Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
(aa) - Hat sich der LCGB beim Abschluss des Cargolux-Kollektivvertrages von Argumenten überzeugen lassen, die mit dem eigentlichen Vertrag wenig zu tun haben? Diesen Eindruck könnte zumindest eine E-Mail von Cargolux-CEO Dirk Reich an Gewerkschaftschef Patrick Dury erwecken, die dem „Luxemburger Wort“ zugespielt wurde. Zunächst hatte der Radiosender 100,7 darüber berichtet.
Der E-Mail zufolge schrieb Dirk Reich am 16. Dezember gegen 8.20 Uhr Patrick Dury an und machte diesem einen Vorschlag für eine Vereinbarung per Handschlag, „welche dem LCGB die Unterschrift des vorliegenden CWA [Kollektivvertrag Anm. D. Red.] ermöglicht.“
Angebot von Schadenersatz abzusehen
Zu den vier Vorschlägen gehört auch dieser Punkt: „Beendigung des laufenden Rechtsverfahrens bezueglich Legalitaet der industrial action und Verzicht auf Schadensersatz-Klage (wurde noch nicht eingereicht) gegenueber LCGB und ALPL.“
Dabei geht es offenbar um die sogenannte „Warnaktion“ (LCGB-Wortlaut), als sich Ende Juli dieses Jahres eine ganze Reihe von Cargolux-Piloten gleichzeitig fluguntüchtig meldete. Cargolux und OGBL sahen darin einen illegalen Warnstreik.
Drei Millionen Euro für eine „Warnaktion“
Die Frachtairline kündigte damals Schadenersatzforderungen an, die sich letztlich im Bereich von drei Millionen Euro bewegen sollen. Darauf sollte der uns vorliegenden E-Mail von Dirk Reich zufolge nun offenbar verzichtet werden.
Noch am gleichen Tag, also am 16. Dezember, informierte der LCGB völlig überraschend die Presse, dass man mit der Generaldirektion der Cargolux eine Einigung erzielt habe. Dies nachdem der LCGB eine Woche zuvor die Kollektivvertragsverhandlungen einseitig für gescheitert erklärt hatte, Minister sowie Office de Conciliation aber die Auffassung vertraten, der LCGB könne den Kollektivvertrag nicht alleine stoppen, nachdem die übrigen Personalvertreter einverstanden waren.
Überraschender Meinungsumschwung des LCGB
So mancher fragte sich zu jenem Zeitpunkt, was für den Meinungsumschwung des LCGB gesorgt haben könnte. Der lieferte in seiner Mitteilung vom 16. Dezember die Antwort, dass die Cargolux wichtige Zugeständnisse gemacht habe, so dass man nun den Vertrag unterschreiben könne.
Bei diesen Zugeständnissen handelte es sich laut LCGB um die Einführung einer „Commission Paritaire“ und einer Beteiligung der Gewerkschaften an den „Trust and Passion Workshops“. Diese beiden Punkte finden sich ebenfalls in der uns vorliegenden E-Mail von Dirk Reich an Patrick Dury.
OGBL verwundert über Kehrtwende
Während sich die Cargolux nach der Einigung am 16. Dezember zufrieden zeigte und nur ein sehr knappes Kommuniqué an die Presse schickte, äußerte der OGBL sich zwar auch zufrieden, brachte aber seine Verwunderung über die Kehrtwende zum Ausdruck, da sich am Kollektivvertrag gar nichts geändert habe.
Hat der Verzicht der Cargolux auf die Schadenersatzforderung nun am Ende den Ausschlag gegeben, dass der LCGB den neuen Kollektivvertrag unterschreibt? Weder Dirk Reich noch Patrick Dury oder der Verhandlungsführer Aloyse Kapweiler waren am Freitag für eine Stellungnahme verfügbar.
Cargolux bestätigt Verzicht auf Schadenersatz
Cargolux-Pressesprecherin Moa Sigurdardottir teilte dem „Luxemburger Wort“ am Freitagabend mit: „Im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter hat man sich darauf geeinigt, dass es keine Schadenersatzklage geben wird.“
Beim OGBL ist man dagegen außer sich. Gewerkschaftssekretär Hubert Hollerich nannte die E-Mail und das Vorgehen von Reich und Dury einen „Supergau“. „Für mich sind die beiden Personen nicht mehr glaubwürdig. Der LCGB lässt sich für drei Millionen kaufen, der andere kauft für drei Millionen eine Unterschrift.“
Hollerich distanziert sich von „Mafiamethoden“
Hollerich sagte weiter, er habe am Freitag zahlreiche Beschwerden erhalten, worin den Verhandlungsführern „Mafiamethoden“ unterstellt würden, woraufhin er sich gegenüber dem LCGB ausdrücklich von dem Vorgehen distanziert habe.
Am Dienstag darauf ließ das Büro von Dirk Reich auf nochmalige Rückfrage des "Luxemburger Wort" mitteilen, der Cargolux-CEO wolle sich zu der Angelegenheit nicht äußern.
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