Lukratives Ziel für Finanzplatz
Lukratives Ziel für Finanzplatz
(lb) Das weltweite islamische Finanzwesen beläuft sich auf etwa 1,3 Billionen Dollar. Um Luxemburgs Teilhabe an diesem Milliardengeschäft auszubauen, sind diese Woche Finanzminister Pierre Gramegna und rund 60 Wirtschaftsvertreter in Abu Dhabi, Dubai und Doha. Unter ihnen die Banque internationale à Luxembourg (BIL) und die KBL, die bekanntlich katarische Aktionäre zählt, aber auch die Banque de Luxembourg, die Bourse de Luxembourg, die Banken und Bänkervereinigung ABBL, Beratungsunternehmen wie Deloitte und EY, Anwälte von Arendt & Medernach, Allen & Overy, Loyens & Loeff, sowie der ICT-Spezialist EBRC.
Workshops, die von „Luxembourg for Finance“ (LFF) veranstaltet werden, zielen darauf ab, islamische Finanzunternehmen und Investoren nach Luxemburg zu locken und die eigenen Dienstleistungen in den Golfstaaten zu vermarkten. Auch Erbgroßherzog Guillaume und seine Frau Stéphanie nehmen an der Reise teil.
Die Regeln der Scharia
Die gemeinsamen Interessen zwischen Luxemburg und den Golfstaaten sind vor allem wirtschaftlicher Natur, da das Großherzogtum seine Kompetenzen in der islamischen Finanz weiter ausbauen will, islamische Anleger ihrerseits ihre Anlagen diversifizieren wollen. „Wir werden versuchen, Interesse für die luxemburgischen Modelle zu wecken, und ganz klar unterstreichen, dass wir den Regeln der Scharia nachgehen können“, so Serge de Cillia, CEO der ABBL.
„Es geht darum, den Vertretern dort das große Angebot in Luxemburg zu erklären, und unser Fachwissen im islamischen Finanzwesen hervorzustreichen. Der luxemburgische Mikrokosmos kann für sie ganz interessant sein.“ So will man die Betriebe darauf ausmerksam machen, dass sie Anleihen nach islamischem Recht auf der luxemburgischen Börse kotieren können. Ein guter Aufhänger für die Reise dürfte die erste luxemburgische und Euro-Sukuk sein. Die islamische Anleihe vom Typ „Al-Ijarah“ war im Oktober 2014 vom Staat emittiert worden und entspricht den Regeln der Scharia, insofern Muslime für ihr Geld keine Zinsen kassieren.
Eröffnung eines BIL-Büros in Dubai
Heute sind insgesamt 19 Sukuk in Luxemburg gelistet, darunter einige „High profile“-Sukuk, die unserem Land an Glaubwürdigkeit verleihen. Auch zählt Luxemburg mit mehr als 40 Sharia-konformen Investmentfonds als ihr Hauptdomizil in Europa. Insgesamt werden die hiesigen islamischen Anlagen auf sechs Milliarden Euro geschätzt.
Ziel ist es auch, nach den chinesischen Banken, Geldinstitute aus dem Mittleren Osten hierhin zu locken. „Unter anderem werden wir versuchen, das Land als europäischen Hub hervorzustreichen, da es die Möglichkeit gibt, durch eine Bankengenehmigung in Luxemburg den europäischen Pass zu erweben und so Filialen in den anderen europäischen Ländern zu eröffnen“, erklärt Serge de Cillia. Die Eurisbank hatte ihr Interesse bereits seit einigen Jahren verkündet, die Bankenlizenz ist zur Zeit bei der Bankenaufsicht CSSF in Bearbeitung.
Zu dem neuen Modell des Finanzplatzes gehören zudem die Anleger mit größerem Vermögen, auch „High net worth individuals“ (HNWI) genannt. Wie sehr die luxemburgischen Banken an dem Geld des Mittleren Ostens interessiert sind, zeigt die jüngste Eröffnung eines BIL-Büros in Dubai. Es ermöglicht, Dienstleistungen vor Ort anzubieten, auch wenn die Konten in Luxemburg gehalten werden. Die Reise wird außerdem ermöglichen, dem im Oktober von Pierre Gramegna unterschriebenen „Memorandum of Understanding“ (MoU) zum Ausbau der islamischen Finanz Substanz zu verleihen. Der Finanzminister streicht regelmäßig die Bedeutung des islamischen Bankenwesens für die Diversifizierung des luxemburgischen Finanzsektors hervor.
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