Europäische Zentralbank deutet Kursänderung an
Europäische Zentralbank deutet Kursänderung an
(mab/dpa) - Die Anzeichen für eine baldige Kursänderung der Europäischen Zentralbank (EZB) angesichts der extrem hohen Inflation mehren sich. „Unter den derzeitigen Umständen sind negative Zinssätze und Nettokäufe von Vermögenswerten möglicherweise nicht mehr notwendig“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ (Donnerstag). „In den nächsten Wochen werden wir entscheiden, wann im dritten Quartal die Nettoanleihekäufe enden werden. Wir werden dann über die Zinssätze entscheiden und könnten beschließen, die negativen Zinssätze zu beenden.“
Ende der Negativzinsen
Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Volkswirte erwarten, dass die Notenbank in diesem Jahr wahrscheinlich in mehreren Schritten zunächst diesen negativen Einlagensatz auf null Prozent anheben wird. In der Folge könnte dann auch der Leitzins im Euroraum, der seit mehr als sechs Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, wieder steigen.
Bisher geben Banken diese sogenannten Strafzinsen auch an ihre Kunden weiter. Im Regelfall müssen Verbraucher mit einer Sparsumme ab 100.000 Euro Strafzinsen zahlen. Wird der negative Einlagensatz auf null Prozent gesetzt, hätte das sehr wahrscheinlich ein Ende. Hebt die EZB auch den Leitzins an, könnten ebenfalls Zinsen auf dem Sparkonto zurückkommen.
Die Geldpolitik hat nur begrenzten Spielraum, um diese importierte Inflation zu beeinflussen.
Im Euroraum hatte die Inflation im April mit 7,5 Prozent ein Rekordhoch erreicht. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent an. „Wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass die Inflation durch internationale Faktoren angeheizt wird, die die Kaufkraft verringern und die Verbrauchernachfrage und die Investitionen schwächen“, sagte Panetta. „Die Geldpolitik hat nur begrenzten Spielraum, um diese importierte Inflation zu beeinflussen. Die Triebkräfte der Inflation sind global, nicht europäisch.“
Vor allem kräftig steigende Energiepreise trieben die Teuerung zuletzt nach oben. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Lage noch verschärft. „Wir können die Inflation nicht im Alleingang eindämmen, ohne hohe Kosten für die Wirtschaft zu verursachen. Wir müssen an mehreren Fronten handeln, nicht nur durch die Geldpolitik“, sagte Panetta. „Die Ukraine zu unterstützen und alles in unserer Macht Stehende zu tun, damit der Krieg schnell beendet wird, ist zugleich der beste Weg, um die Inflation schnell zu senken.“
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