Luxemburg will mehr Elektromobilität wagen
Luxemburg will mehr Elektromobilität wagen
Mit der Initiative „Stroum beweegt“ will die Regierung der Elektromobilität einen Schub verleihen. Die drei Ministerien für Umwelt, Energie und Mobilität haben dazu eine Charta ausgearbeitet, um die Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor auszubauen.
Drei Arbeitsgruppen werden eingesetzt, um die Infrastruktur für E- und Wasserstoffmobilität zu verbessern, den Automarkt und das Prämiensystem zu analysieren und Instrumente auszuarbeiten, um Autoflotten beim Antriebswandel zu helfen.
Mit einem „Stroum beweegt”-Label werden zudem die Firmen ausgezeichnet, die Elektromobilität fördern; 20 Unternehmen und Verbände haben bereits die Charta unterzeichnet und tragen das Label. Informationen rund um die E-Mobilität und die Initiative sind auf der Webseite www.stroumbeweegt.lu veröffentlicht.
„Genug Strom vorhanden“
Wie Energieminister Claude Turmes erklärt ist Luxemburg unter den Top-3 der stabilsten Stromnetze in Europa. Das seien extrem gute Ausgangsbedingungen. „E-Autos und E-Busse sind effizienter als Diesel“, so Turmes. „Es gibt auch kein Problem bei der Stromversorgung, das zeigen alle Studien dazu.“ Nicht das künftig benötigte Stromvolumen sei das Problem, sondern das System intelligent zu machen, damit nicht alle das Maximum gleichzeitig laden.
Wie der Energieminister mitteilt, ist Luxemburg auch Pläne am Ausarbeiten, um Unternehmen Hilfen zu geben, wenn sie Elektroladesäulen installieren. Mit der EU-Kommission sei man deswegen im Gespräch, um für Staatshilfen an Unternehmen in dieser Fragestellung die Erlaubnis zu erhalten.
Die EU-Direktive fordert eine Verringerung der Verkehrs-Emissionen mit CO2-Grenzwerten, die bei den Fahrzeugflotten der Hersteller nächstes Jahr weiter verschärft werden: Das geht nur, wenn massiv E-Mobilität ausgebaut wird. Darum geht François Bausch, Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten, davon aus, dass auch die großen Hersteller wie auch die Mineralölketten die E-Lade-Infrastruktur – und später vielleicht auch die Wasserstoffladestruktur – ausbauen.
Turmes erinnert daran: „Mehr Elektromobilität verbessert auch die Luft und minimiert die Lärmbelastung.“
Das Ziel Luxemburgs ist: die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent des Wertes von 2005 zu senken, von 10,1 Millionen Tonnen auf 4,6 Millionen Tonnen. Erreicht wurde bislang eine Minderung auf etwa 7,8 Millionen Tonnen. „Das geht nur, wenn alle Sektoren mitmachen“, so Umweltministerin Carole Dieschbourg. Vor allem im Verkehr müssten darum große Anstrengungen unternommen werden, denn er verursacht in Luxemburg zwei Drittel der CO2-Emissionen.
Dieschbourg weist darauf hin, dass Luxemburg zwar eine moderne Autoflotte hat, aber dennoch weit über dem EU-Schnitt bei den Emissionen (133 Gramm gegenüber 123 Gramm) liegt. In den Niederlanden betragen die CO2-Fahrzeugemission 98,4 Gramm pro 100 Kilometer.
Mehr Elektroautos
Laut EU-Plan sollen 2030 auf Europas Straßen 30 Millionen E-Autos unterwegs sein. Bis dahin sollen nach Regierungsvorhaben in Luxemburg Elektroautos 49 Prozent der hier zugelassenen Fahrzeuge ausmachen.
