Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab
Etienne Schneider löst Jeannot Krecké bei ArcelorMittal ab
Ein Tagespunkt des heutigen Aktionärstreffens von ArcelorMittal ist die im Januar vom Ministerrat beschlossene Ablösung des früheren Wirtschaftsministers Jeannot Krecké im Verwaltungsrat des Stahlkonzerns durch Etienne Schneider. Etwa 37 Prozent der Aktien an ArcelorMittal hält die Familie Mittal. Der Staat Luxemburg ist mit 1,27 Prozent am Unternehmen beteiligt. Offiziell ist Schneider aber nicht Vertreter Luxemburgs im Verwaltungsrat, sondern "unabhängiger Direktor".
Schneider war von 2012 bis Februar 2020 Wirtschaftsminister. Der Verwaltungsrat übt die Aufsicht über die Geschäftsführung in einer Société anonyme (SA) aus und tritt dazu viermal jährlich zusammen. Das Amt, das bei ArcelorMittal mit einem jährlichen Grundgehalt von 151.956 Euro vergütet wird, ist auf sechs Jahre begrenzt mit Möglichkeit der Wiederwahl oder der vorzeitigen Abberufung durch die Hauptversammlung.
Werke laufen auf Sparflamme
Die Anlagen von ArcelorMittal in Luxemburg waren zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung kurzzeitig geschlossen. Derzeit liegt die Auslastung der Produktionskapazitäten zwischen 60 und 70 Prozent, wie der Konzern auf Nachfrage mitteilt. Zahlreiche Beschäftigte sind in Kurzarbeit – und bleiben das wohl noch länger. Denn die Rezession macht dem Unternehmen zu schaffen.
Die Nachfrage nach Stahl war selten so gering wie im Moment. „Die Situation verschlechtert sich, da die Importe zu sehr niedrigen Preisen aus Ländern, die ihre Tätigkeit früher wieder aufgenommen oder nicht reduziert haben, fortgesetzt werden“, moniert der weltgrößte Stahlhersteller. Während in Europe weniger produziert wird, legt die Stahlherstellung in China wieder zu.
Die genaue Zahl, wie viele der rund 3.800 Mitarbeiter in Luxemburg in Kurzarbeit sind, möchte ArcelorMittal nicht nennen. Derweil haben gestern am Standort Tarent im jüngst von ArcelorMittal übernommenen riesigen Stahlwerk Ilva im Süden Italiens Tausende Arbeiter gegen die geplante Streichung von 5 000 Arbeitsplätzen gestreikt. Nächste Woche will die italienische Regierung Gespräche mit ArcelorMittal führen.
Dividende für 2019 ist gestrichen
Die Zahlung einer Dividende hat der Konzern bereits ausgesetzt. Ursprünglich sollte eine Dividende von 0,30 US-Dollar je Aktie ausgeschüttet werden. Der Umsatz des Stahlkonzerns ist im ersten Quartal um knapp 23 Prozent auf 14,84 Milliarden US-Dollar (rund 13 Milliarden Euro) gefallen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 1,12 Milliarden US-Dollar nach einem Gewinn von 414 Millionen US-Dollar im Vorjahr in den Büchern.
ArcelorMittal beschäftigt mehr als 74.000 Mitarbeiter in Europa und produziert hier knapp die Hälfte seiner gesamten Stahlmenge. Für das Jahr 2020 prognostiziert der Weltverband Worldsteel einen Rückgang der Stahlnachfrage um 6,4 Prozent auf 1.654 Millionen Tonnen. Im Jahr 2021 wird erwartet, dass sich die Stahlnachfrage auf 1 .717 Millionen Tonnen erholt, was einem Anstieg von 3,8 Prozent gegenüber 2020 entspricht.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
