Corona-Krise: EZB beschließt Maßnahmenpaket
Corona-Krise: EZB beschließt Maßnahmenpaket
(dpa) - Europas Währungshüter stemmen sich mit einem umfassenden Maßnahmenpaket gegen wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Krise. Die Europäische Zentralbank (EZB) steckt bis zum Jahresende 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe. Zudem sollen besonders günstige Kredite Banken dazu bewegen, mehr Kredite zu vergeben und so besonders betroffene Branchen und Unternehmen unterstützen. Das soll vor allem kleinen und mittelgroßen Firmen helfen.
Bei den Zinsen beließen die Währungshüter bei ihrer Sitzung am Donnerstag in Frankfurt vorerst alles beim Alten: Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent, Geschäftsbanken müssen weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.
Steigende Zinsen nicht in Sicht
Mit steigenden Zinsen sollten Sparer und Banken in naher Zukunft nicht rechnen, denn auch die seit November amtierende EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte wiederholt bekräftigt, sie halte eine sehr lockere Geldpolitik auf absehbare Zeit für nötig.
Nun ist die Coronavirus-Pandemie als weiteres Risiko für die Wirtschaft hinzugekommen - neben Handelskonflikten und Brexit. China, wo das Virus seinen Ausgang nahm, ist zum Beispiel für deutsche Firmen einer der wichtigsten Absatzmärkte und für viele Unternehmen zudem ein bedeutender Produktionsstandort.
Lagarde hatte Anfang vergangener Woche - ähnlich wie die Chefs anderer großer Notenbanken weltweit - betont: „Wir sind bereit, bei Bedarf geeignete und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die den zugrundeliegenden Risiken angemessen sind.“
Fed als Vorreiter
Die US-Notenbank Fed war mit einer überraschenden Senkung ihres Leitzinses um einen halben Prozentpunkt vorgeprescht. Etliche Volkswirte hatten damit gerechnet, dass auch die EZB weitere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft ergreifen würde.
Im November hatte die EZB ihr umstrittenes Programm zum Erwerb von Staats- und Unternehmensanleihen mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro monatlich wieder aufgenommen. Unter anderem Staaten profitieren davon, weil sie für ihre Wertpapiere nicht so hohe Zinsen bieten müssen, wenn die Notenbank als großer Käufer am Markt auftritt. Kritiker halten solche Anleihenkäufe für verbotene Staatsfinanzierung mithilfe der Notenpresse. Zudem animiere das Kaufprogramm Staaten zum Schuldenmachen und bremse Reformen.
Seit Jahren versucht die EZB, mit einer Flut billigen Geldes die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln und die Inflation in Richtung der Zielmarke der Notenbank zu treiben. Hauptziel der Währungshüter sind stabile Preise. Die Notenbank strebt für den Währungsraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.
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