Kosten und Produktivität fest im Blick
Kosten und Produktivität fest im Blick
Von Andreas Adam
DuPont ist weltweit einer der größten Konzerne der chemischen Industrie und schon seit über 50 Jahren in Luxemburg vertreten. Seit rund einem Jahr hat der Standort mit Claude Metzdorf einen neuen Werksdirektor. Der Luxemburger hatte seine Karriere vor dreißig Jahren gleich nach dem Studium in Contern begonnen.
Herr Metzdorf, DuPont ist weltweit einer der größten Konzerne der chemischen Industrie und schon seit über 50 Jahren in Luxemburg vertreten. Sie selbst haben vor knapp 30 Jahren gleich nach ihrem Studium in Contern angefangen, kennen das Unternehmen also lange und sehr gut. Was spricht heute noch für das Großherzogtum als Industrie-Standort?
Zunächst ist da die geografische Lage zu nennen. In Luxemburg sind wir zentral positioniert zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien sowie den Niederlanden. Es besteht eine gute Autobahnanbindung. Wichtig ist auch das Bahnnetz. Wir arbeiten hier im Werk viel mit CFL Multimodal, da wir ja Container in die ganze Welt schicken. Wir produzieren schließlich nicht nur für Westeuropa.
Außerdem sind wir nicht weit vom Flughafen entfernt. Ich sage nicht, dass wir alles über den Findel abfertigen, aber wenn es schnell gehen muss, können wir darauf zurückgreifen. Dann kommt hinzu, was nicht nur für DuPont gilt: Wir haben hier viele Nationen vor Ort, sprechen viele Sprachen und sind deshalb kulturell wesentlich regsamer als andere Länder wie beispielsweise Frankreich oder auch England, die zudem weniger zentral liegen.
Dann sind noch staatliche Subventionen zu nennen und natürlich die Lohnnebenkosten wobei Luxemburg mit 16 Prozent gut abschneidet. In einer Sitzung vor drei Wochen sagte uns Wirtschaftsminister Etienne Schneider, dass dies auch so bleiben werde. Es war gut das zu hören. Nur zum Vergleich: In Frankreich sind es 50, in Belgien 47 und in Deutschland 27 Prozent.
Die vergleichsweise hohen Löhne, Umweltauflagen, Energiekosten und langwierigen Genehmigungsprozeduren in Luxemburg sorgen in der Branche immer wieder für Kritik. Ihr Vorgänger, Arsène Schiltz sagte einmal, dass DuPont Luxemburg wettbewerbsfähiger werden müsse. Wie ist das zu schaffen?
Natürlich bezahlen wir hier in Luxemburg ganz gute Löhne. Als Industriebetrieb können sie hier nur dann überleben, wenn sie Produkte mit extrem hoher Wertschöpfung herstellen. Das ist momentan bei drei von vier Produkten bei uns der Fall. DuPont hat in Luxemburg vier Geschäftseinheiten, eine davon ist ein Joint Venture mit Teijin-Films. Dort hat man ganz besonders mit der Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen.
Also was tun wir? Wir müssen die Kosten kontrollieren. Das tun wir, indem wir Kosten zunächst einmal konstant halten. Wir halten die Kosten konstant, indem wir die Tonnage, die das Werk verlässt, nach Möglichkeit immer wieder erhöhen und die Fabrik immer mehr auslasten. Es geht um einen ganz heiklen Balanceakt zwischen Produktionskosten und Produktivität.
Die Produktivität kann man aber nur bis zu einem gewissen Grad erhöhen, danach muss man an der Automatisation arbeiten. Dazu benötigen wir Personal, das dementsprechend ausgebildet ist. 57 Prozent unserer Mitarbeiter sind Luxemburger. Wir sind also durchaus eine luxemburgische Firma. [...] Wenn wir zu einer Automatisation übergehen müssen, möchten wir mehr qualifizierte Luxemburger einstellen.
Wer sind ihre wichtigsten Konkurrenten und wo haben sich diese in Europa angesiedelt?
