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Immer mehr luxemburgische Flüge mit dem Privatjet
Wirtschaft 3 Min. 30.03.2023
Luxuriöser CO₂-Ausstoß

Immer mehr luxemburgische Flüge mit dem Privatjet

Ein umweltschädliches Reisevergnügen: der Flug mit dem Privatjet.
Luxuriöser CO₂-Ausstoß

Immer mehr luxemburgische Flüge mit dem Privatjet

Ein umweltschädliches Reisevergnügen: der Flug mit dem Privatjet.
Foto: Shutterstock
Wirtschaft 3 Min. 30.03.2023
Luxuriöser CO₂-Ausstoß

Immer mehr luxemburgische Flüge mit dem Privatjet

Uwe HENTSCHEL
Uwe HENTSCHEL
Laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie gab es allein 2.767 dieser Flugbewegungen mit Start oder Ziel im Großherzogtum.

Eine neue, von Greenpeace Europa in Auftrag gegebene Analyse zeigt, dass die Zahl der Flüge mit einem Privatjet in Luxemburg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent auf 2.767 Flüge gestiegen ist. 

Während Europa die letzten Monate unter einer schweren Hitzewelle und Winterdürre litt, hätten sich die Emissionen von Privatjets in Luxemburg nahezu verdoppelt und folgten damit dem europäischen Trend, kritisiert die Umweltschutzorganisation. Europaweit seien 55 Prozent dieser Flugbewegungen Kurz- oder Extremkurzflüge mit einer Strecke von weniger als 750 Kilometern gewesen. Greenpeace Luxemburg fordert deshalb ein Verbot von Privatjets, ein Verbot von Kurzstreckenflügen und die Einführung einer Kerosinsteuer.

Verbot extrem umweltschädlicher Privatjets

„Die alarmierende wachsende Anzahl von Flügen mit Privatjets steht in völligem Widerspruch zu dem, was uns die Klimawissenschaft rät – nämlich den CO₂-Ausstoß sofort zu reduzieren, um eine totale Katastrophe zu verhindern“, erklärt Frédéric Meys, Mitarbeiter bei Greenpeace Luxemburg. Der neue IPCC-Bericht zeige deutlicher als je zuvor, dass der exzessive Konsum von fossilen Brennstoffen dringend gedrosselt werden müssen. 


Luxaviation Jet - Foto: Pierre Matgé/Luxemburger Wort
Luxaviation und Shell Aviation kooperieren
Die beiden Unternehmen wollen ihre Versorgungsnetzwerke für Privatjets ausbauen.

Mehr als 60 Prozent des weltweit genutzten Erdöls werde für den Verkehr verwendet, so Meys. „Die sofortige Reduzierung der mit Erdöl angetriebenen Verkehrsmittel ist eine Notwendigkeit, angefangen mit einem Verbot von extrem umweltschädlichen Privatjets, die wertvolle Energie verschwenden und schädliche Treibhausgase ausstoßen, die dem Klima, der Umwelt und der Gesundheit schaden“, sagt er.

Die von der niederländischen Umweltberatungsfirma CE Delft durchgeführte Untersuchung ergab, dass trotz der Covid-Pandemie, der Ausfälle auf den Flughäfen und der steigenden Treibstoff- und Energiekosten, die den Luftfahrtsektor beeinträchtigt haben, der europäische Verkehr mit Privatjets in den letzten drei Jahren stark angestiegen ist und mehr als 5,3 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen hat. 

7,5 Kilometer mit dem Flieger

Auf der Liste der beliebtesten Ziele für Privatjets, die von Luxemburg aus starteten, stehen laut der Studie ganz oben die Destinationen Genf, Paris und London - also Ziele, die auch mit dem Zug erreichbar sind. Die kürzeste Strecke für den Privatflugverkehr ist bereits seit Jahren die 72 Kilometer lange Strecke zwischen Luxemburg und Metz/Nancy. 2022 sollen es allein 29 Flüge gewesen sein.

Laut der Studie ist das in Europa aber bei Weitem nicht die kürzeste Strecke, für die Menschen in den Flieger steigen. So gab es zum Beispiel im Nachbarland Belgien auch 204 Flüge auf der nur 55 Kilometer großen Distanz zwischen Antwerpen und Lüttich, in Frankreich wurde für die 24 Kilometer zwischen Nizza und Cannes 159 Mal der Flieger genutzt und zwischen den beiden britischen Orten Farnborough und Blackbushe gab es immerhin 13 Flüge - und das bei einer Distanz von weniger als 7,5 Kilometern. Mit einem Ausstoß von 240 Kilogramm CO₂ pro Kilometer ist das auch der absolute Höchstwert auf der Liste unnötiger Kurzstreckenflüge.

Neue Regelung ignoriert luxuriöse Transportmittel

Wie Greenpeace erklärt, seien Privatjets und Luxusabgase in der EU derzeit nicht geregelt und von zentralen EU-Rechtsvorschriften zur Bekämpfung von Treibhausgasemissionen ausgeschlossen, obwohl sie pro Passagierkilometer das umweltschädlichste Verkehrsmittel der Welt seien.    

2022 forderten aber mehrere EU-Länder erstmals eine EU-weite Regelung der Emissionen von Privatjets. Das überarbeitete EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) soll in den nächsten Wochen in Kraft treten. Dieser selbst ernannte Eckpfeiler der EU-Politik im Kampf gegen CO₂-Emissionen werde allerdings Privatjets und andere luxuriöse Transportmittel wie Jachten nicht einschließen, kritisieren die Umweltschützer.


View of the Boeing 747-300 registrered number YV3531 of Venezuelan Emtrasur Cargo airline at the international airport in Cordoba, Argentina, on June 6, 2022, after taking off for Buenos Aires. - A plane transporting automotive components, 14 Venezuelan crew members and five Iranians, is being held at the Ezeiza airport in Buenos Aires, after raising suspicion on the motifs of its flight to Argentina, official sources informed AFP on June 12, 2022. (Photo by SEBASTIAN BORSERO / AFP)
Würden Sie mehr für Flüge mit nachhaltigem Kerosin zahlen?
Der Einsatz nachhaltiger Treibstoffe würde das Fliegen laut einer Studie nur geringfügig teurer machen. Würden Sie dafür mehr zahlen?

„Um eine gerechte und ökologische Zukunft für alle zu gewährleisten, müssen wir unser politisches und wirtschaftliches System überdenken, insbesondere durch die Umgestaltung des Verkehrs, dem Ende des Tanktourismus und der Einführung einer Kerosinsteuer“, sagt Meys. Politische Entscheidungen dürften sich nicht an den Interessen von Lobbys orientieren. „Es ist höchste Zeit“, so der luxemburgische Umweltaktivist, „für eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unverantwortlichen großen Umweltverschmutzern.“

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