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Die Schaltstelle für den Welthandel
Wirtschaft 4 Min. 15.03.2012 Aus unserem online-Archiv

Die Schaltstelle für den Welthandel

Freddy Bracke (links) und Marc Glodt vom "Cluster maritime luxembourgeois".

Die Schaltstelle für den Welthandel

Freddy Bracke (links) und Marc Glodt vom "Cluster maritime luxembourgeois".
Ronny Wolff
Wirtschaft 4 Min. 15.03.2012 Aus unserem online-Archiv

Die Schaltstelle für den Welthandel

Am Donnerstag veranstaltete der „Cluster maritime“ für seine Mitglieder eine Reise nach Antwerpen, um den Hafen zu erkunden. Die multilaterale Interessengruppe präsentierte dem Vorstand des Hafenbetreibers die Vorzüge der Luxemburger Logistikindustrie. Das Großherzogtum könnte sich als regionaler Hub für den Hafen bewähren.

Im Rahmen des „Europäischen Tags der Meere“ am Donnerstag veranstaltete der „Cluster maritime“ für seine Mitglieder eine Reise nach Antwerpen, um den Hafen zu erkunden. Die multilaterale Interessengruppe präsentierte dem Vorstand des Hafenbetreibers die Vorzüge der Luxemburger Logistikindustrie. Das Großherzogtum könnte sich als regionaler Hub für den Hafen bewähren. Die Luxemburger Delegation mit fünfzig Teilnehmern bekam tatkräftige Unterstützung von Wirtschaftsminister Jeannot Krecké.

Der Hafen von Antwerpen ist der wichtigste internationale Umschlagplatz für Luxemburg. Der Stahl ist natürlich der „Exportschlager“. Zwischen 600 000 und 800 000 Tonnen werden jedes Jahr nach Antwerpen transportiert. Der Hafen ist der erste Partner Luxemburgs für Erdöl.

Der Hafen erstreckt sich über eine Fläche von 13 000 Hektar und weitere 1 400 Hektar seien geplant, unterstreicht der Präsident des Hafengesellschaft, Marc Van Peel. Der Hafen erwirtschaftet 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Belgien und kreiert 20,5 Milliarden Euro an Mehrwert.

Der Umsatz des Hafens hat sich jedoch im Krisenjahr 2009 um 17 % verringert. Der Gesamtumschlag betrug letztes Jahr 158 Millionen Tonnen gegenüber 189 Millionen in 2008. Die Anzahl der Schiffe, die den Hafen ansteuerten sank von 16 400 auf 13 923 in einem Jahr. Das erste Quartal dieses Jahres erreiche aber fast wieder das Niveau von vor zwei Jahren, unterstreichen die Verantwortlichen.

269 Kilometer von Bettemburg entfernt

Antwerpens Hafen bewährt sich vor allem bei der Verfrachtung von Massengut, also die Waren die nicht in Containern transportiert werden. Auch in der Chemie ist der Hafen Spitze in Europa. Er ist auch der wichtigste europäische Hafen für den Vertrieb von Kaffee, denn er besitzt eine Lizenz von der New Yorker Kaffeebörse, wo der Arabica-Kaffee gehandelt wird.

Für Luxemburg kann der Hafen sich aber auch als sogenannter Hinterland-Hub bewähren. Er ist 269 km von Bettemburg entfernt und stößt langsam an seine Grenzen. Die Luxemburger Delegation hat demnach für die Verstärkung der Kooperation geworben. Der Präsident Freddy Bracke unterstreicht dass die Entwicklung auch im „Hinterland“ weitergeführt werden müsse. Dafür müsste die Industrie aber über den Luxemburger Tellerrand schauen. Die Großregion und darüber hinaus ist das Ziel.

Der Cluster hat seine Mitgliederzahl verdoppelt

Der Vizepräsident Marc Glodt, der das Amt des „Commissaire aux Affaires maritimes“ von 1990 bis 2008 bekleidete, hat die Vorzüge und Missionen des Clusters vorgestellt. Neben der Analyse und der Repräsentation will der Cluster auch alle verschiedenen Vertreter des maritimen Bereichs zusammenführen. Der Cluster hat seine Mitgliederzahl in einem Jahr verdoppelt und zählt jetzt über 30 Partner. Die Aktivitäten der Mitglieder sind breit gefächert.

Neben reinen Schiffsunternehmen, wie Cobelfret und Jan de Nul, sind auch Banken Versicherer und Consultingfirmen anwesend. Es gibt auch „exotische“ Mitglieder wie den Spezialfonds Thalocea, der sich exklusiv der Finanzierung von Aktivitäten rund ums Meer verschrieben hat, oder CAE Aviation, dessen Flugzeuge im Rahmen der Operation Atalanta Piraten vor Somalia aufspüren und observieren.

Marc Glodt sieht ein großes Potenzial für Luxemburg im Bereich der Logistik und vor allem als „Hinterland-Hub“ für den Antwerpener Hafen. Man müsse jedoch aktiv das Gebiet der Logistik anpacken. Für den Wirtschaftsminister, Jeannot Krecké, ist es Ehrensache, dass er am Donnerstag bei diesem Event zugegen war, um den Cluster zu unterstützen. Der Antwerpener Hafen könne ein Gateway für Luxemburg werden, so der Minister. Er selbst bevorzugt aber den Ausdruck „Vorderland“. Als Hobbysegler sieht er das Meer nicht nur als Transportmöglichkeit und Rohstofflieferanten, sondern auch als wichtige Regenerationsmöglichkeit für die Menschen.

Für ihn ist der Ausbau der Logistik sowie des multimodalen Bahnhofs in Bettemburg, die richtige Strategie. „Wie immer geht es mir nicht schnell genug“, unterstreicht der Minister. Luxemburg müsse aber flexibler und vor allem kostengünstiger werden. Der Leader könne die Bedingungen bestimmen, meint der Minister. Die Zugverbindungen mit dem Süden Europas und mit Deutschland müssten noch weiter ausgebaut werden, so Krecké.

Ein Tag, der das Bewusstsein für das Meer stärken soll

Das Meer hat eine große Bedeutung für Europa. 22 der 27 EU-Mitgliedsstaaten sind Küstenländer. Der „Europäische Tag der Meere“ soll dies ins Bewusstsein der Menschen rücken. Der Aktionstag wurde am 20. Mai 2008 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Er soll darauf aufmerksam machen, dass die Lebensqualität der Europäer auch vom Zustand der Meere und einer nachhaltigen Nutzung der Ressourcen abhängig ist. Die Zentralveranstaltung für ganz Europa fand in Gijon in Spanien statt.

In Luxemburg organisierte der Cluster eine Ausstellung in der Belle-Etoile um den Menschen das Meer „näher“ zu bringen. Die Organisation erwartet mehr als hunderttausend Besucher für dieses Event, das bis heute Samstag läuft. Unter luxemburgischer Flagge fahren derzeit 220 Schiffe. Davon sei ein Drittel kommerziell genutzte Yachten, unterstreicht der „Commissaire aux Affaires maritime“, Robert Biwer. Das „Commissariat“ kollaboriert mit dem Cluster, will aber als öffentliche Institution kein Mitglied des Business Clubs werden.

In Zukunft wird der Cluster die Kooperation mit dem Antwerpener Hafen fortführen, aber die anderen Häfen werden nicht vernachlässigt. Ausflüge nach Zeebrügge und Rotterdam in naher Zukunft sind auch möglich, unterstreicht der Cluster.