Encevo investiert in die Energiewende
Encevo investiert in die Energiewende
(las) - 2016 investierte Encevo 196 Millionen Euro sowohl in den Ausbau der Netze als auch in erneuerbare Energien. "Unsere Tochterunternehmen Creos und Enovos arbeiten daran, die Realität näher an die Vision der Rifkin-Studie zu bringen", erklärte der Encevo-Verwaltungsratsvorsitzende Marco Hoffmann.
Die Rifkin-Studie sieht vor, dass Luxemburg seinen Strom 2050 vollständig aus erneuerbaren Quellen im Land bezieht. Der Encevo-Generaldirektor Jean Lucius hält die Diskussion jedoch für verfrüht, ob dann 70 oder 50 Prozent dieses Stroms in Luxemburg produziert. Wichtig sei der politische Wille, das Potenzial an erneuerbarer Energie im Land auszuschöpfen. Deshalb will Encevo vermehrt in Fotovoltaik- und Windkraftanlagen in Luxemburg investieren.
Netzausbau ist eine Notwendigkeit
2016 investierte das Tochterunternehmen Creos 80 Millionen Euro in den Ausbau des Luxemburger Stromnetzes, betonte dessen Generaldirektor Claude Seywert. Darunter fällt die neue Hochspannungsleitung rund um die Hauptstadt (Lux-Ring). Die Energiewende führt dazu, dass die Netze ausgebaut werden müssen: "Mit dem Wechsel zur Elektromobilität steigt der Strombedarf, alleine durch die Tram und die wachsende Zahl von Elektrobussen", erklärte Seywert. Dazu kommt auch das Bevölkerungswachstum.
Der Netzausbau und die 70 Millionen Euro, die Creos über fünf Jahre in die intelligenten Stromzähler investiert, würden sich nahtlos in die Rifkin-Strategie einfügen, betonte Jean Lucius. Dazu kommen 800 Aufladestationen für Elektroautos, die Creos im Auftrag der Regierung errichtet. 20 stehen bereits, bis Ende des Jahres sollen es etwa 150 sein, so Seywert. Im Auftrag von Unternehmen wie etwa Banken oder Supermärkten hat Enovos bereits 600 Aufladestationen errichtet. Alle Aufladepunkte können im Prinzip unter den gleichen Bedingungen genutzt werden. Die Stromanbieter arbeiten hier mit der Mobilitätszentrale zusammen.
2016 hat der Energiekonzern Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 54 Megawatt in Betrieb genommen, davon zwei Drittel in Luxemburg (via das Joint Venture Soler). Dazu kommen 20 Megawatt an großen Solaranlagen vorwiegend in Deutschland. Damit will das Unternehmen seine Produktion um 100 Gigawattstunden erhöhen, was in etwa dem Verbrauch von 25.000 Haushalten entspricht.
"Extrem solide Bilanz"
Gute Resultate ermöglichen Encevo, diese Investitionspolitik zu betreiben. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg gegenüber des Vorjahrs um knapp 13 Prozent auf 262,3 Millionen Euro und erreichte den höchsten Stand seit Gründung der Gruppe. Darin enthalten ist jedoch ein Sondereffekt in Höhe von 15,1 Millionen Euro - eine zurückgenommene Risikoprovision.
Das Nettoergebnis liegt dagegen mit 83,2 Millionen Euro nur 3,2 Prozent über jenem von 2015. Der Grund: Encevo musste 41,1 Millionen Euro bei seinen belgischen Biogasanlagen abschreiben. Aufgrund von ungünstigen Marktbedingungen, wie es im Jahresbericht heißt. Ohne beide Sondereffekte läge der Gewinn bei 109,2 Millionen Euro.
An seine Aktionäre zahlt Encevo eine Dividende von 35 Millionen Euro. Die Verschuldungsquote sei mit 40 Prozent deutlich geringer als bei der Konkurrenz, erklärte der Finanzchef Guy Weicherding. "Wir haben sogar eine kleine Reserve, die wir bei einer passenden Gelegenheit einsetzen können", meinte der Generaldirektor Jean Lucius. Übernahmen in den nächsten Jahren scheinen deshalb möglich. Er sprach von einer "extrem soliden Bilanz".
Sinkender Verkauf von Gas und Strom
Das gute Ergebnis kam zustande, obwohl der Luxemburger Energiekonzern weniger Gas und Strom verkaufte. Die Schließung des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks Twinerg Ende 2015 führte dazu, dass Enovos ein Kunde abhanden kam, der dem Anbieter 2015 knapp 2,5 Terawatt Gas abkaufte. Dieser Verlust konnte durch einen höheren Absatz in Deutschland und Frankreich kompensiert werden, betonte Jean Lucius. Am Ende blieb ein Minus von 1,7 Prozent gegenüber 2015.
Enovos verkaufte fast ein Viertel weniger Strom als noch 2015. Dahinter stehe jedoch eine bewusste Entscheidung, so Jean Lucius: Das Unternehmen habe sich von Großkunden vor allem in Deutschland getrennt. Der Markt sei sehr umkämpft, so dass die Risiken höher als die Margen seien.
Allerdings bietet die Energiewende neue Märkte: "Ein Elektroauto, das 20.000 Kilometer pro Jahr fährt, verbraucht mehr Strom als ein Familienhaushalt", betonte Claude Seywert. "Das ist ein interessanter Markt für uns".
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