Bewegung im Private Banking
Bewegung im Private Banking
Der Rückzug des einen ist die Geschäftsgelegenheit des anderen: Die Luxemburger Bank BGL BNP Paribas will die ABN AMRO Bank (Luxembourg) S.A. und deren hundertprozentiger Tochtergesellschaft ABN AMRO Life S.A. erwerben. Unmittelbar nach der Akquisition will BGL BNP Paribas die Aktivitäten von ABN AMRO Life S.A. an Cardif Lux Vie abtreten. Da beide Seiten jeweils zu großen europäischen Finanzgruppen mit systemischer Bedeutung gehören, muss die Transaktion grünes Licht von der EZB-Bankenaufsicht erhalten. Die definitive Übernahme werde, unter Vorbehalt dieser Zustimmung, voraussichtlich im dritten Quartal 2018 abgeschlossen sein, heißt es in einer Mitteilung. Über den Transaktionspreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.
„Wir möchten Akteur im Konsolidierungsprozess sein, der sich in diesem Sektor vollzieht“, erklärt BGL BNP Paribas-Chef Carlo Thill gegenüber dem „Wort“. Die etwa 150 Mitarbeiter von ABN Amro in Luxemburg, sowohl bei der Bank als auch bei der Versicherung, würden ausnahmslos übernommen. Trotz der erhofften Synergieffekte soll es keinen „Plan de départ“ aus wirtschaftlichen Gründen geben. „Wir werden uns verantwortungsbewusst zeigen, so wie wir das noch immer getan haben“, sagte der Bankier. Ob er die Beschäftigten von ABN Amro überzeugen kann, muss sich in den kommenden Monaten zeigen. Im Herbst 2013 hatte es einen Sozialplan bei der niederländischen Tochterplan gegeben. Die Erinnerung sitzt tief, 17 Mitarbeiter mussten damals gehen.
Es geht um die „kritische Masse“
Hinter der überraschenden Übernahme, die von der Luxemburger Traditionsbank getätigt wird, steckt ein klares Kalkül. Nach dem Wegfall des Luxemburger Bankgeheimnisses mussten einige Akteure am Finanzplatz ihre Kundenportfolios bereinigen. Ihnen fehlt jetzt die nötige „kritische Masse“, um im hart umkämpften Private Banking-Geschäft, das zudem unter dem lang anhalten Niedrigzins-Umfeld leidet, zu bestehen. Die fest am Platz verankerte BGL BNP Paribas nutzt die willkommene Gelegenheit, um ihren Kundenstamm auszubauen, Synergien zu erzielen, ihre Compliance-Systeme besser auszulasten, und dadurch ihre Cost income ratio zu verbessern.
Wir möchten Akteur im Konsolidierungsprozess sein, der sich in diesem Sektor vollzieht.
Im Luxemburger Private Banking-Geschäft vollzieht sich derzeit eine Konsolidierung. Namhafte Akteure, wie auch Nordea, geben ihr Privatkundengeschäft ab, andere, wie UBS, übernehmen es. Die Schweizer Gruppe Julius Bär hingegen wählt Luxemburg als Zentrum für ihre Geschäfte in der Europäischen Union aus.
Entgegen aller Erwartungen hat sich das Private Banking in Luxemburg nach dem Ende des Bankgeheimnisses durchaus positiv entwickelt. Die in diesem Bereich verwalteten Assets sind von 300 Milliarden Euro auf 360 Milliarden gestiegen.