Erreicht werden soll das unter anderem durch die Kaufförderung für Elektroautos, die mit bis zu 8.000 Euro bezuschusst werden. Bislang wurden 6,1 Millionen Euro Prämien für vollelektrische Autos ausbezahlt, plus fast zwei Millionen Euro für Plug-in-Hybride, deren Förderung Ende des Jahres ausläuft. Für Fahrräder und Pedelecs wurden bislang 1,6 respektive 1,9 Millionen Euro Fördergelder ausbezahlt. 11,4 Prozent der Auto-Neuzulassungen im letzten Jahren hatten einen Elektromotor. 2,4 Prozent der Autoflotte ist derzeit elektrisch, das sind 10.572 E-Autos. 7,4 Prozent (175) Busse in Luxemburg fahren elektrisch. Die Prämien seien auch deswegen kürzlich geändert worden, um mehr kleine und Mittelklasse E-Autos auf die Straßen zu bringen, statt die teuren Marken.
Protest des „House of Automobile“
In einem Offenen Brief an die Umweltministerin kritisiert am Mittwoch gleichzeitig die Wirtschaftsvereinigung „House of Automobile“ das geänderte Prämiensystem: Mit der neuen Regelung wird eine Grenze bis 18 kWh Strom pro 100 Kilometer gezogen, ab der der Käufer eines Elektroautos nicht mehr die 8.000 Euro Beihilfe erhält, sondern nur noch 3.000 Euro.
„Die getroffenen Maßnahmen werden die Entwicklung der Elektromobilität behindern“, so das House of Automobile.
Die Vereinigung kritisiert auch, dass trotz mehrfacher Ankündigung keine Unterstützung für Unternehmen geschaffen wurde, um Investitionen in die Ladeinfrastruktur zu begleiten.
„Der Markt muss in der Lage sein, sich auf staatliche Anforderungen vorzubereiten. Es ist wichtig, den Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, in einem Umfeld der Stabilität in der Umweltpolitik zu planen“, so die Vertreter der Automobilbranche.
Die Infrastruktur
1.000 öffentliche Parkplätze im Land haben heute eine Ladesäule. Insgesamt verfügt das Luxemburger Netz über 27,3 öffentliche Ladestationen pro 100 Kilometer, das ist Platz zwei in Europa hinter den Niederlanden. Und je mehr E-Autos verkauft werden, umso mehr Ladestationen werden kommen, so Bausch. Die Ladeinfrastruktur in Luxemburg und in ganz Europa werde immer besser. „E-Autos sind kein Nischenprodukt mehr für eingefleischte Ökos“, so Bausch.
Mit Schnellladestationen werden demnächst Junglister und Capellen ausgerüstet, während die jüngst in Kirchberg installierte Supercharger im Juli oder August technisch aufgerüstet werden, damit dort auch mit 300 KW aufgeladen werden kann.
„Uns ist wichtig, dass überall im Land Elektroautos aufgeladen werden können“, sagt Energieminister Turmes. Ein Förderregime soll den Ausbau von privaten Ladestationen unterstützen. Ein neues Gesetz für Neubauten schreibt Modalitäten vor, damit Häuser Ladeinfrastrukturen haben. „Mehr als eine Million Kilometer wurden diesen Februar mit grünem Strom aus den Chargy-Säulen gefahren“, so Turmes.
Mobilitätsminister Bausch sagt: „Wir sind sehr unter Druck, vom Verbrenner wegzukommen.“ Und fügt hinzu: Das Auto bleibe aber ein wichtiger Bestandteil der Mobilität. Elektrifizierung sei „nicht die einzig selig machende“ Lösung. Denn das Ziel könne nicht sein, dass alle in Zukunft in ihren E-Autos im Stau sitzen. Darum müsse auch der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Bis 2025 sollen darum 50 Prozent der Regionalbusse elektrisch fahren.
Beim Bemühen, bald in Luxemburg eine Wasserstoff-Tankstelle einzurichten, gab es zuletzt einen Rückschlag, da Shell abgesprungen ist. Mit alternativen Partnern werde derzeit aber verhandelt.
Wichtig sei aber auch, dass mehr Wasserstofffahrzeuge in Luxemburg fahren. Bausch denkt dabei vor allem an Lastwagen, denn für kleine Autos mache „eine Weltraumtechnologie keinen Sinn“.
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