IWF verschärft Warnungen vor Brexit
IWF verschärft Warnungen vor Brexit
(dpa) - Der Internationale Währungsfonds hat seine Warnungen vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU noch einmal verschärft. Ein IWF-Bericht über den wirtschaftlichen Zustand des Vereinigten Königreichs geht davon aus, dass die Wirtschaftsleistung langfristig um bis zu 4,5 Prozentpunkte niedriger liegen würde als bei einem Verbleib in der EU. Für 2017 sehen die Szenarien des IWF sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung vor, sollte Großbritannien am 23. Juni für den Ausstieg aus der EU stimmen.
IWF-Chefin Christine Lagarde hat unterdessen in einem flammenden Appell die Vorteile des Verbleibs in der Europäischen Union betont. Großbritannien sei Teil europäischer Fertigungsketten, etwa in der Auto- und Raumfahrtindustrie, sagte Lagarde am Freitag in Wien. Großbritanniens Handelsvolumen sei durch die Mitgliedschaft in der EU größer geworden, sowohl Löhne als auch Produktivität seien gestiegen.
Ferner habe die EU dazu beigetragen, Großbritannien in eine dynamische und lebendige Volkswirtschaft zu transformieren. „Großbritannien hat von den vielen Beiträgen talentierter und fleißiger Migranten aus aller Welt und auch aus der EU profitiert“, sagte Lagarde. „Die Mitgliedschaft in der EU hat Großbritannien zu einer reicheren Volkswirtschaft gemacht, sie hat Großbritannien aber auch zu einem diversifizierten, aufregenderen und kreativeren Land gemacht.“
Die Experten des Fonds machten auch deutlich, dass Großbritannien wirtschaftlicher Hauptverlierer eines Brexit sein würde. „Die hauptsächlichen makroökonomischen Auswirkungen würden Großbritannien betreffen“, sagte ein IWF-Experte.
Großbritannien begebe sich in das Abenteuer Brexit trotz der zuletzt günstigeren Daten vom Arbeitsmarkt und beim Wachstum als ein wirtschaftlich angeschlagenes Land. Seit der Finanzkrise 2008 konnte das Königreich nicht mehr die Maastricht-Kriterien für die Staatsverschuldung erreichen. Das Haushaltsdefizit liegt derzeit bei vier Prozent, die Gesamtverschuldung bei über 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Probleme sieht der IWF weiterhin bei Produktivität und dem vergleichsweise großen Leistungsbilanzdefizit, von über fünf Prozent.
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