„European Microfinance Week“: Digitale Transformation im Fokus
„European Microfinance Week“: Digitale Transformation im Fokus
Bereits mit kleinen Beiträgen Menschen in Entwicklungsländern helfen, wirtschaftlich auf die Beine zu kommen – das ist das Ziel der sogenannten Mikrofinanz. Ein Problem, das es dabei zu lösen gilt, ist der Weg, auf dem es auch in nicht entwickelten Dritte-Welt-Ländern schnellen Zugang zu Kleinkrediten geben kann. Über die Antwort darauf sind sich die Experten bei der europäischen Woche der Mikrofinanz einig: Die digitale Transformation und die neu entwickelten Technologien können den Zugang zu diesen Kleinkrediten, die Menschen aus schwachen Verhältnissen bei Mikrofinanzinstitutionen (MFI) beantragen können, fördern.
Für drei Tage steht der Schwerpunkt Technologien und ihr Nutzen für die inklusive Finanzierung – also den Finanzmarktzugang für jedermann – im Mittelpunkt der Diskussionen, an denen bis am Freitagabend rund 500 Teilnehmer aus der ganzen Welt in der Abtei Neumünster teilnehmen. „An modernen Technologien kommt man heute nicht mehr vorbei“, stellt Christoph Pausch, Generalsekretär der „European Microfinance Platform“, in Bezug auf die Entwicklung des Mikrofinanzmarktes fest und bezieht sich dabei beispielsweise auf elektronische Zahlungs- und Überweisungssysteme.
Graham Wright, Geschäftsführer des internationalen Beratungsunternehmens für Finanzintegration MicroSave, warnt vor einer „digitalen Kluft“ zwischen denjenigen, die digitale Transformation nutzen werden und denjenigen, die sich verweigern. Auch sieht er das Geschäftsmodell der Mikrofinanzinstitutionen in Gefahr; immerhin wird ihre Funktionsweise zunehmend von FinTechs, modernen Technologien im Bereich der Finanzdienstleistungen, in Frage gestellt: „Viele Institutionen funktionieren noch nach einem veralteten, unflexiblen und ineffizienten Geschäftsmodell. Und das in einem Zeitalter, in dem FinTechs auf die Kunden zugeschnittene Produkte und flexible Finanzinstrumente anbieten können, die schneller und einfacher zur Verfügung stehen.“
Chancen für die Zukunft
Graham Wright sieht aber auch neue Chancen, die mit der digitalen Transformation verbunden sind und das Mikrofinanzgeschäft weltweit fördern können. „Digitale Instrumente können dabei helfen, den Umsatz der Institutionen zu steigern und ihre Betriebskosten zu senken.“ Und: Aus seiner Sicht haben traditionelle Mikrofinanzinstitutionen im Wettbewerb mit FinTech-Unternehmen den entscheidenden Vorteil, dass sie schon seit Jahren in Kontakt mit ihren Kunden sind und deren Finanzverhalten kennen.
Der Mikrofinanzexperte hofft darauf, die modernen, digitalen Instrumente nutzen zu können um die Finanzdienstleistungen, die von den Mikrofinanzinstitutionen angeboten werden, besser mit der „realen Weltwirtschaft“ zu verknüpfen.
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Mikrofinanz-Preis geht an ivorische Finanzinstitution
Gute Stimmung am Donnerstagabend im Atrium der Europäischen Investitionsbank: Albert Sié Dah, Vertreter der ivorischen Mikrofinanzinstitution „Advans Côte d'Ivoire“, hat den „European Microfinance Award“ gewonnen. Der von der europäischen Plattform für Mikrofinanz organisierte Preis würdigt besonders innovative Finanzinstitutionen. Bei der diesjährigen, bereits neunten, Auflage stand die Frage im Mittelpunkt, wie moderne Technologien inklusive Finanzierung fördern können. „Advans Côte d'Ivoire“ vergibt unter anderem digitale Kleinstkredite an Bauern aus einfachen Verhältnissen. Mit der Auszeichnung ist ein Geldpreis in Höhe von 100 000 Euro verbunden, die zweiten und dritten Plätze sind jeweils mit 10 000 Euro dotiert.
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