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Luxemburger Handwerksbetrieben droht das Geld auszugehen
Wirtschaft 3 Min. 25.08.2022 Aus unserem online-Archiv
Konjunktur

Luxemburger Handwerksbetrieben droht das Geld auszugehen

Vor allem im Baugewerbe sorgt die derzeitige Situation für viel Unsicherheit.
Konjunktur

Luxemburger Handwerksbetrieben droht das Geld auszugehen

Vor allem im Baugewerbe sorgt die derzeitige Situation für viel Unsicherheit.
Foto: Guy Jallay
Wirtschaft 3 Min. 25.08.2022 Aus unserem online-Archiv
Konjunktur

Luxemburger Handwerksbetrieben droht das Geld auszugehen

Uwe HENTSCHEL
Uwe HENTSCHEL
Die Chambre des métiers fordert mit Verweis auf den aktuellen Konjunkturbericht mehr Unterstützung für die Unternehmen.

Die Handwerksbetriebe leiden unter den Auswirkungen der Inflation, die Aussichten seien beunruhigend. Das geht aus dem aktuellen Quartalsbericht hervor, den die Chambre des métiers (CdM) am Donnerstag veröffentlichte.

Demnach war das zweite Quartal 2022 von einem allgemeinen inflationären Umfeld geprägt, das für alle Wirtschaftsakteure schwer zu bewältigen ist. Insbesondere die Handwerksbetriebe sähen sich mit einer Explosion ihrer Ausgaben an allen Fronten konfrontiert. Dies könne zu Liquiditäts- und Rentabilitätsproblemen führen, mahnt die Handwerkskammer.

Reserven sind bei vielen erschöpft

„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer zeigen, dass der Indikator für die Geschäftstätigkeit auf einem Niveau zu stagnieren beginnt, das signifikant unter dem vor der Gesundheitskrise liegt“, so die Handwerkskammer. Darüber hinaus prognostizierten die Unternehmer für das dritte Quartal 2022 einen Rückgang dieses Indikators, was ihre Besorgnis über die aktuelle Wirtschaftslage widerspiegele.

„Kurzfristig kann die hohe Inflation zu Liquiditätsproblemen führen, da die Unternehmen die Mehrkosten vorfinanzieren müssen“, warnt die CdM. „Es sei daran erinnert, dass nach zwei Jahren Pandemie die finanziellen Reserven vieler Handwerksbetriebe erschöpft sind, und diese neuen finanziellen Schwierigkeiten könnten das Überleben einiger bereits angeschlagener Unternehmen gefährden.“

Kostenvoranschläge werden zum Risiko

Darüber hinaus hat die Situation nach Einschätzung der Handwerkskammer zur Folge, dass die Gewinnspannen, die bereits unter den Auswirkungen eines intensiven (internationalen) Wettbewerbs leiden, weiter sinken. „So können Handwerksbetriebe ihre Mehrkosten oft nicht in voller Höhe an die Kunden weitergeben, entweder weil der Vertrag keine Preisänderungsklausel enthält oder weil sie ihre Preise wettbewerbsfähig halten wollen.“  

Tatsächlich sehen sich Handwerksbetriebe laut dem Bericht gleich an mehreren Fronten mit einer Kostenexplosion konfrontiert, zum einen durch steigende Preise für Energie und Materialien und zum anderen durch höhere Personalausgaben. Der Krieg in der Ukraine und die Störungen in den Lieferketten hätten zu einem starken Preisanstieg und zu extremen Preisschwankungen geführt, weshalb Kostenvoranschläge inzwischen ein gefährliches Unterfangen seien.

Und zu allem noch der Fachkräftemangel 

Die meisten Preise für Materialien und Rohstoffe, die im Handwerk verwendet werden, sind immer noch sehr hoch im Vergleich zu den Preisen vor der Gesundheitskrise. So weist die CdM darauf hin, dass Unternehmer im Durchschnitt 93 Prozent mehr für Holz und 86 Prozent mehr für Mahlweizen (Mehlherstellung) ausgeben müssen als im Januar 2020. Weitere Probleme seien die hohen Energiekosten, der Inflationsdruck und nicht zuletzt der strukturelle Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. 


Aline Mayrisch,Schule,Ecole,Education nationale,Lycée. Foto:.Gerry Huberty
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„Die Konjunkturumfrage bestätigt, dass der Anteil der Unternehmen, die angeben, dass die Geschäftstätigkeit durch Personalmangel behindert wird, stark angestiegen ist“, so die Handwerkskammer. Im zweiten Quartal habe dieser Anteil 36 Prozent betragen - und dies trotz einer sehr unsicheren Wirtschaftslage. Davon am stärksten betroffen seien die Sektoren Lebensmittel und Baugewerbe gewesen. 

In diesem Zusammenhang weist die CdM darauf hin, dass in den nächsten zehn Jahren zwischen 22.000 und 25.000 Personen, die in den Ruhestand gehen, ersetzt werden müssen: „Daher muss das Handwerk die Mittel bereitstellen, um kompetente Arbeitskräfte anzuziehen und zu binden und gleichzeitig die Produktivität zu steigern.“

Prognosen für 2023 machen wenig Hoffnung

Nach dem jüngsten Inflationsschub wurden innerhalb von nur sieben Monaten zwei Indextranchen ausgelöst, zunächst im vergangenen Oktober 2021 und im April 2022. Die beschlossenen und im letzten Tripartite-Abkommen festgehaltenen Maßnahmen verfolgen unter anderem das Ziel, die Kaufkraft der Haushalte zu erhalten und gleichzeitig Maßnahmen vorzusehen, die die Unternehmen in dieser schwierigen Situation unterstützen, in diesem Fall mit der Modulation des Index. 

„Es müssen dringend Lösungen gefunden werden, um eine Entwicklung zu bremsen, die das Handwerk seit über 40 Jahren nicht mehr erlebt hat“, fordert die Kammer. In Bezug auf die Indexierung zeigten sich die Unternehmen derzeit sehr besorgt, da die Prognosen für die Inflation im zweiten Halbjahr 2022 und in 2023 ebenfalls nicht auf eine Beruhigung der Lage hindeuteten. 

„In diesem außergewöhnlichen Kontext“, so die CdM, „müssen Lösungen gefunden werden, die den Herausforderungen gerecht werden, vor denen das Handwerk steht, das der größte Arbeitgeber des Landes und ein unumgänglicher Akteur bei der Umsetzung der Energiewende ist.“

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