Luxair, Luxairport, Cargolux: Angst um einen ganzen Sektor
Luxair, Luxairport, Cargolux: Angst um einen ganzen Sektor
„Es muss alles dafür getan werden, dass die aktuelle Krise nicht auch zu einer sozialen Krise im Luftfahrtsektor wird“, fordert der OGBL in Esch/Alzette. Die Gewerkschaft hatte darum im Mai bei Transportminister François Bausch eine Tripartite nachgefragt, bei der sich das Management der Luftfahrtunternehmen Luxair, Cargolux und Luxairport sowie Personalvertreter und Staat zum Sozialdialog am Dienstag treffen und über die Zukunft des Sektors austauschen.
„Der Luftfahrtsektor ist für Luxemburg von nationaler Bedeutung“, sagt Michelle Cloos, OGBL-Sekretärin für den Luftfahrtsektor. Das Wichtigste für die Gewerkschaft sei, dass die Arbeitsplätze erhalten blieben. Zahlreiche Airlines und Flughafenbetreiber rund um den Globus sind angesichts der aktuellen Krise infolge des Corona-Lockdowns dabei, massiv Personal zu entlassen. Das dürfe in Luxemburg nicht geschehen, so Cloos.
Für die Gewerkschaft ist die heutige Reunion auch darum wichtig, weil über die Strategie der Unternehmen und ihre Investitionspläne diskutiert werden müsse. Möglicherweise seien weitere Treffen nötig, so der OGBL gestern, denn wahrscheinlich könnte nicht alles in einem Gespräch geklärt werden. Die Gefahr, die die Personalvertreter angesichts der Krise sehen, ist, dass Airlines nun versuchen könnten, Sozialstandards abzubauen und so aus der Krise unlautere Vorteile zu ziehen, wie das bei verschiedenen Airlines in Europa zu beobachten sei. Hier müsse auch Brüssel aktiver werden, fordert der OGBL.
„Die Mitarbeiter mit befristetem Vertrag“, so Cloos, „waren auch in Luxemburg die ersten, die gehen mussten. Darum pochen wir darauf, dass mehr Mitarbeiter fest angestellt werden und befristete Verträge auf ein Minimum beschränkt bleiben.“ Bislang hat keines der drei Luxemburger Luftfahrtunternehmen einen Sozialplan angekündigt.
Allerdings befinden sich viele Mitarbeiter in Kurzarbeit, was für die Beschäftigten Einkommensverluste bedeutet. Dauere die Krise in der Luftfahrtbranche tatsächlich so lange an, wie befürchtet, nämlich vielleicht bis 2022, sollte der Staat auch die Kurzarbeiterregelung bis dahin aufrechterhalten, so der OGBL.
Viele Annullierungen im Flugbetrieb
Seit April sind Beschäftigte der Luxair in Kurzarbeit, derzeit 900 an der Zahl. Das Unternehmen hat es so geregelt, dass die Personen, die sich in „chômage partiel“ befinden, wechseln, sodass die finanziellen Einbußen den Einzelnen weniger hart treffen als wenn bestimmte Mitarbeiter permanent in Kurzarbeit wären und damit dauernd auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten müssten. Während das Passagiergeschäft im März von einem Tag zum anderen auf nahezu Null zurückgegangen war und sich seither nur wenig berappelt hat – am 29. Mai hat Luxair für einzelne Strecken den Flugverkehr wieder aufgenommen – , läuft das Frachtgeschäft derzeit noch gut.
Zu befürchten ist aber, wenn die Krise in den nächsten Monaten, respektive im kommenden Jahr auch auf die Warenströme durchschlägt, ein starker Einbruch Cargolux, LuxairCargo und das Frachtcenter am Flughafen trifft. Da die Luftfahrtunternehmen im Land alle voneinander abhängig und miteinander verbunden – auch in Bezug auf den Aktienbesitz –, befürchtet der OGBL im Falle einer Schieflage eines Unternehmens einen Dominoeffekt auf alle übrigen.
Was den Passagierbetrieb betrifft, gibt es momentan viele Unsicherheiten. „Wenn alle fliegen würden, wie geplant, würde das Geschäft laufen“, hört man von Luxair. Doch so ist es nicht. Zwar war der Monat Juni recht gut, es wurden viele Flüge gebucht – doch nun, wo Luxemburg wegen steigender Neuinfektionen auf der Roten Liste mancher Länder steht – zum Beispiel Dänemark und Zypern –, wird wieder storniert.
Noch sei es so, war zu erfahren, dass es der Neubuchungen mehr sind als der Stornierungen. Das kann sich natürlich schnell ändern. Es fehlt die Planbarkeit. Luxair hat mit 3.000 Beschäftigten zwar Reserven von rund 182 Millionen Euro, doch die schmelzen dahin; bei laufenden Kosten, die allein fürs Personal normalerweise 193 Millionen jährlich betragen, ist klar, wie lange das Geld maximal reicht.
„Wenn nötig, muss der Staat intervenieren“, so Cloos. Die Gewerkschaft geht auch darum mit „breiter Brust“ in die Gespräche, hatte doch kürzlich der Satellitenbetreiber SES einen Sozialplan angekündigt, das inzwischen aber revidiert, worauf Cloos hinweist und unterstreicht, man befürworte eine „Nationalisierung“, also Verstaatlichung von Cargolux und Luxair. Allerdings ist der Staat bereits indirekt oder direkt Mehrheitsaktionär dieser Gesellschaften.
Wichtig sei, so Cloos, das der „Staat seine Rolle spielt“ und die Beschäftigung garantiere. Die Krise dürfte wie ein Schatten auch über den kommenden Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag schweben: Die aktuellen bei Luxair wie auch beim Flughafen laufen Ende des Jahres aus.
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