Bankenvereinigung klagt über Regulierungsdruck
Bankenvereinigung klagt über Regulierungsdruck
(M.G.) - Die Luxemburger Bankenvereinigung ist mit der allgemeinen Entwicklung des Finanzplatzes zufrieden. Bei der Vorstellung ihrer Bestandsaufnahme am Freitag Nachmittag beklagte die ABBL allerdings die hohen Kosten in Zusammenhang mit immer neuen Regulierungen.
Die Profite vor Rückstellungen des Bankensektors beliefen sich 2016 auf insgesamt 6,4 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung im Jahresvergleich von 14,9 Prozent. Eine Bank hat im vergangenen Jahr Beteiligungen verkauft und damit für den großen Anstieg der Profite gesorgt, erklärt Serge de Cillia, CEO der ABBL. Lässt man diese einmalige Transaktion außer Acht, konnten die in Luxemburg ansässigen Finanzinstitute ihre Gewinne vor Rückstellungen dennoch um 1,5 Prozent steigern.
Auch die Einlagen von Privatkunden und Unternehmen sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Und die Zahl der Kredite folgt ebenfalls weiter einem positiven Trend, besonders im Bereich der Immobilien. „Das System ist wieder absolut stabil“, bestätigt Yves Maas, Präsident der ABBL, die positive Entwicklung. Allerdings zeuge der Gesetzgeber von einer bemerkenswerten Kreativität wenn es darum ginge neue Regulierungen einzuführen, so Maas weiter.
ABBL kritisiert staatlichen Regulierungseifer
Die Anpassung an neue Regulierungen soll die Banken in Luxemburg rund 458 Millionen Euro im Jahr kosten. Das ergab eine Studie der ABBL und die Beratungsfirma EY für das Jahr 2015. Die Kosten für die Maßnahmen, die für mehr Stabilität sorgen sollen, sind den Verantwortlichen der ABBL ein Dorn im Auge. Der Grund: Die Kosten fielen mit Sicherheit an, während die Einnahmen ungewiss seien, erklärt Serge de Cillia.
Eine der größten Ausgaben in Bezug auf neue Regulierungen ist die Beteiligung der Banken in Luxemburg an einem Einlagensicherungsfonds, sowie einem Abwicklungsfonds. Insgesamt investierten die Banken 200 Millionen Euro in diese Fonds. Inzwischen arbeiten 3 300 Angestellte und damit etwa 13 Prozent aller Mitarbeiter des Finanzplatzes an der Umsetzung und Einhaltung neu eingeführter Regeln.
Gleichzeitig mussten die Banken in Luxemburg seit 2008 einen Nettoverlust von 1207 Arbeitsplätzen verbuchen. Die Anforderungen an Bankangestellte hätten sich verändert, erklärt Yves Maas. Vor allem im Bereich des Risikomanagements würden hoch qualifizierte Mitarbeiter benötigt. „Und wie immer wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, steigt auch hier der Preis“, so Maas.
Trump und Brexit sorgen
für Unsicherheit
„Wir gelangen langsam an einen Punkt an dem wir nicht immer noch mehr Regeln einführen können“, stellt Yves Maas fest. Während in den USA darüber diskutiert werde einige Regulierungen wieder aufzuheben, dürften europäische Banken nicht durch noch strengere Regeln benachteiligt werden, so Maas.
Der Austritt Großbritanniens könnte durchaus Chancen für Luxemburg bergen. Doch der ABBL bereitet die Aussicht auf mehrjährige Brexit-Verhandlungen Kopfschmerzen. De Cillia glaubt, dass diese Gespräche sehr schwierig werden. Aus Sicht der Banken müsse vor allem darauf geachtet werden, dass neben dem Austritt auch Regeln für eine Übergangsphase ausgehandelt würden, so Yves Maas. Denn „in einer Übergangsphase dürfen die Verbindungen mit Großbritannien nicht einfach gekappt werden“.
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