Cargolux: Im Osten geht die Sonne auf
Cargolux: Im Osten geht die Sonne auf
(vb) – Mit dem Einstieg der Investoren aus China bieten sich beim Frachtflieger Cargolux neue Chancen. Ganz abgesehen von dem frischen Kapital könnte die Kooperation mit der chinesischen Provinz Henan neue Geschäftsfelder erschließen.
Am Dienstag hat Verkehrsminister François Bausch den Verkauf der staatlichen Beteiligung an der Cargolux an die chinesische Investitionsgesellschaft HNCA perfekt gemacht. Von dem Einstieg der Chinesen verspricht man sich in der Cargolux-Firmenzentrale am Findel eine ganze Menge.
Der Flughafen Zhenghou soll für Cargolux ein zweites Ostasien-Drehkreuz werden, wo Flüge aus Luxemburg ankommen und und mit neuer Fracht zu vielen Zielen aufbrechen. 8750 Kilometer trennen den Findel von Zhengzhou im mittleren Osten Chinas. "Angesichts der großen Distanz können wir auf den Flügen Zwischenstopps einlegen, um Waren aufzunehmen oder auszuladen", erklärt Cargolux-Sprecherin Martine Scheuren.
Halbleere Frachträume auf dem Hinflug?
Die Provinzhauptstadt Zhengzhou mit ihren 3,6 Millionen Einwohnern liegt 500 Kilometer abseits der Küste, wo sich die meisten produzierenden Betriebe Chinas angesiedelt haben. Zhengzhou ist traditionell ein Zentrum der Textilindustrie, daneben haben dort ausländische Konzerne wie Nissan, Philips, Saint Gobain, Du Pont und MAN ihre Niederlassung errichtet. Doch die Stadt im chinesischen Hinterland sieht ihre Rolle in einem anderen Bereich: Sie möchte zum zentralen Umschlagplatz für Exportwaren aus den angrenzenden Regionen Chinas werden – so das Selbstporträt auf der offiziellen Internetseite der Stadt.
Die Cargolux wird damit privilegierter Partner, um die Waren nach Europa und Amerika zu verfrachten. Doch was ist mit den Flügen in Richtung Asien? Weltweit stehen die Frachtfluggesellschaften vor dem gleichen Problem wie die Reeder, nämlich dass es für Schiffe und Flugzeuge kaum Ladung aus dem Westen für den Osten gibt. Die Folge sind teure Fahrten mit halbleerem Frachtraum.
Bei der Cargolux schätzt man die Entwicklung optimistisch ein: "Chinas Mittelschicht wächst und kann sich folglich mehr Güter aus dem Westen leisten", sagt Cargolux-Sprecherin Scheuren. Sie hofft, dass europäische Konsumgüter – wie etwa Wein oder Parfüm – steigenden Anklang in der chinesischen Bevölkerung findet.
Perfekte Entsprechung
Die chinesische Seite sieht in Luxemburg die perfekte Entsprechung zu Zhengzhou: Die Nähe zu den großen Märkten Europas und die gute Infrastruktur sprechen für das Großherzogtum, erklärt Robert Song, Berater von HNCA: "Geografisch ist Zhengzhou in China das, was Luxemburg in Europa ist."
Nach vier Charterflügen soll es laut Cargolux Ende März mit den regelmäßigen Flügen nach Zhengzhou losgehen. Vier Flüge pro Woche sind fürs erste geplant. Insgeheim hofft man bei dem Luxemburger Frachtflieger, mehr als einen Fuß in der Tür für den chinesischen Markt zu haben – vielleicht springen mit Hilfe des Partners vor Ort in Zukunft ja Landerechte für andere chinesische Flughäfen heraus.
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