Also zunächst muss man verstehen, dass ein Produkt Konkurrenz hat, und wir vier verschiedene Produkte herstellen. Dabei ist zu bedenken, dass wir nicht nur für Europa, sondern für den Weltmarkt produzieren. Am längsten gibt es hier Mylar, das ist Polyesterfilm. Die Hauptkonkurrenz sitzt dabei in Asien. Die Qualität unserer Produkte ist jedoch so hoch, dass wir von Luxemburg aus Produkte für die Herstellung von Fotovoltaikzellen zuliefern, die nur noch in Asien gefertigt werden. Das spricht für sich.
Dann haben wir seit 40 Jahren das Geotextil Typar. Dafür befinden sich die Konkurrenten in Belgien und Italien. Seit 30 Jahren stellen wir Hytrel her, ein thermoplastisches Elastomer, aus dem z. B. Rohrleitungen für Fahrzeuge hergestellt werden. Konkurrenten haben wir für dieses Produkt in den Niederlanden, in Belgien und auch in Deutschland.
Das letzte Produkt, das wir eingeführt haben, ist das Spinnflies Tyvek. Da gibt es im Grunde keinen gleichartigen Konkurrenten. Tyvek wird beispielsweise für medizinische Verpackungen von Spritzen verwendet. Diese reißfeste Membran ermöglicht es dabei Bakterien fernzuhalten, erlaubt aber Sterilisationsgasen, einzudringen. Eine andere Anwendungsmöglichkeit sind Unterdachspannbahnen beim Hausbau. Feuchtigkeit gelangt nach außen, während der Wind abgehalten wird.
Was sind die Schwerpunkte der DuPont-Aktivitäten in Luxemburg? Welche Rolle spielt die Produktion, welche Forschung und Entwicklung?
Wir sind seit jeher hauptsächlich ein Produktionsstandort. Wir haben natürlich auch Mitarbeiter, die Rohmaterialien organisieren oder sich um das Marketing und den Vertrieb fertiger Produkte kümmern. Es gibt auch einen kleinen Anteil Forschung, allerdings geht es dabei vor allem um additive Anwendungen, beispielsweise um die UV-Stabilität oder thermische Stabilität eines Produkts zu erhöhen. Oder im Fall der Ebola-Schutzanzüge, haben wir uns z. B. mit "Médecins sans frontières" zusammengesetzt, um die Nähte der Einzelteile so dicht zu machen, dass keine Bakterien hindurchkommen.
2012 wurde bei DuPont eine Restrukturierung angekündigt, der global 1500 Stellen zum Opfer fallen sollten, jedoch "nur" 25-30 in Luxemburg. Wie viele Beschäftigte haben sie aktuell bei DuPont Luxemburg? Und warum war Luxemburg weniger von den Maßnahmen (zumindest beim Stellenabbau) betroffen als andere DuPont-Werke?
Aktuell haben wir rund 1100 Beschäftigte und lagen in den vergangenen vier Jahren eigentlich immer zwischen 1100 und 1150 Mitarbeitern. Das variiert abhängig von Projekten, die mal mehr mal weniger Arbeitskräfte benötigen. Es stimmt, dass wir 2012 diese Restrukturierung hatten. Dass wir relativ glimpflich davon kamen, lag zum Teil daran, dass wir bei DuPont-Luxemburg immer schon Kosten und Produktivität im Auge hatten.
Wir haben hier im Betrieb kein Fett angesetzt. Es sind schlanke Strukturen. Dennoch müssen wir weiterhin darauf achten. Ich habe ja bereits Produktionskosten, Produktivität und Automatisierung angesprochen. Auch in Zukunft werden hier nur Produkte überleben können, wenn sie eine große Wertschöpfung enthalten. Das bedeutet auch, dass wir transaktionale Tätigkeiten künftig hier nicht behalten können.
Was meinen Sie mit transaktionalen Tätigkeiten?
Das sind Arbeiten, die man den ganzen Tag über am Computer verrichten kann. Also transaktional das bedeutet Aufträge erteilen usw.
Werden diese Tätigkeiten ausgelagert?
Das geht in Länder, in denen wir andere Gehaltsstrukturen haben.
