Cargolux Management habe sich zum Ziel gesetzt, dass „Cargolux China“ im ersten Quartal 2017 den Betrieb aufnimmt.
Am Mittwoch stand dann ein Treffen mit dem Gouverneur der Provinz Henan, Xie Fuzhan, auf dem Programm. In der Provinzhauptstadt Zhengzhou unterzeichnete die luxemburgische Gesellschaft CFL Multimodal eine Absichtserklärung mit der Zhengzhou International Hub Development and Construction Ltd. Dabei geht es um eine mögliche Eisenbahnverbindung für den Güterverkehr zwischen Zhengzhou und der multimodalen Plattform in Bettemburg.
Zunächst ist eine Machbarkeitsstudie geplant, um anschließend die Aufgabenteilung und eine Taktfrequenz festzulegen. Außerdem soll bis Mai dieses Jahres ein Geschäftsplan mit möglichen Frachtvolumina und Gütern aufgestellt werden. Die ersten Züge könnten bereits 2017 zwischen Zhengzhou und Bettemburg rollen, hieß es in einer Mitteilung des Infrastrukturministeriums.
10000 Kilometer mit der Bahn nach Bettemburg
Im zweiten Halbjahr 2016 will man die Kundenakquise beginnen und im Herbst einen definitiven Kooperationsvertrag unterzeichnen. Erklärtes Ziel ist es demnach, auch im Eisenbahngüterverkehr eine „Dual Hub“-Strategie zu etablieren. Der Zug könnte künftig den Gütertransport per Flugzeug und Schiff ergänzen, so eine Sprecherin von CFL Multimodal auf Anfrage des „Luxemburger Wort“. Der Zug sei dabei – vereinfacht ausgedrückt – zwischen dem relativ teuren und schnellen Flugzeug und dem relativ günstigen aber langsamen Schiff anzusiedeln.
Zugverbindungen zwischen China und Europa sind nicht grundsätzlich neu. 2013 wurde z. B. bereits eine Bahnverbindung zwischen Zhengzhou und Hamburg eingerichtet. Die Strecke führt durch Kasachstan, Russland, die Ukraine und Polen. Bis in die Hansestadt brauchte der erste Zug für die rund 10000 Kilometer lange Strecke 15 Tage. Die Nachfrage ist offenbar so groß, dass die Zahl der Züge bis 2017 verdoppelt werden soll, wie das China Internet Information Center kürzlich berichtete.
Drei Eisenbahn-Routen kämen in Betracht
Wie Infrastrukturminister François Bausch dem "Luxemburger Wort" auf Anfrage sagte, ist noch nicht geklärt, welche Strecke die Güterzüge von China nach Luxemburg fahren würden. Bisher gebe es bereits Verbindungen von China aus eine Nordstrecke über Sibirien Richtung Europa, sowie eine zweite südliche Variante über Kasachstan und die Ukraine, die auch der Zug von Zhengzhou nach Hamburg fährt. Die chinesischen Partner von CFL Multimodal haben aber offenbar noch eine dritte, noch südlichere Strecke im Sinn, die über die Türkei führen würde.
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