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„Bereicherung für den Finanzplatz“
Wirtschaft 4 Min. 05.10.2020 Aus unserem online-Archiv

„Bereicherung für den Finanzplatz“

Über zwei Milliarden Menschen besitzen nach wie vor nicht einmal ein Bankkonto. Zugang zu Finanztechnologien ist laut der Alliance of Financial Inclusion aber ein erster Schritt aus der Armut.

„Bereicherung für den Finanzplatz“

Über zwei Milliarden Menschen besitzen nach wie vor nicht einmal ein Bankkonto. Zugang zu Finanztechnologien ist laut der Alliance of Financial Inclusion aber ein erster Schritt aus der Armut.
Foto: Shutterstock
Wirtschaft 4 Min. 05.10.2020 Aus unserem online-Archiv

„Bereicherung für den Finanzplatz“

Marco MENG
Marco MENG
Die Minister Gramegna und Fayot begrüßen die Eröffnung des ersten europäischen Büros der Alliance of Financial Inclusion in Luxemburg.

Das erste Büro der Alliance of Financial Inclusion (AFI) in Europa wurde am Montag in Luxemburg eröffnet. Die Zeremonie, zu der rund 200 Teilnehmer aus 50 Ländern zugeschaltet waren, fand online statt. 

Finanzminister Pierre Gramegna sowie Franz Fayot in seiner Eigenschaft als Minister für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Angelegenheiten begrüßten die AFI in Luxemburg als „neues Puzzleteil hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft“, wie Fayot sagte, der zugleich auch Wirtschaftsminister Luxemburgs ist. 

Die Bedürfnisse der aus dem Finanzwesen ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppen, Frauen und Mädchen, Flüchtlinge, Jugendliche und der vom Klimawandel Betroffenen stehen bei der Arbeit der AFI im Hinblick auf die Eingliederung im Vordergrund, zudem geht es der Organisation um Nachhaltigkeit bei der Wirtschaftsentwicklung, was auch im Einklang mit den Zielen Luxemburgs steht. 

Die neue AFI-Repräsentanz in Luxemburg sieht denn auch Gramegna als „Bereicherung für den Finanzplatz“, wie der Finanzminister vor seiner Abreise zum Treffen der Eurogruppe gestern Nachmittag sagte. Zukunft des Banking ist digital Gramegna verwies auf den 750 Milliarden-Sanierungsfonds der EU als Beispiel, wie Volkswirtschaften stabilisiert werden können. 

Welche Lehren sollten nun aus der Covid-Krise gezogen werden und welche Auswirkungen hat sie auf die Arbeit der Alliance for Inclusive Finance? Mehr Solidarität und die Frage, wie nachhaltiges Wachstum erreicht werde, stünden mehr denn je im Mittelpunkt. 


WI. Classement des banques . Banken,Finanzplatz Luxemburg ,aArendt. Foto: Gerry Huberty/Luxemburger Wort
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Gramegna dazu: „Wir werden weniger Konferenzen und mehr Webinare veranstalten. Wir werden weniger Reisen und mehr Telearbeit haben. Und wir werden weniger traditionelle Industrie und Handel und mehr elektronischen Handel haben.“ Fazit: Mobile und digitale Technologien spielen eine Schlüsselrolle. 

Das bot am Montag auch Gelegenheit, die sich abzeichnenden Chancen und Risiken von Fintech-Unternehmen zu diskutieren sowie Finanzpolitik und Finanzregulierungen. Seien letztere, so Fayot, erst als Kostenfaktor und Ärgernis gesehen worden, würden sie jetzt aber vermehrt als Qualitätsgarantie verstanden; derselbe Trend zeichne sich bei „Financial Inclusion“ ab. 

„Wir haben eine sehr ehrgeizige grüne Finanzagenda, aber wir haben auch eine ehrgeizige Agenda zur finanziellen Eingliederung, erklärte derweil Gramegna, der durch „eine enge Zusammenarbeit mit dem Finanzsektor positive soziale, gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen“ erwartet. Hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang die Universität Luxemburg, die international anerkannte Forschung zur inklusiven Finanzregulierung betreibe. Umfang und Dauer des Lehrstuhls sollen erweitert werden. Zugriff auf Finanztechnologien 

„Unsere Erfahrung hat gezeigt“, erklärt Minister Fayot, „dass integrative, relevante und verantwortungsbewusste Finanzdienstleistungen ein effizientes Mittel zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und zur Beseitigung der Armut darstellen, was die letztendlichen Ziele unserer Entwicklungsgesellschaft sind“. Zusammenarbeit bedeute Austausch von Wissen, Erfahrungen und bewährten Praktiken. 

Wichtig ist die Niederlassung in Luxemburg als Drehscheibe zwischen Afrika, Kaukasus und Zentralasien, so AFI-Exekutivdirektor Alfred Hannig. „Die Repräsentanz hier ist ein bedeutender Schritt für uns“, sagt Hannig. Weniger als zwei Jahre von der Idee zur Umsetzung der Büroeröffnung in Luxemburg seien darüber hinaus Ausdruck von Agilität, Flexibilität und Engagement des Landes. 

Die Organisation hat Luxemburg auch wegen der hier vorhandenen Expertise bei kritischen Themen wie Cybersicherheit, digitale Finanzkompetenz und Verbraucherschutz ausgewählt. 

Auf die Frage, welche konkreten Vorteile das Verbindungsbüro dem Finanzplatz Luxemburg bringe, meinte Gramegna, es müsse darum gehen, mit integrativer Finanzierung diese Welt zu einem besseren Ort zu machen; AFI werde Luxemburg dabei helfen, die Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. 

„Dieses neue Büro wird das Finanzökosystem Luxemburgs weiter stärken und vor allem eine breitere Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen auf europäischer und internationaler Ebene in den Bereichen FinTech und grüne Finanzen ermöglichen“, meint Gramegna. „Wir verfügen über das Know-How sowohl in der digitalen Wirtschaft als auch in der digitalen Infrastruktur, denn wir gehören zu den Pionieren auf diesem Gebiet.“ 

Zudem habe Luxemburg eine Fintech-Community, die Finanztechnologien anbiete, wie sie zur finanziellen Inklusion nötig sei. „Aber ich denke auch an die Investmentfondsbranche“, sagt Gramgena. „Wir haben hier mehr als fünf Billionen Dollar an verwaltetem Vermögen. Und die Investmentfondsbranche sucht nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Es ist also wirklich komplementär zu dem, was das Entwicklungshilfeprogramm des Landes leistet.“

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