Babysitter fürs Homeoffice gesucht
Babysitter fürs Homeoffice gesucht
Lisa Schweitzer, wie viele Babysitter und Eltern sind in Luxemburg auf babysits.lu angemeldet?
Derzeit sind wir bei 1.000 aktiven Babysittern. Bei den Eltern sind es 200 aktive Mitglieder. Momentan haben wir also sehr viel mehr Babysitter als Eltern. Das liegt auch an Corona.
Wie denn das?
Viele unserer Babysitter hatten vor der Pandemie einen anderen Nebenjob. Als der Lockdown kam und keiner mehr in Restaurants oder Shops arbeiten konnte, hatten wir einen regelrechten Boom. Die Zahlen haben sich mehr als verdoppelt.
Wer sind die Babysitter?
90 Prozent sind Frauen. Oft Studentinnen, die gerne mit Kindern arbeiten wollen oder Teenager, die sich ein Taschengeld dazu verdienen. Bei uns darf man sich ab 14 Jahren registrieren. Und dann gibt es noch ältere Personen, deren Kinder schon aus dem Haus sind.
Dann zu den Eltern, wie haben die sich in der Krise verhalten?
Bei den Eltern sind die Nutzerzahlen zuerst eingebrochen. Viele haben sich im Homeoffice gedacht: Ich sitze ja sowieso zu Hause, warum brauche ich dann einen Babysitter, der neben mir sitzt? Im März hatten wir noch normale Zahlen, um die 2.000 User, also Babysitter und Eltern zusammen. Im April waren wir dann nur noch bei 900, obwohl sich ja viel mehr Babysitter angemeldet hatten.
Hat sich der Job des Babysitters durch die Pandemie also erübrigt?
Nein, gar nicht. Viele Eltern haben ihre Meinung ziemlich schnell geändert und gemerkt: Vollzeitjob und nebenbei Kinder betreuen, das ist nicht lustig. Darum war die Nachfrage schnell wieder so hoch wie vor der Krise. Schon im Mai waren wir wieder bei der alten Zahl an Usern – und das, wo ja viele Eltern weiterhin zu Hause sind.
Ist es jetzt also ein neues Phänomen, dass Mama und Papa im Homeoffice arbeiten und nebenan sitzt der Babysitter und betreut die Kinder?
Ja, natürlich ist das ein neues Phänomen. Viele Eltern sind am Anfang ein bisschen skeptisch, aber sie merken eben, dass Arbeiten und Kinder betreuen, kräftezehrend ist. Vor allem, wenn es acht Stunden am Tag sind. Babysitten kann ja auch heißen, dass jemand die Hausaufgabenbetreuung übernimmt, zum Beispiel wenn ich eine wichtige Telefonkonferenz habe.
Wie hat sich also der Job der Babysitter seit Corona verändert?
Die größte Veränderung ist, dass wir mit Corona das digitale Babysitten ins Leben gerufen haben. Und das wird mittlerweile sehr gut angenommen. Das ist nicht für einen ganzen Tag gedacht, sondern für maximal zwei, drei Stunden. Also zum Beispiel, wenn man einen wichtigen Call hat, damit das Kind nicht ausgerechnet dann reinplatzt und sagt: „Mama, Papa, was kann ich jetzt machen?“
Und das funktioniert wirklich?
Aber ja. Wir haben das Ganze erst im Mai eingeführt, also nicht gleich zu Beginn der Krise, weil wir anfangs selbst noch etwas skeptisch waren. Dann haben wir Testläufe gemacht. Einmal auch mit einem Journalisten, der seine eigenen Kinder vor den Computer gesetzt hat und noch meinte: „Mit meinen Kindern wird das niemals was.“ Zu Beginn dauert es oft eine halbe Stunde, bis die Kinder wirklich auf die Person hören, sitzen bleiben und mitmachen. Aber wenn sie dann merken, der Babysitter macht was mit mir, was mir Spaß macht, dann machen sie auch mit. Unser Test-Vater war nach unserem kleinen Experiment auch positiv überrascht.
Was macht der Babysitter dann mit den Kindern?
Man kann basteln und die Kamera so hinhalten, dass das Kind wirklich Schritt für Schritt sieht, was es machen soll. Man kann auch singen, tanzen, eine neue Sprache lernen oder eben bei den Hausaufgaben helfen. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Es dauert nur alles etwas länger und man muss Geduld mitbringen, aber es funktioniert.
Babysits.lu vermittelt Eltern und Babysitter in Luxemburg – aber nicht nur hier. Wie sind Sie aufgestellt?
Unser Headquarter ist in den Niederlanden, aber wir sind in 43 Ländern aktiv. Wir sind recht groß und wachsen weiter: Ungarn ist zum Beispiel gerade erst als neues Land hinzugekommen.
Manch einen dürfte überraschen, dass die Vermittlung von Babysittern ein so großes Geschäft ist. Woher kam die Idee?
Gestartet ist das ganze 2008. Unser Gründer, Peter van Soldt, ist selber Vater und hat damals nach Babysittern gesucht. Aber er fand die Suche schwierig. Freunden ging es ähnlich. Da wusste er: Es gibt einen Bedarf.
Zunächst ist die Seite in den Niederlanden unter dem Namen „Oppassen“ angelaufen. Aber dann haben wir gesehen, so eine Agentur wird nicht nur in den Niederlanden gebraucht. Angefangen als Ein-Mann-Betrieb, sind wir inzwischen auf allen Kontinenten.
Wie läuft der Markteintritt bei neuen Länder ab?
Bevor wir ein Land dazunehmen, schauen wir, ob überhaupt ein Markt da ist: Gibt es schon andere Anbieter? Dann holen wir in der Regel einen Local ran, der uns hilft, alles zu übersetzen und um zu schauen, was in dem Land besonders ist. Nicht in allen Ländern Afrikas kommt es etwa infrage, sich online einen Babysitter zu suchen, das Misstrauen ist zu groß. Da muss man wirklich recherchieren.
Womit verdienen Sie Geld?
Bei uns ist die Registrierung kostenlos. Wenn Eltern dann mit einem Babysitter kommunizieren wollen, brauchen sie ein Premiumkonto und dafür zahlen sie 15 Euro im Monat. Wenn die Babysitter über die Plattform bezahlt werden, erhalten wir als Agentur sechs Prozent vom Lohn.
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