Grüne Fonds lenken kaum Geld in eine grüne Wirtschaft
Grüne Fonds lenken kaum Geld in eine grüne Wirtschaft
Wie nachhaltig sind nachhaltige Fonds wirklich? Um diese Frage zu beantworten, haben Greenpeace Luxemburg und Greenpeace Schweiz die unabhängige Ratingagentur Inrate mit einer Studie beauftragt. Das ernüchternde Ergebnis: Die Fonds werden ihrem Namen oft nicht gerecht. Sie leiten kaum mehr Kapital in eine nachhaltige Wirtschaft als konventionelle Fonds.
Die Studie werfe „tiefgreifende Fragen zum Finanzplatz Luxemburg“ auf, der als Kompetenzzentrum für nachhaltige Finanzen beworben wird, erklärte die Umweltorganisation am Montag.
Eine Frage der Definition
Die Studie hat 51 Nachhaltigkeitsfonds untersucht. Diese zeigten keine signifikant geringere Kohlenstoffintensität als reguläre Fonds. Eine verbindliche oder wenigstens einheitliche Definition von nachhaltigen Investmentfonds gibt es nicht. Dafür gibt es verschiedene Kriterien, wie etwa die ESG-Kriterien.
ESG steht für „Environment“ (Umwelt), „Social“ (Soziales) und „Governance“ (Unternehmensführung). Die ESG-Kriterien werden bereits seit den 1990er-Jahren verstärkt bei Anlageentscheidungen verwendet. Wie unzureichend sie sind, zeigt die aktuelle Studie.
Bei einem untersuchten ESG-Fonds war über ein Drittel des Kapitals in kritische Aktivitäten investiert – fossile Brennstoffe, klimaintensiver Transport, Bergbau – was mehr als doppelt so hoch war wie der durchschnittliche Anteil bei konventionellen Fonds.
Offensichtlich sind die Schwellen so gering, dass die Ausschlüsse nicht wirksam sind. Einige Produkte schließen nur Streumunition und Landminen aus – und schon nennen sie sich nachhaltig.
Regina Schwegler
Als weniger schwammig gelten Ausschlusskriterien. So sollen etwa Investments in umstrittene Waffen oder Aktivitäten, die mit Menschenrechtsverletzungen verbunden sind, verhindert werden. Aber selbst hier zeigt sich: In Bezug auf solch kritische Aktivitäten konnten die nachhaltigen Fonds nur bei der Produktion von Zement und in der Rüstungsindustrie eine signifikant geringere Beteiligung aufweisen. Bei anderen Aktivitäten war keine relevante Differenz nachweisbar.
„Das hat uns auch sehr gewundert“, sagt die Autorin der Studie, Regina Schwegler. „Offensichtlich sind die Schwellen so gering, dass die Ausschlüsse nicht wirksam sind. Einige Produkte schließen nur Streumunition und Landminen aus – und schon nennen sie sich nachhaltig.“
Grün ist in
Sind also alle Versuche, die Finanzindustrie nachhaltig zu machen, vergeblich? Nein, sagt Greenpeace. Die Mängel bedeuten nicht, dass die Ansätze grundsätzlich falsch sind. Aber der Finanzplatz brauche unbedingt verlässliche Standards, damit Nachhaltigkeitsfonds, die eine positive Auswirkung auf Umwelt und Gesellschaft versprechen, dieser Verpflichtung auch nachkommen.
„Ansonsten ist die Luxemburger Fondsindustrie rechtlichen und Reputationsrisiken durch Greenwashing ausgesetzt und riskiert, das Vertrauen von Investoren zu verlieren“, sagt Martina Holbach, Klima- und Finanzkampaignerin bei Greenpeace Luxemburg.
Obwohl die EU Sustainable Finance Taxonomy voraussichtlich wertvolle methodische Grundlagen liefern werde, müsse regelmäßig geprüft werden, ob sich die Regulierungen als effektiv erweisen. Denn inzwischen sind viele Anleger betroffen. Grün ist eben in.
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