Juncker: „Luxemburg kann kein reines Dienstleistungsland sein“
Juncker: „Luxemburg kann kein reines Dienstleistungsland sein“
(jm) - LuxGuard, Hyosung Wire Plant, ArcelorMittal Schifflingen und auch Cargolux: In den letzten Tagen mehrten sich die schlechten Nachrichten aus der Luxemburger Industrie. „Meine Befürchtung ist, dass wir uns weiter desindustrialisieren“, sagte Premier Juncker gestern im Pressebriefing nach dem Ministerrat. „Man kann aber nicht nur ein reines Dienstleistungsland sein, wir brauchen eine starke Industrie“, so der Premier, der gleichzeitig einräumte, dass es schwierig werde, die „Lage in den Griff zu bekommen. Dennoch müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um den Erosionsprozess zu verstehen und in den Griff zu bekommen.“
Dass die Geschäftsführung von LuxGuard Lohnkürzungen an zusätzliche Investitionen koppele, wollte der Premier nicht kommentieren, schließlich habe er sich nicht in die Verhandlungen der Kollektivvertragsparteien einzumischen. „Grundsätzlich“ sei er aber der Ansicht, dass sich mit Lohnkürzungen allein ein Unternehmen nicht sanieren lasse. Was die Gerüchte um Cargolux angeht, so gab der Premier zu bedenken, dass die Schwierigkeiten der Frachtfluggesellschaft nicht erst mit dem Einstieg des Großaktionärs Qatar Airways begannen. „Die Probleme bei Cargolux sind groß. Und sie werden nicht kleiner, wenn man sie weiter in der Öffentlichkeit zerredet.“ Der Premier rief alle beteiligten Parteien (Arbeitgeber, Aktionäre und Gewerkschaften) auf, sich an einem Tisch zu versammeln, um gemeinsam Lösungen auszuarbeiten.
Im Zusammenhang mit Cargolux kritisierte der Premier diejenigen, die ihn für die Bemühungen um ein bilaterales Visumsabkommen mit Moskau kritisiert haben. Eine solche Vereinbarung sei von großer Bedeutung für eine Fluggesellschaft, die Russland 35 Mal pro Woche anfliege, was derzeit mit erheblichen Einreiseschwierigkeiten für die Piloten verbunden sei. Mit erheblichen Schwierigkeiten haben zuweilen auch die luxemburgischen Unternehmen zu kämpfen, wenn sie im Inland investieren wollen. Dass er Licht ins administrative Dickicht bringen wollte, hatte der Premier im Mai bei seiner Regierungserklärung zur Lage der Nation angekündigt. Derzeit ist man im Staatsministerium mit den Vorarbeiten zum „legislativen Verschlankungsprozess“ befasst. Bis zum Jahresende will der Premier deutliche Fortschritte erzielt haben, auch wenn er davon ausgeht, dass diese Fortschritte von den Beteiligten nicht ohne Murren aufgenommen werden.
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