Geldspritze für die Cargolux
Geldspritze für die Cargolux
(aho) - Die Cargolux ist finanziell schwer angeschlagen. Wie der CEO der Frachtfluggesellschaft in einem Interview mit dem Luxemburger Wort erklärte, rechnet die Airline für das laufende Geschäftsjahr mit einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe. In der angespannten Situation ist das Unternehmen auf Hilfestellung angewiesen. Diese bekommt sie von den Banken, Boeing, ihren Mitarbeitern und auch von den Aktionären. Dem Vernehmen nach haben sich die Anteilseigner der Luxemburger Fluggesellschaft auf eine Kapitalerhöhung geeinigt.
Der Verwaltungsrat der Cargolux soll sich grundsätzlich auf eine Geldspritze in Höhe von 100 Millionen Dollar verständigt haben. Am Montag findet eine außerordentliche Generalversammlung statt, um über den Vorschlag zu befinden. Anteilseigner der Fluggesellschaft sind die Luxair (34,9 Prozent), SAirlines (33,7 Prozent), BIP (11,5 Prozent), SNCI (8,6 Prozent), BCEE (8,8 Prozent) sowie mit 2,5 Prozent vier andere Luxemburger Kleinaktionäre – darunter der Fonds Luxavantage der „Spuerkeess”.
Die Zustimmung der Aktionäre zur geplanten Kapitalerhöhung gilt als sicher, obwohl der Anteil der SAirlines unter Konkursverwaltung steht. Hinter dem Aktionär verbirgt sich die ehemalige Schweizer Fluggesellschaft Swissair, die 2001 Insolvenz anmeldete. Seitdem liegt die Cargolux-Beteiligung beim Konkursverwalter in Zürich. Die Versuche, das Aktienpaket zu verkaufen, wurden bisher von luxemburgischen Aktionären sowie durch rechtliche Hürden blockiert. Im Verlauf dieses Jahres sollen alle Unstimmigkeiten geklärt worden sein. Demnach kann der Verkauf der Schweizer Beteiligung abgewickelt und danach die Rekapitalisierung der Cargolux durchgeführt werden.
Lösung für Aktienpaket der ehemaligen Swissair
Es soll auf die bereits 2005 zwischen dem Konkursverwalter und den Cargolux-Aktionären – die von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen – ausgehandelte Transaktion hinauslaufen. Den ursprünglichen Plänen zufolge wird die Luxair das Aktienpaket in einem ersten Schritt stellvertretend für alle kaufen, um es aber sogleich in Höhe der aktuellen Gewichtungen an die übrigen Aktionäre weiter zu verkaufen.
Der Gläubigerausschuss der SAirlines hatte vor vier Jahren dem Verkauf der Aktien (2 021 553 Stück) an die Luxair zum Preis von 145 Millionen Dollar zugestimmt, wie aus dem damaligen Rechenschaftsbericht der Liquidatoren hervorgeht. Der Preis wird neu verhandelt. Es ist davon auszugehen, dass der Kaufpreis der aktuellen Situation der Cargolux entsprechend viel geringer ausfallen wird. Wenn das Aktienpaket in Höhe von 33,7 Prozent unter den Anteilseignern aufgeteilt wird, verändert sich deren Beteiligung wie folgt: Luxair hielte künftig 52,69 Prozent, BIP 17,43 Prozent, BCEE 13,25 Prozent, SNCI 12,95 Prozent und Luxavantage 3,37 Prozent. Lange werden die Aktionäre jedoch nicht auf den zusätzlichen Aktien sitzen bleiben.
Das Paket soll zu einem späteren Zeitpunkt an einen strategischen Partner weiterverkauft werden. Die Cargolux dürfte mit der Geldspritze in der Lage sein, den bevorstehenden Liquiditätsbedarf zu decken. Die Kapitalerhöhung muss als Teil eines Gesamtpakets gesehen werden, mit dem die Airline versucht, die schweren Turbulenzen zu durchfliegen. Die Bereitschaft der Aktionäre ist ein wichtiges Signal nicht nur für die Banken, mit denen das Unternehmen derzeit intensive Gespräche über die Finanzierung der Flottenerneuerung führt.
Für Kreditgeber hat sich das Risiko einer Flugzeugfinanzierung vergrößert, was zu höheren Risikoprämien führt. Auch Boeing dürfte sich freuen, dass sein Erstkunde für die 747-8F die fälligen Zahlungen für die neuen Flieger wird leisten können. Durch die Verschiebung der Auslieferung – anfangs sollte die erste Maschine 2009 übergeben werden, jetzt ist von Ende 2010 die Rede – verzögern sich allerdings die Zahlungstermine. Schließlich ist die Kapitalerhöhung auch ein Signal an die Mitarbeiter, dass ihre Arbeitsplätze eine Zukunft haben. Im Zuge der Krise hat sich die Fracht-Airline allerdings schon von 140 Mitarbeitern getrennt, ohne jedoch jemanden entlassen zu müssen, wie CEO Uli Ogiermann betonte.
Im kommenden Jahr soll die Zahl der Beschäftigten um weitere 20 Personen sinken. Anvisiert wird eine Mitarbeiteranzahl von 1 390. Anpassungen gab es auch bei der Flotte, die auf insgesamt 14 Maschinen begrenzt werden soll.
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