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Börsenhusten in China
Wirtschaft 07.01.2016 Aus unserem online-Archiv
Kommentar

Börsenhusten in China

Die Aktieneuphorie der Chinesen hat ganz bestimmt zur Börsenblase beigetragen.
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Börsenhusten in China

Die Aktieneuphorie der Chinesen hat ganz bestimmt zur Börsenblase beigetragen.
Foto: AFP
Wirtschaft 07.01.2016 Aus unserem online-Archiv
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Börsenhusten in China

Wird den kommunistischen Parteibonzen in Peking die ultraliberale Wirtschaft entgleiten? Ein Kommentar von Marc Thill.

von Marc Thill (@marcthill)

Das nennt man eine harte Landung der Wirtschaft. Schwache Zahlen aus der Industrie und aus dem Dienstleistungssektor haben die chinesischen Börsen wieder einmal aufgewirbelt. Es ist bereits der siebte Monat in Folge, in dem die Industrieproduktion in China rückläufig ist. Das Wachstum beim Strom- und Erdölverbrauch liegt derzeit bei Null. Die Schienenfracht ist im vergangenen Jahr um 15 Prozent eingesackt, der Autoverkauf um zehn Prozent. Alles Grund genug für Panik an den Aktienmärkten. China hat bereits mehrfach angekündigt, es wolle weg von der Werkstatt der Welt und mehr zu einem Verbraucherland werden, doch noch sparen die Chinesen lieber und zocken vor allem. Ihre Aktieneuphorie hat ganz bestimmt zur Börsenblase beigetragen.

Dass die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt an einer Schwelle angelangt ist, war bereits seit Sommer vergangenen Jahres klar: Die Wirtschaft in China brummt nicht mehr so, wie wir es seit Jahrzehnten gewohnt sind. Die Zeiten der zweistelligen Wachstumszahlen sind definitiv vorbei. Parteifunktionäre in Peking haben aber immer wieder gebetsmühlenartig gepredigt, die Volksrepublik bräuchte unbedingt ein zweistelliges Wirtschaftswachstum, um soziale Unruhen zu verhindern. Was, wenn es einmal nur noch zwei Prozent sein werden? Wird dann den Kommunisten in Peking die ultraliberale Wirtschaft entgleiten? Und was passiert mit Chinas Mittelschicht, die dank der Wirtschaftsöffnung mit dem Antritt von Deng Xiao Ping im Jahr 1978 aus der Armut geführt werden konnte?

Aus dem chinesischen Börsenhusten könnte schnell eine Weltwirtschaftskrise werden."

Ein Wirtschaftsbeben in China könnte durchaus politische Folgen haben: Mehrfach haben Menschenrechtler darauf hingewiesen, dass das Regime in Peking nur noch mit einem riesigen Knall in die Knie gezwungen werden könnte. Eine Wirtschaftskrise gäbe bestimmt den fruchtbaren Boden dazu. Doch auch international könnte dieser Börsenwirbel für Unruhe sorgen. Noch profitieren wir vom Preisverfall der Rohstoffe in Folge der China-Krise. Das Erdöl ist so billig wie seit elf Jahren nicht mehr, was nicht unbedingt die nach der Klimakonferenz gewünschte Energiewende vereinfachen wird. Sollte nun aber auch die in China investierende Wirtschaft aus Europa und den USA in den Strudel geraten, dann könnte aus dem chinesischen Börsenhusten schnell eine Weltwirtschaftskrise werden. Die europäischen Börsen haben bereits reagiert.


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