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Bankenbeben geht weiter
Wirtschaft 3 Min. 17.03.2023
Credit-Suisse-Aktien brechen erneut ein

Bankenbeben geht weiter

Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, SVB Financial Group, hat am Freitag Konkurs angemeldet.
Credit-Suisse-Aktien brechen erneut ein

Bankenbeben geht weiter

Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, SVB Financial Group, hat am Freitag Konkurs angemeldet.
Foto: AFP
Wirtschaft 3 Min. 17.03.2023
Credit-Suisse-Aktien brechen erneut ein

Bankenbeben geht weiter

Regierungen und Notenbanken versuchen, die Lage an den Finanzmärkten zu beruhigen - der Erfolg hält sich in Grenzen.

(dpa) - Banken-Turbulenzen halten die Finanzwelt weiter in Atem: Trotz eines milliardenschweren Stützungspakets steht die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse an der Börse schon wieder unter Druck. Auch in den USA bleibt die Situation nach einer konzertierten Hilfsaktion großer Geldhäuser für eine taumelnde Regionalbank angespannt. Die EZB-Bankenaufsicht wollte sich am Freitag in einer Sondersitzung mit den Problemen befassen.

Eine Sprecherin der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte, das Aufsichtsgremium treffe sich zum Meinungsaustausch und um die Mitglieder über aktuelle Entwicklungen im Bankensektor zu informieren. Bereits Anfang der Woche gab es eine Sondersitzung. Bankaufseher treffen sich in derartigen Situationen meist regelmäßig. Die Notenbank hatte zuvor betont: „Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide.“

Nervosität an den Märkten

Auf ein Milliarden-Stützungspaket der Schweizerischen Nationalbank für die Credit Suisse in Europa folgte am Donnerstag eine koordinierte Rettungsmaßnahme für ein weiteres strauchelndes Geldhaus in den USA. Die Regionalbank First Republic erhält angesichts von Liquiditätssorgen und heftigen Kursverlusten an der Börse eine insgesamt 30 Milliarden Dollar schwere Finanzspritze von den größten US-Geldhäusern, darunter JPMorgan Chase, Citigroup, Bank of America und Wells Fargo. Der Schritt sei „höchst willkommen“ und demonstriere die Widerstandskraft des Bankensystems, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Finanzministerium und Notenbank Federal Reserve.

An der Börse bleibt die Nervosität jedoch hoch: Die Aktien der Credit Suisse gingen am Freitag erneut auf Talfahrt und rutschten zeitweise wieder zweistellig bis auf 1,767 Franken ab. Die Schweizerische Nationalbank hatte dem kriselnden Finanzkonzern ein Hilfspaket in Form von Krediten von bis zu 50 Milliarden Franken zur Verfügung gestellt. 

Europa muss bei Bankenregulierung aufholen

Doch die Maßnahme sorgte bei Credit-Suisse-Aktionären nur vorübergehend für Beruhigung, auch wenn der Kurs noch etwas vom Rekordtief bei 1,55 Franken vom Mittwoch entfernt blieb. Derweil ging es für die First Republic Bank im US-Handel zwischenzeitlich um über 25 Prozent nach unten.


A woman walks past a Citibank branch in Washington, DC, on March 14, 2023. - Wall Street stocks advanced early Tuesday, driven by a bounce in beaten down regional bank shares and a mixed inflation report. (Photo by ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP)
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Europa muss jedoch aus Sicht des Finanzexperten Gerhard Schick in Sachen Bankenregulierung gegenüber den USA aufholen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Bei der Schieflage der kalifornischen Silicon Valley Bank habe die US-Einlagensicherung direkt eingreifen und sehr schnell Stabilität schaffen können, sagte der Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende im „Morgenmagazin“ der ARD. „In Europa haben wir bisher eine solche Behörde, die Abwicklung und Einlagensicherung verbindet, nicht.“ Hier sei die Bankenunion auf halbem Wege stecken geblieben. „Das müsste man jetzt unbedingt angehen“, sagte der frühere Bundestagsabgeordnete der Grünen.

Wie angespannt die Situation im US-Bankensektor zuletzt war, zeigte sich am Donnerstag an Daten der Notenbank. In den sieben Tagen bis 15. März gab die Fed über ihr als Diskontfenster bezeichnetes Programm zur Notliquiditätsversorgung die Rekordsumme von 152,85 Milliarden Dollar an Finanzinstitute aus. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 111 Milliarden Dollar aus der Finanzkrise 2008 übertroffen. Zum Vergleich: In der Vorwoche hatten die Banken lediglich 4,58 Milliarden Dollar aus dem Diskontfenster beansprucht. Zusätzliche 11,9 Milliarden Dollar flossen aus dem am Sonntag von der Fed eingerichteten Notfallprogramm „Bank Term Funding Program“, wo Banken anonym Kredite zu besonders günstigen Konditionen erhalten.

Die ehemalige Mutter der kollabierten Silicon Valley Bank, SVB Financial Group, hat Konkurs angemeldet. Der Konzern gab am Freitag bekannt, bei einem Gericht in New York Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt zu haben. Anders als der Mutterkonzern hatte die Silicon Valley Bank als Geschäftsbank und Teil des Federal Reserve Systems selbst kein Anrecht auf ein Insolvenzverfahren. Ihre Vermögenswerte wurden per regulatorischer Anordnung an die US-Einlagensicherung FDIC übertragen.

Seit Tagen bemüht sich die US-Regierung, die Lage zu entspannen - bislang hielt sich der Erfolg in Grenzen. Nach dem Zusammenbruch des Start-up-Finanzierers Silicon Valley Bank - dem größten Kollaps eines US-Geldhauses seit der Finanzkrise 2008 - hatte die US-Regierung am Wochenende mit einer weitreichenden Einlagengarantie versucht, die Nerven von Bankkunden im Land zu beruhigen. Am Donnerstag betonte Finanzministerin Janet Yellen bei einer Kongressanhörung in Washington erneut, dass das Bankensystem stabil und sicher bleibe und kein Grund zur Sorge um Einlagen bestehe. „Die Regierung hat entschiedene und energische Maßnahmen ergriffen“, sagte Yellen.

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