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Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab
Wirtschaft 2 Min. 13.06.2020 Aus unserem online-Archiv

Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab

Die Stahlproduktion wie hier im Werk Differdingen läuft bei ArcelorMittal momentan nur mit angezogener Handbremse – im neuen Werk Ilva in Süditalien wird gestreikt.

Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab

Die Stahlproduktion wie hier im Werk Differdingen läuft bei ArcelorMittal momentan nur mit angezogener Handbremse – im neuen Werk Ilva in Süditalien wird gestreikt.
Foto: Guy Jallay
Wirtschaft 2 Min. 13.06.2020 Aus unserem online-Archiv

Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab

Marco MENG
Marco MENG
Aktionärsversammlung des weltgrößten Stahlkonzern: Der im Februar zurückgetretene Wirtschaftsminister wird neuer Vertreter Luxemburgs im Verwaltungsrat.

Ein Tagespunkt des heutigen Aktionärstreffens von ArcelorMittal ist die im Januar vom Ministerrat beschlossene Ablösung des früheren Wirtschaftsministers Jeannot Krecké im Verwaltungsrat des Stahlkonzerns durch Etienne Schneider. Etwa 37 Prozent der Aktien an ArcelorMittal hält die Familie Mittal. Der Staat Luxemburg ist mit 1,27 Prozent am Unternehmen beteiligt. Offiziell ist Schneider aber nicht Vertreter Luxemburgs im Verwaltungsrat, sondern "unabhängiger Direktor".

Schneider war von 2012 bis Februar 2020 Wirtschaftsminister. Der Verwaltungsrat übt die Aufsicht über die Geschäftsführung in einer Société anonyme (SA) aus und tritt dazu viermal jährlich zusammen. Das Amt, das bei ArcelorMittal mit einem jährlichen Grundgehalt von 151.956 Euro vergütet wird, ist auf sechs Jahre begrenzt mit Möglichkeit der Wiederwahl oder der vorzeitigen Abberufung durch die Hauptversammlung. 

Werke laufen auf Sparflamme 

Die Anlagen von ArcelorMittal in Luxemburg waren zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung kurzzeitig geschlossen. Derzeit liegt die Auslastung der Produktionskapazitäten zwischen 60 und 70 Prozent, wie der Konzern auf Nachfrage mitteilt. Zahlreiche Beschäftigte sind in Kurzarbeit – und bleiben das wohl noch länger. Denn die Rezession macht dem Unternehmen zu schaffen. 

Die Nachfrage nach Stahl war selten so gering wie im Moment. „Die Situation verschlechtert sich, da die Importe zu sehr niedrigen Preisen aus Ländern, die ihre Tätigkeit früher wieder aufgenommen oder nicht reduziert haben, fortgesetzt werden“, moniert der weltgrößte Stahlhersteller. Während in Europe weniger produziert wird, legt die Stahlherstellung in China wieder zu


A general view shows the ArcelorMittal Italia steel plant (ex Ilva) on November 7, 2019 in Taranto, southern Italy. - Steel giant ArcelorMittal pulled out of an agreement to buy struggling Italian firm Ilva because of production concerns, Italy's prime minister has said, warning the company wants to cut 5,000 jobs at one of its plants. The world's biggest steelmaker on November 4, 2019 retreated from its plan to buy the steel producer, blaming a decision by Rome to not grant it immunity from prosecution over the heavily polluting Taranto plant. (Photo by Andreas SOLARO / AFP)
Stahlwerk Ilva - der sterbende Koloss in Süditalien
Mit dem angekündigten Rückzug von ArcelorMittal aus dem Stahlwerk Ilva in Taranto in Apulien droht Süditalien seinen grössten industriellen Arbeitgeber zu verlieren. Die Menschen in der Fabrik und in der Stadt haben Angst vor der Zukunft - und einen grossen Groll gegen die Regierung.

Die genaue Zahl, wie viele der rund 3.800 Mitarbeiter in Luxemburg in Kurzarbeit sind, möchte ArcelorMittal nicht nennen. Derweil haben gestern am Standort Tarent im jüngst von ArcelorMittal übernommenen riesigen Stahlwerk Ilva im Süden Italiens Tausende Arbeiter gegen die geplante Streichung von 5 000 Arbeitsplätzen gestreikt. Nächste Woche will die italienische Regierung Gespräche mit ArcelorMittal führen. 

Dividende für 2019 ist gestrichen 

Die Zahlung einer Dividende hat der Konzern bereits ausgesetzt. Ursprünglich sollte eine Dividende von 0,30 US-Dollar je Aktie ausgeschüttet werden. Der Umsatz des Stahlkonzerns ist im ersten Quartal um knapp 23 Prozent auf 14,84 Milliarden US-Dollar (rund 13 Milliarden Euro) gefallen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,12 Milliarden US-Dollar nach einem Gewinn von 414 Millionen US-Dollar im Vorjahr in den Büchern. 

ArcelorMittal beschäftigt mehr als 74.000 Mitarbeiter in Europa und produziert hier knapp die Hälfte seiner gesamten Stahlmenge. Für das Jahr 2020 prognostiziert der Weltverband Worldsteel einen Rückgang der Stahlnachfrage um 6,4 Prozent auf 1.654 Millionen Tonnen. Im Jahr 2021 wird erwartet, dass sich die Stahlnachfrage auf 1 .717 Millionen Tonnen erholt, was einem Anstieg von 3,8 Prozent gegenüber 2020 entspricht.

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