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Griechenland versilbert Immobilien: Hoffen  auf Milliarden-Erlöse
Wirtschaft 2 Min. 08.10.2012 Aus unserem online-Archiv

Griechenland versilbert Immobilien: Hoffen  auf Milliarden-Erlöse

Palast in Tatoi: 1974 entschieden sich die Griechen für die Abschaffung der Monarchie.

Griechenland versilbert Immobilien: Hoffen  auf Milliarden-Erlöse

Palast in Tatoi: 1974 entschieden sich die Griechen für die Abschaffung der Monarchie.
Foto: AP
Wirtschaft 2 Min. 08.10.2012 Aus unserem online-Archiv

Griechenland versilbert Immobilien: Hoffen  auf Milliarden-Erlöse

Um die maroden Staatsfinanzen zu sanieren, will sich der griechische Staat jetzt von wertvollen Immobilien im In- und Ausland trennen. Darunter sind Diplomatenresidenzen und der ehemalige Sommerpalast des griechischen Königshauses.

Vom Gerd Höhler

Um die maroden Staatsfinanzen zu sanieren, will sich der griechische Staat jetzt von wertvollen Immobilien im In- und Ausland trennen. Darunter sind Diplomatenresidenzen und der ehemalige Sommerpalast des griechischen Königshauses.

Seit 45 Jahren ist Tatoi, der einstige Sitz der griechischen Königsfamilie am Südosthang des Parnes-Berges bei Athen, unbewohnt. Das 1871 von König Georg im Stil eines russischen Zarenpalastes errichtete Schloss und seine fast 40 Nebengebäude verfallen. Mit dem Obristenputsch vom 21. April 1967 nahte in Griechenland auch das Ende der Monarchie: Nach einem missglückten Gegenputsch musste König Konstantin II. im Dezember 1967 ins Exil fliehen. Nach der Rückkehr zur Demokratie entschieden sich die Griechen 1974 in einer Volksabstimmung für die Abschaffung der Monarchie.

Inseln mit Potenzial

Jetzt sollen der einstige Sommersitz der Königsfamilie und das 42 Quadratkilometer große Waldgelände, auf dem er steht, einen neuen Besitzer finden. Der griechische Staat, in dessen Besitz Tatoi 1974 überging, will die Liegenschaften verkaufen. Rund 150 Millionen Euro könnten sie einbringen, schätzen Fachleute.

Der künftige Besitzer muss allerdings die denkmalgeschützten Gebäude instand setzen und das historische Erbe bewahren – einschließlich der Gräber von 21 verstorbenen Mitgliedern der Königsfamilie, die sich im Park von Tatoi befinden. Um Staatsschulden abzutragen, will Griechenland bis 2020 rund 50 Milliarden Euro durch Privatisierungen einnehmen, die Hälfte davon mit dem Verkauf von Liegenschaften.

So sucht die staatliche Privatisierungsagentur TAIPED, eine Art griechische Treuhand, jetzt Käufer für touristisch nutzbare Küstenstreifen auf den Inseln Rhodos und Korfu. Als Filetstück des zum Verkauf vorgesehenen Grundbesitzes gilt das Gelände des ehemaligen Athener Flughafens im Küstenvorort Ellinikon. Immobilienexperten schätzen den Wert des 620 Hektar großen Areals an der Küste des saronischen Golfs auf mehrere Milliarden Euro.

Großes Potenzial bieten auch viele der 598 unbewohnten Inseln, die dem griechischen Staat gehören. In einer ersten Phase sollen jetzt 25 Inseln auf bis zu 99 Jahre zur touristischen Nutzung an private Investoren verpachtet werden. Die geplante Privatisierung staatlicher Ländereien stößt allerdings auf Schwierigkeiten, weil oft die Eigentumsverhältnisse strittig sind – in weiten Teilen Griechenlands gibt es immer noch keine zuverlässigen Grundbücher. So erheben in vielen Fällen Klöster der orthodoxen Kirche Ansprüche auf staatliches Land.

Verkäufe im Ausland

Unstrittig sind dagegen die Besitzverhältnisse wertvoller Auslands-Immobilien, die der Staat jetzt verkaufen will. Darunter ist die Residenz des griechischen Generalkonsuls im Londoner Nobel-Viertel Holland Park. Das viktorianische Gebäude dürfte mehrere Millionen Euro wert sein. Auch ein Bürohaus in Brüssel, ein Barockgebäude in Belgrad sowie Liegenschaften in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und auf Zypern stellt der griechische Staat jetzt zum Verkauf.