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Handelskrieg: Trump will mit Xi reden
Wirtschaft 4 Min. 14.05.2019 Aus unserem online-Archiv

Handelskrieg: Trump will mit Xi reden

Eine Kundin eines Discountmarkts in Los Angeles: Die Preise für viele aus China importierte Waren dürften steigen, nachdem US-Präsident Trump neue Zölle im Wert von 200 Milliarden Dollar eingeführt hat.

Handelskrieg: Trump will mit Xi reden

Eine Kundin eines Discountmarkts in Los Angeles: Die Preise für viele aus China importierte Waren dürften steigen, nachdem US-Präsident Trump neue Zölle im Wert von 200 Milliarden Dollar eingeführt hat.
Bild: Mario Tama/Getty Images/AFP
Wirtschaft 4 Min. 14.05.2019 Aus unserem online-Archiv

Handelskrieg: Trump will mit Xi reden

Trump hat den Handelskrieg mit China weiter eskaliert. Jetzt will der US-Präsident die Besorgnisse dämpfen und mit Staatschef Xi reden. Die Anleger weltweit sind beunruhigt.

(dpa) - Nach der Eskalation im Handelskrieg mit China rudert US-Präsident Donald Trump wieder etwas zurück. Er hat nach eigenen Angaben noch nicht über eine weitere Verschärfung der Gangart entschieden. Am Rande des Gipfels der großen Industrieländer (G20) Ende Juni in Osaka (Japan) wolle er mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping reden, sagte Trump. Die Unsicherheit im Zollkrieg zwischen den zwei größten Volkswirtschaften ließ am Dienstag aber auch die asiatischen Börsen fallen.


(FILES) This file picture taken on November 6, 2018 shows a Chinese and US flag at a booth during the first China International Import Expo (CIIE) in Shanghai. - With the eyes of the world on Washington for the high-stakes trade talks on May 11-12, 2019 between China and the United States, none will be more focused than those of Chinese exporters who are increasingly worried about the impact of more tariffs. (Photo by JOHANNES EISELE / AFP)
USA heben Sonderzölle auf Waren aus China an
Die USA haben ihre Drohung wahr gemacht. Am Freitag um Mitternacht traten die angekündigten Sonderzölle gegen China in Kraft.

Ökonomen warnt vor einer Eskalation. „Der anhaltende Konfrontationskurs zwischen den USA und China gefährdet die Weltwirtschaft massiv“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, der Deutschen Presse-Agentur. Der Handelskonflikt wirke sich umso stärker auf die Weltkonjunktur aus, je länger er dauere. „Unternehmen investieren nicht, wenn unklar ist, ob ihre Geschäfte bald durch Zölle unterbrochen werden.“ Der Konflikt treffe direkt europäische Unternehmen, die Produktionsstätten in den USA und China haben.

Nach den Verlusten an der Wall Street am Vortag sackte in Japan der Nikkei-225-Index in den ersten 15 Handelsminuten um 1,8 Prozent ab. In Hongkong fiel der Hang Seng um rund zwei Prozent. Auch die Börsen in China lagen klar im Minus. Der Kospi-Leitindex in Seoul, der schon am Montag auf den niedrigsten Stand seit Januar gefallen war, ging auch erst nach unten, machte dann aber wieder Boden gut.

Die US-Börsen befanden sich am Montag im freien Fall. Der Leitindex Dow Jones verlor mehr als 600 Punkte.
Die US-Börsen befanden sich am Montag im freien Fall. Der Leitindex Dow Jones verlor mehr als 600 Punkte.
Bild: Drew Angerer/Getty Images/AFP

Der seit Monaten andauernde Handelskrieg hatte sich in den vergangenen Tagen drastisch verschärft. In einem ersten Schritt hatten die USA ihre US-Sonderzölle auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von 10 auf 25 Prozent erhöht. Auch wurde ein zweiter Schritt angekündigt, die Zölle auf China-Waren im Wert von 325 Milliarden auszuweiten – und damit auf alle Importe aus China.

Im Gegenzug kündigte Peking am Montag kurz vor Öffnung der US-Börsen seine Vergeltungsmaßnahmen an. So steigen vom 1. Juni an chinesische Sonderzölle auf US-Waren im Wert von 60 Milliarden US-Dollar auf bis zu 25 Prozent. Die „Anpassung“ sei eine „Antwort auf den US-Unilateralismus und Handelsprotektionismus“. Zuvor hatte Trump die chinesische Seite noch gewarnt, Vergeltung zu üben.

