Asteroiden-Bergbau: Längst keine Science-Fiction mehr
Asteroiden-Bergbau: Längst keine Science-Fiction mehr
Die USA wollen wieder zum Mond. Auch die europäische Weltraumagentur ESA denkt über eine Basisstation auf dem Erdtrabanten nach. China und Indien haben ebenfalls ehrgeizige Pläne.
Da der Nachschub von der Erde mit Sauerstoff, Wasser und Geräten teuer und aufwendig ist, wären Asteroiden als Rohstoffquelle äußerst nützlich. Der Abbau von Rohstoffen auf erdnahen Asteroiden oder den Mond könnte somit der erste entscheidende Schritt für langfristige bemannte Weltraummissionen sein.
Gerade in diesem Bereich der Erforschung des Weltalls hat Luxemburg eine Führungsrolle übernommen. Allein das Interesse an der „Space Resources Week“, die derzeit in den Luxexpo-Hallen stattfindet, zeigt, dass das Großherzogtum längst zu den ersten Adressen für den Rohstoffabbau auf fernen Himmelskörpern zählt. 400 Experten aus aller Welt haben sich zu dem fünftägigen Event angemeldet.
„Ressourcenabbau im Weltall ist eine Realität geworden“, stellt Marc Serres, Chef der Luxemburger Raumfahrtbehörde LSA, fest. James Cameron, Leiter der Explorationsstrategie der ESA, stimmt ihm zu. Die Technologie zur Ausbeutung von Asteroiden sei weit entwickelt, immer mehr Länder und private Firmen engagieren sich in dem Bereich. „Die Zeit ist für uns Europäer gekommen, uns zu positionieren“, sagt Cameron.
Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer hält den Ressourcenabbau für den Schlüssel zu längeren Aufenthalten im All. Maurer ist Projektleiter der „Luna Facility“ im Europäischen Astronautenzentrum in Köln (EAC), das Wirtschaftsminister Étienne Schneider nächste Woche besuchen wird. Dort trainieren Astronauten der ESA auf einer 1 000 Quadratmeter großen Versuchsanlage, die der Mondoberfläche nachempfunden ist, und die Europa dabei helfen soll, weiter in den Weltraum vorzudringen.
„Wir Astronauten werden in Geologie und in Bergbau ausgebildet“, sagt Maurer. Die ESA ist sogar dabei, Geologietraining auf Lanzarote und in Norwegen zu entwickeln. Vor allem in Norwegen sind die geologischen Formationen denen im Hochland des Mondes ähnlich.
Wirtschaftliche Interessen treiben die Erforschung an
Den erfolgreichen Ressourcenabbau hält Maurer für den „nächsten entscheidenden Schritt“, weil er das wirtschaftliche Interesse an der Erforschung des Weltalls weckt. Der Astronaut erinnert an die frühe Neuzeit, als die Entdeckungsfahrten von Kolumbus und Magellan den Nationen, die sie finanzierten, Reichtum und Macht brachten.
Ein Markt für Weltraumressourcen, an dem private Akteure teilnehmen, sei noch nicht vorhanden. Daher müssten öffentliche Akteure „den ersten Schritt tun“. Luxemburgs Beitrag als „Leader“ in diesem Bereich sei beispielhaft, betonte Maurer. Bei allem Enthusiasmus der Teilnehmer an der „Space Resources Week“ ist der Asteroidenbergbau heute noch immer reine Theorie.
Die entscheidende Frage, die bei dem „Mining Space Summit“, einem Kurs für Fachpublikum und zahlreichen Workshops diskutiert wird, lautet, wann das technisch Machbare in die Tat umgesetzt wird. Wann werden die ersten Ressourcen tatsächlich abgebaut? „Ist das Ziel von 2040 für die Verwendung der Ressourcen zu ehrgeizig oder ist es nicht ehrgeizig genug?“, fragt Strategiechef James Carpenter. Er ist überzeugt, dass die ersten praktischen Anwendungen des Weltraumbergbaus schneller eintreten werden, als es gemeinhin angenommen wird.
Die derzeitige Entwicklung bei der Erforschung des Weltalls werde von Plänen der Amerikaner und der Chinesen angetrieben. Mit der „Artemis“-Mission arbeiten die USA daran, bis zum Jahr 2024 ein Team aus einem Amerikaner und – es wäre eine Premiere – einer Amerikanerin zur Oberfläche des Mondes zu schicken. Bis ein Chinese oder eine Chinesin auf dem Mond steht, dürften nur wenige Jahre vergehen. Ziel der Europäer müsse es sein, bei der Monderforschung gleichwertige Partner zu sein. Ist die ESA ehrgeizig genug, um dieses Ziel zu erreichen?
22 Mitgliedstaaten
Astronaut Maurer und Strategiechef Cameron erinnern daran, dass die ESA ein ausführendes Organ ihrer Mitglieder sei. Es sind die 22 Mitgliedstaaten, die die Ziele festlegen und dafür die finanziellen Mittel bereitstellen. Worauf sich die Europäer hervorragend verstehen – darin sind sich die beiden ESA-Mitarbeiter einig – ist die internationale Zusammenarbeit. Es gibt Bereiche, in denen die ESA führend ist, z. B. bei der Herstellung des europäischen Servicemoduls für das US-Raumschiff Orion, das eine Crew zum Mond bringen soll.
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