Britischer Regionalflieger Flybe stellt Betrieb ein
Britischer Regionalflieger Flybe stellt Betrieb ein
(dpa/jt) - Der angeschlagene britische Regionalflieger Flybe hat mit sofortiger Wirkung seinen gesamten Flugbetrieb eingestellt. Das teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen auf seiner Website mit. Passagiere wurden gebeten, nicht zum jeweiligen Flughafen zu fahren. Ein Grund für die Entscheidung wurde nicht genannt. Auch Flybe-Flüge zwischen Luxemburg und Manchester wurden am Donnerstag gestrichen.
In Medienberichten hieß es zuletzt, dass die ohnehin kriselnde Gesellschaft unter den zurückgehenden Buchungen wegen der Coronavirus-Krise zusammengebrochen sei. Der Regionalflieger war 1979 unter dem Namen Jersey European Airways gegründet und dann 2002 in Flybe umbenannt worden.
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"Flybe wurde am 5. März 2020 unter Insolvenzverwaltung (Administration) gestellt", hieß es in einer Mitteilung auf der Website des Unternehmens. "Für alle Flüge wurde ein Startverbot verhängt und das britische Geschäft wurde mit sofortiger Wirkung eingestellt."
Noch am Mittwoch hatte es Krisengespräche über eine Rettung gegeben, allerdings ohne die erhoffte Lösung für die Finanzprobleme der Gesellschaft zu finden. Vier führende Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY wurden als Insolvenzverwalter eingesetzt. Flybe beschäftigt mehr als 2000 Mitarbeiter.
Die Fluglinie mit Sitz im südwestenglischen Exeter hätte wegen anhaltender Verluste beinahe bereits im Januar aufgegeben. Großbritannien verliere mit der Gesellschaft „einen ihrer größten regionalen Vermögenswerte“, sagte Flybe-Geschäftsführer Mark Anderson in einer Mitteilung. Darin betonte er, die Firma habe „alles Mögliche versucht“, eine Pleite zu verhindern. Doch sei sie nicht in der Lage gewesen, ihre Finanzprobleme zu lösen.
Flybe hatte in der Vergangenheit mit der britischen Regierung über einen staatlichen Rettungskredit in Höhe von 100 Millionen Pfund (etwa 115 Millionen Euro) verhandelt. Doch das hatte andere Fluggesellschaften auf den Plan gerufen. Willie Walsh, Chef der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG), kritisierte im Januar in einem Brief an die Wettbewerbshüter der EU-Kommission, der Deal sei ein „eklatanter Missbrauch von öffentlichen Geldern“.
Virgin Atlantic wollte erreichen, „dass der Steuerzahler die Rechnung für ihr Missmanagement begleicht“, so Walsh weiter. 2019 hatte sich ein Konsortium um die britische Virgin Atlantic, an der die US-Linie Delta Air Lines beteiligt ist, bei Flybe eingekauft.
Einem Bericht des Senders BBC zufolge sagten damals auch die britische Easyjet und die irische Ryanair, Steuergelder sollten nicht herangezogen werden, um einen Konkurrenten zu retten.
Das Aus der Gesellschaft löste bei britischen Gewerkschaftern Empörung aus. „Während andere europäische Länder in der Lage sind, Maßnahmen zu ergreifen, um die Fluggesellschaften am Leben zu erhalten, wenn sie Insolvenz anmelden müssen, ist Großbritannien unfähig oder nicht gewillt, dies zu tun“, kritisierte Oliver Richardson von der größten Fluggewerkschaft Unite.
Die Fluglinie beschäftigte etwa 1700 Mitarbeiter in Großbritannien.
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