Eine Partnerschaft mit Biss
Eine Partnerschaft mit Biss
Von Andreas Adam
Der Flughafen München könnte in den kommenden Jahren als Passagier-Drehscheibe erheblich an Bedeutung gewinnen - sowohl was Destinationen in Europa als auch in Übersee anbelangt. Die Fluggesellschaft Lufthansa betreibt dort ihren zweiten Hub neben Frankfurt und macht in der bayrischen Landeshauptstadt so manches anders.
Platz für weitere 11 Millionen Passagiere
In einem Joint Venture mit der Flughafengesellschaft betreibt die Kranich-Airline gemeinsam das Terminal 2. Es wird nur von Lufthansa und ihren Partnern genutzt. 2014 wurden dort bereits 27 Millionen Passagiere abgefertigt. Im kommenden April soll die Erweiterung, der sogenannte "Satellit", eröffnet werden, mit Platz für weitere 11 Millionen Passagiere. Die Anbindung erfolgt vom gegenüber liegenden Terminal 2 ausschließlich per U-Bahn - mit separaten Waggons für Schengen, Nicht-Schengen und Nicht EU-Passagiere.
So sieht es derzeit noch im Inneren des "Satelliten" aus:
um weitere Bilder zu sehen.
Trotz dieser relativ hohen Passagierzahlen herrscht in München im Vergleich zu anderen kleineren und größeren Flughäfen eine erstaunliche Ruhe und entspannte Atmosphäre. Man sieht beispielsweise kaum Passagiere, die zum Flugsteig hasten. Einer von vielen Punkten, auf den man in München ziemlich stolz ist, ist neben den vielen Lounges der sogenannte Gate Direct Service. Passagiere, die ankommen und wenig Zeit zum Umsteigen haben, können von Mitarbeitern in Empfang genommen und auf kürzestem Weg zum Anschlussflug eskortiert werden. Zudem wurde bei der Konzeption des Terminal 2 großer Wert auf kurze Wege gelegt.
Lufthansa und Luxair als Konkurrenten
Dieser Transitverkehr hat in München große Bedeutung, denn längst nicht alle Fluggäste besuchen die Stadt. Sie möchten dort lediglich ihren Anschlussflug nehmen. Lufthansa bietet ab München aktuell 117 Ziele in 46 Ländern an.
Dies ist einer von mehreren Gründen weshalb, Lufthansa seit dem Winterflugplan mit eigenen Maschinen von Luxemburg nach München fliegt und nicht mehr auf die Luxair setzt, sagt Steffen Weinstok, Verkaufsleiter Frankreich und Benelux bei Lufthansa. "Für uns ist München nicht primär eine Punkt-zu-Punkt-Destination, sondern für uns ist es eine Strecke, die unser zweites Drehkreuz füttert, und da müssen wir einfach sicherstellen, dass wir ausreichend Kapazitäten haben und dass wir vor allem auch zu den richtigen Zeiten in München ankommen und abfliegen."
Die Partnerschaft der beiden Fluggesellschaften Lufthansa und Luxair wird in letzter Zeit nun einer gewissen Belastungsprobe unterzogen. Dabei geht es weniger um die Tatsache, dass die Kranich-Airline sich aus dem Aktionariat der Luxemburger zurückzieht und ihre 13 Prozent an den Staat veräußert, sondern darum, dass die Lufthansa zunehmend auf Eigenregie setzt, wie eben auf der Strecke Luxemburg-München.
Bereits im Jahr 2010 genügte der Lufthansa das Angebot des Partners Luxair nicht mehr. Mit eigenen Maschinen ergänzte man damals das Angebot von Luxemburg nach München. Zu den drei Luxair-Flügen in die bayrische Landeshauptstadt kamen damals zwei von Lufthansa hinzu.
Zahl der Flüge und Sitzplätze fast verdoppelt
Seit Herbst dieses Jahres herrscht zwischen den beiden Partnern auf der München-Strecke die totale Konkurrenz. Lufthansa wollte auf der Strecke letztlich selbst ans Ruder, die Luxair wollte die lukrative Strecke aber nicht aufgeben. Mit dem Resultat, dass es statt fünf Flügen nun deren acht gibt – hin und zurück. Vier von Lufthansa und vier von Luxair – einen davon sogar nahezu zeitgleich mit Start um 9.55 Uhr ab Luxemburg. Nur die Ankunftszeit unterscheidet sich leicht. Die Deutschen stockten demnach um zwei Flüge auf, die Luxemburger um einen.
Kann das gut gehen? Die Passagiere dürfen sich zumindest seit dem Winterflugplan über eine hervorragende Anbindung nach München freuen. Johan Vanneste, Chef des Luxemburger Flughafens, bestätigt: "Angesichts der Konkurrenz zwischen Lufthansa und Luxair hat sich die Zahl der Flüge und der Sitzplätze fast verdoppelt. Man kann davon ausgehen, dass die Zahl der Passagiere in Zukunft steigen wird."
Acht Hin- und Rückflüge gerechtfertigt?
In der Tat setzen Luxair, aber auch Lufthansa einige Hoffnung auf die Strecke Luxemburg-München. Als die Luxemburger vor einigen Wochen erklärten, die Strecke nicht der Lufthansa überlassen zu wollen, verwiesen sie auf ein jährliches Wachstum von 15 Prozent. München passe als Ziel perfekt zum Vorhaben der Luxair, Luxemburg und die Großregion mit den europäischen Metropolen zu verbinden.
Offenbar besteht auf der Münchenstrecke also Wachstumspotenzial. Ist es aber soviel, dass acht Flüge am Tag hin und acht zurück gerechtfertigt sind? "Also was unsere vier Flüge angeht, so decken wir damit unseren Bedarf weitgehend ab und zwar sowohl im Punkt-zu-Punkt-Verkehr, als auch im Umsteigeverkehr", meint Weinstok.
Ich weiß nicht, ob man von getrübter Partnerschaft sprechen kann
Und wie ist es um das Verhältnis zum Partner Luxair bestellt? Seit dem Winterflugplan fliegt die Lufthansa nicht nur auf der Münchenstrecke in Konkurrenz
zur Luxair, sondern hat von dieser auch
die Feederflüge nach Frankfurt übernommen. "Wir haben
jetzt unsere wesentlichen Drehkreuze Frankfurt und München ab Luxemburg ideal angebunden. Das war eigentlich auch unser Ziel", so Steffen Weinstok.
"Ich weiß nicht, ob man von getrübter Partnerschaft sprechen kann", meint der Lufthansa Verkaufsleiter Frankreich und Benelux diplomatisch. "Wir führen ja die Kooperation mit der Luxair in vielen Bereichen fort, und dass wir jetzt Strecken selbst fliegen, bedeutet ja nicht, dass wir keine Partner mehr sind. So sind wir z. B. mit unserer Konzerntochter Austrian im Luxair-Codeshare auf der Strecke nach Wien unterwegs. Luxair ist auch weiter unser Miles & More-Partner."
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