Die Eskalation ließ die US-Aktienmärkte umgehend absacken. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 2,38 Prozent – so viel wie seit dem 3. Januar 2019 nicht mehr. Offenbar um die Märkte zu beruhigen, versicherte Trump, dass über die Frage, ob die Sonderzölle auf alle China-Waren ausgeweitet werden, noch nicht befunden worden sei. Er verwies auf sein Treffen mit Xi Jinping Ende Juni in Japan.

Die Zollspirale ist eine immense Gefahr für die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft

Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer veröffentlichte ein Papier, in dem er Eingaben von Betroffenen einfordert. Am 17. Juni soll es zu einer öffentlichen Anhörung kommen. Damit gibt es weiter Zeit für Handelsgespräche. Chinas Unterhändler haben die US-Seite nach Peking eingeladen. Einen Termin gibt es nicht. US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte beim Sender CNBC, er könne sich vorstellen, dass die Gespräche weitergingen – vermutlich zunächst in Peking.

Am Montagabend (Ortszeit) versuchte der US-Präsident, Zuversicht zu verbreiten. Als er Mnuchin bei einem Dinner zum Fastenbrechen mit Muslimen vorstellte, sagte Trump: „Er ist gerade aus China zurück. Wir sagen Euch in drei oder vier Wochen, ob es erfolgreich war.“ Und der fügte hinzu: „Aber ich habe ein Gefühl, dass es sehr erfolgreich sein wird.“

Trump gibt China die Schuld an der Eskalation.
Trump gibt China die Schuld an der Eskalation.
Bild: AFP/Brendan Smialowski

Von den neuen Zöllen Chinas sind auch amerikanische Agrarprodukte betroffen. Trump kündigte an, den US-Farmern für etwaige Ausfälle unter die Arme greifen zu wollen. Er gab China die Schuld an der Eskalation und warnte Peking vor Konsequenzen. Man sei kurz davor gewesen, ein „großartiges“ Abkommen abzuschließen, dann sei China aber abgesprungen.


This photo taken on May 11, 2019 shows a worker on the production line of a factory in Jinan, in east China's Shandong province, which produces construction machinery for export to many countries, including the US. - China warned on May 13 that it will "never surrender to external pressure" after the United States ordered tariffs on almost all Chinese exports. (Photo by STR / AFP) / China OUT
China erhöht Zölle auf US-Waren
China schlägt im Handelskrieg mit den USA zurück. US-Präsident Trump hatte vor Gegenmaßnahmen gewarnt.

Die Unsicherheiten durch die Handelsstreitigkeiten mit den USA dämpfen auch die Weltkonjunktur. Die deutsche Regierung und führende Wirtschaftsforscher hatten ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr bereits deutlich gesenkt. Das belastet die exportstarke deutsche Wirtschaft. Auch der Streit zwischen den USA und der EU ist weiter nicht beigelegt.

Die Reaktion aus Peking beweise, wie schädlich Zollspiralen für Verbraucher und Unternehmen seien, sagte BDI-Chef Lang. Die schnelle Antwort drohe die kontraproduktive Entwicklung zu beschleunigen. Auch angedrohten US-Zölle auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile seien ein erhebliches Risiko für die Weltwirtschaft, so Lang. „Eine Eskalation würde US-Verbraucher und US-Wirtschaft sowie die Wirtschaft der engsten Verbündeten der USA treffen.“

China und die USA seien wichtige Märkte für deutsche Unternehmen.

„Die Zollspirale ist eine immense Gefahr für die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft“, sagte Lang. „Wirtschaftlich wird kein beteiligtes Land von einem Handelskonflikt profitieren. Nationale Alleingänge und Zölle sind falsch.“



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Rechtzeitig zum US-Wahljahr einigen sich Peking und Washington auf ein erstes Handelsabkommen. Viele Probleme bleiben damit weiter bestehen. Doch vorerst ist keine weitere Eskalation zu befürchten.
(FILES) In this file photo taken on November 6, 2019 shipping containers, some marked 'China Shipping', are stacked at the Port of Los Angeles, the nation's busiest container port in San Pedro, California. - Washington, Tokyo and Brussels on January 14, 2020 joined forces in calling for stronger global rules against government subsidies that distort trade, a practice China has long been accused of exploiting. The governments in a statement called on the World Trade Organization to beef up existing regulations, which they said are "insufficient to tackle market and trade distorting subsidization." But they refrained from naming China directly. (Photo by MARIO TAMA / AFP)