Wird das einen Einfluss auf die Zahl der Beschäftigten in Luxemburg haben oder können sie das ausgleichen?
Wir denken, dass wir das ausgleichen, indem ... wie soll ich sagen... wenn wir Leute aus Marketing und Vertrieb bräuchten, die sich dann wieder mehr um das Produkt selbst kümmern.
Die Zahl der Arbeitsplätze soll also nicht reduziert werden?
Ich hoffe nicht. Aber wir müssen uns darüber im klaren sein, dass wir uns um die Produktionskosten kümmern müssen. Das ist ein ständiger Prozess.
Wird bei DuPont noch kurzgearbeitet?
Wie ich bereits angedeutet habe, ist das Auftragsbuch bei DuPont Teijin Films nicht so gut gefüllt wie bei den anderen Geschäftszweigen. Da ist Kurzarbeit angesagt.
Wie beurteilen sie den Arbeitsmarkt in Luxemburg und in der Großregion? Haben sie Mühe qualifiziertes Personal zu finden? Wie gehen sie mit dieser Herausforderung um?
Vereinzelt gibt es schon Positionen, bei denen wir zwei bis drei Monate nach einem Mitarbeiter suchen. Da wir aber auch auf den Arbeitsmarkt jenseits der Landesgrenzen zugreifen können, denke ich nicht, dass wir derzeit Probleme haben, Arbeitskräfte zu finden. Die einzigen Schwierigkeiten entstehen dadurch, dass Mitarbeiter sich irgendwann dafür entscheiden, uns zu verlassen, um bei einer Gemeinde oder dem Staat zu arbeiten.
Das hört man immer wieder, doch wie dramatisch ist das denn bei DuPont Luxemburg?
Pro Jahr haben wir ungefähr sechs solcher Abgänge.
Der Industrieverband Fedil gibt den Umsatz von DuPont de Nemours Luxemburg mit rund 630 Millionen Euro an, jenen des Joint Ventures Dupont Teijin Luxemburg mit 135 Millionen Euro. Wie hat sich dies zuletzt entwickelt? Wie hoch ist der Nettogewinn in Luxemburg und welchen Stellenwert haben die luxemburgischen Werke im DuPont-Konzern?
Beim Umsatz sind wir zusammen genommen bei 717 Millionen Euro. Earnings before Income Tax and Amortization liegen bei 71, der Personalaufwand bei 92 Millionen Euro. Was den Stellenwert anbelangt, so ist DuPont Luxemburg nach Mitarbeitern das größte DuPont-Werk in Europa und das drittgrößte weltweit.
DuPont hat in den letzten 50 Jahren rund eine Milliarde Dollar in luxemburgische Produktionsstätten investiert. In welchem Umfang wird DuPont weiter auf Luxemburg setzen?
Bisher sind 45 Hektar von insgesamt 105 Hektar mit Produktionsanlagen besetzt. Die Hälfte des Geländes steht also noch zur Verfügung, um etwas damit zu machen. Allerdings gibt es im Konzern natürlich auch eine gesunde, interne Konkurrenz aus Holland, Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Spanien und anderen Ländern, wenn es darum geht etwas an Land zu ziehen. [...] Im Moment habe ich keinen Plan, wonach ein bestimmter Geschäftszweig in absehbarer Zukunft nach Luxemburg kommen soll. Konkret investiert wurden in den letzten vier Jahren durchschnittlich jeweils rund 12 Millionen Euro – um unsere bestehenden Anlagen zu verbessern.
Erbgroßherzog Guillaume wird am Dienstagvormittag dem Luxemburger DuPont-Werk einen Besuch abstatten.
Der Erbgroßherzog möchte im Zusammenhang mit der Fedil die luxemburgische Industrie kennenlernen. DuPont ist eine von mehreren Station. Übrigens hat Großherzog Jean hier 1965 die erste Polyesterlinie eingeweiht. Großherzog Henri war bei der 25 Jahr Feier im Oktober 1987 hier. Mit dem Besuch des Erbgroßherzogs kommen wir nun auf eine insgesamt 50-jährige Unterstützung in dritter Generation durch den Hof.
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