China: Zug nach Bettemburg ist unterwegs
China: Zug nach Bettemburg ist unterwegs
15:54 Uhr. Am Güterbahnhof der chinesischen Millionenstadt Chengdu kommt ein Zug langsamen ins Rollen. Die rote Lokomotive tritt eine lange Reise an; quer durch Asien und Europa werden die auf die Schienen gebrachten Waggons in den nächsten zwei Wochen 10 000 Kilometer zurücklegen müssen. Mit einem Ziel: das Intermodalterminal in Bettemburg-Düdelingen.
Am Samstagnachmittag ist in China ein direkter Güterzug von Chengdu nach Bettemburg gestartet – geladen mit Automobilbauteilen, Elektronik, Textilien und Konsumgüter. Es handelt sich dabei um ein Test-Zug; die Betreibergesellschaft der „Chengdu Qingbaijiang Railway Freight Station“ will damit testen, ob eine Direktverbindung mit Luxemburg wirtschaftlich interessant ist.
Der Startschuss für den ersten direkten Zug von Chengdu nach Bettemburg:
Die Diskussionen laufen
Schon seit Monaten steht eine direkte Zugverbindung zwischen Luxemburg und China zur Diskussion. Ein erster Test-Zug von Luxemburg nach China war im April vom Intermodalterminal in Bettemburg-Düdelingen gestartet. Ziel war ebenfalls, die Nachfrage für den Güterverkehr nach China in Luxemburg zu testen. Der Schienentransport ist für den Transport von Ware interessanter als andere Verkehrswege – wesentlich preisgünstiger als das Flugzeug, viel schneller als das Schiff.
Vor einem Jahr hatte die Betreibergesellschaft des Güterbahnhofes in Chengdu, das „Chengdu International Railway Service“ (CDIRS), Interesse am Standort Luxemburg angekündigt. Die chinesische Millionenstadt ist zu einem Startpunkt der „Neuen Seidenstraße“ geworden (siehe Kasten unten) und sucht derzeit nach neuen Partnern in Europa, um ihre Handelswege auszubauen. „Luxemburg befindet sich an einer zentralen Stelle in Europa“, erklärte Transportminister François Bausch am Samstag, der beim Startschuss für den ersten direkten Containerzug von China nach Luxemburg dabei war, „wir können in Bettemburg gelieferte Ware sowohl nach Süd- wie auch Nordeuropa in kurzer Zeit zustellen.“ Kundenpotenzial besteht vor allem im Süden Europas, wo die CFL-Gruppe bereits tätig ist.
Transportminister François Bausch im Interview:
Langfristig ist das Ziel, eine regelmäßige Zugverbindung zwischen Luxemburg und China einzurichten. Im April hieß es, die Verbindung könnte schon im Sommer 2019 Realität werden. Die Betreibergesellschaft des Güterbahnhofes in Chengdu hat jedoch noch keine endgültige Entscheidung getroffen; derzeit laufen die Diskussionen weiter, wie Barbara Chevalier, die Direktorin für Strategie und Geschäftsentwicklung bei CFL Multimodal, erklärt.
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Drei Fragen an: Barbara Chevalier
Barbara Chevalier ist Direktorin für Strategie und Geschäftsentwicklung bei CFL Multimodal. Sie ist für die Verhandlungen um den Zug zwischen Luxemburg und China zuständig.
1. Nach dem Startschuss des ersten direkten Containerzuges von Bettemburg nach Chengdu im April sollte eine regelmäßige Zugverbindung zwischen den beiden Städten schon im Sommer angeboten werden. Warum ist es zu einer Verspätung gekommen?
Unsere Partner in China haben sich zunächst für einen neuen Test-Zug entschieden – dieses Mal aber von China nach Luxemburg. Damit wollen sie sicher gehen, dass Nachfrage besteht. Denn klar ist: Damit sich die Verbindung wirtschaftlich lohnt, benötigt es Ladung in beide Richtungen. Es ist also ein gutes Zeichen, dass unsere Partner in China einen neuen Test-Zug vorgeschlagen haben. Wir hatten uns zwar als Ziel den Sommer gesetzt, aber ein festes Datum bestand damals auch noch nicht.
2. Weitere Städte in Luxemburgs direkter Nachbarschaft arbeiten auch an einer direkten Zugverbindung nach China. Glauben Sie nicht, dass es zu spät für Luxemburg sein könnte?
Wir stehen tatsächlich im harten Konkurrenzkampf mit anderen europäischen Städten. Es gibt ja auch bereits direkte Verbindungen mit Duisburg oder Hamburg beispielsweise. Und weitere Test-Züge zwischen Europa und China werden immer wieder organisiert. Wir haben aber nun die Gelegenheit, uns hier ein neues Mal mit unserem Partner auszutauschen; damit lernen wir uns besser kennen und können ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Die Diskussionen laufen ständig weiter.
3. Ist es schon möglich, einen neuen Termin für die regelmäßige Verbindung zwischen dem Intermodalterminal in Bettemburg-Düdelingen und den Güterbahnhof in Chengdu festzulegen?
Nein, wir sind auf die Partner in China angewiesen. Die endgültige Entscheidung liegt in ihren Händen.
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