Digitales Geld: Satispay startet in Luxemburg durch
Digitales Geld: Satispay startet in Luxemburg durch
Mit Satispay erhält Luxemburg ein weiteres „E-Money-Institute“ und das Luxembourg House of Financial Technologies (LhoFT), dessen Aufgabe die Digitalisierung des Finanzplatzes ist, ein neues Fintech-Unternehmen. Ursprünglich wollte Satispay, 2013 mit Hauptsitz Mailand gegründet, die britische Hauptstadt als Sprungbrett für seine Internationalisierung nutzen. Dem kam der Brexit dazwischen.
Jetzt hat Satispay das Großherzogtum für seine Internationalisieurngs-Strategie ausgewählt. Ende März erhielt das Unternehmen seine Lizenz als E-Geld-Institut durch die Finanzaufsichtsbehörde CSSF. Mit mehr als einer halben Million Nutzern und einem Marktanteil in Italien von einem Drittel bei Zahlungen in Läden via Smartphone wird nun die Expansion angegangen, so Satispay-Mitgründer Alberto Dalmasso, angefangen mit Luxemburg und Deutschland. Von den zehn Satispay-Mitarbeitern in Luxemburg kamen fünf aus London und einer aus Italien, der Rest wurde vor Ort rekrutiert. In Mailand zählt Satispay 70 Mitarbeiter.
E-Money auf dem Vormarsch
Satispay wie auch andere E-Geld-Institute und Zahlungsabwickler machen seit geraumer Zeit Banken das Geschäft streitig.
Alternativ zu Bank-, Kredit- oder Debitkarten bieten sie iOS oder Android-Apps, also Software-Programme an, die auf dem Smartphone genutzt werden können, zum digitalen Transferieren von Geld, ob von Privatperson zu Privatperson, zum Bezahlen im Geschäft oder beim Onlineeinkauf.
Derzeit haben zehn Unternehmen die E-Payment-Lizenz in Luxemburg, angefangen mit dem ältesten und wohl bekanntesten Unternehmen in dieser Branche, Ebay, bis hin zu PingPong oder dem klassischen Bezahldienstleister Six Payment.
Acht andere Unternehmen haben in Luxemburg die Zulassung als „Electronic Money Institute“ (EMI), neben Satispay beispielsweise auch Größen wie Amazon Payments oder Alipay. Im Mai 2011 hatte Luxemburg die damalige EU-Richtlinie zu Zahlungsdienstleistungen in nationales Gesetz umgewandelt und damit den Rahmen für E-Geld-Institute geschaffen.
Um eine Zulassung zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie die CSSF mitteilt. „Es handelt sich hierbei um einige spezifische Anforderungen, aber auch um generelle Anforderungen in Bezug auf die zentrale Verwaltungsstelle, das Aktionariat und das Management“, so die CSSF.
„Der Hauptunterschied zwischen einem E-Geld-Institut und einem Zahlungsinstitut besteht darin, dass ein E-Geld-Institut elektronisch Geld ausgeben und Zahlungsdienste ausüben kann“, so die Finanzaufsicht weiter, „während ein Zahlungsinstitut lediglich Zahlungsdienste ausüben kann.“
Rolle der Banken verändert sich
Früher konnten nur Banken und in Kooperation mit diesen Kreditkartenfirmen Zahlungen durchführen.
Durch die EU-Zahlungsrichtlinie müssen Banken aber Strukturen schaffen, die es anderen Zahlungsdienstleistern ermöglicht, Geldtransfers durchzuführen. Denn Menschen haben ihr Geld nicht auf dem Smartphone, sondern auf einem Konto bei einer Bank.
Die Rolle der Banken verändert sich. Aber auch sie können profitieren und mit der „Open-Banking“-Architektur selbst neue Märkte erschließen und über intelligente Kooperationen die Dienstleistung zum Kunden verbessern, so formulierte es einmal Marc Hemmerling vom Luxemburger Bankenverband ABBL
Der Trend heißt bargeldlos
Laut Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) ist die Zahl der bargeldlosen Transaktionen in der Europäischen Union im Jahr 2017 um 7,9 Prozent zum Vorjahr auf 134 Milliarden gestiegen, wovon rund die Hälfte auf Kartenzahlungen entfielen, 24 Prozent der Zahlungen wurden per Überweisung und 19 Prozent per Lastschrift getätigt. 3,4 Milliarden Käufe wurden EU-weit digital beglichen. Im Jahr 2014 waren es noch 2,1 Milliarden E-Geld-Käufe gewesen.
Sieht man sich die offiziellen Statistiken an, fällt auf, dass ein großer Zahl der digitalen Zahlungen in Luxemburg verbucht werden, was aber nicht zwangsläufig heißt, dass Luxemburger besonders häufig mit sogenanntem E-Geld bezahlen, sondern hauptsächlich auf Amazon und PayPal zurückzuführen ist. Letztere wickeln seit kurzem ihre Abrechnungen in Deutschland ab, so dass sich die Statistik wohl bald verändern dürfte.
Immerhin aber werden in Luxemburg mittlerweile nur 64 Prozent der Käufe bar bezahlt, im Nachbarland Deutschland sind es beispielsweise noch 80 Prozent. Der Trend zum bargeldlosem Einkauf untermauert auch die Zahl der Bargeldautomaten, die im letzten Jahr europaweit um ein Prozent auf 430 000 abgenommen hat, während die Zahl der Zahlungsterminals um 9,9 Prozent auf 13,5 Millionen zunahm.
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