Aditya Mittal fordert faire Wettbewerbsbedingungen
Aditya Mittal fordert faire Wettbewerbsbedingungen
(las) - Aditya Mittal, Finanz- und Europachef von ArcelorMittal zeigte sich am Dienstag vor der europäischen Presse zuversichtlich. Vor zwei Jahren war das noch anders: ArcelorMittal war einer schweren Krise ausgesetzt und fuhr hohe Verluste ein. Schuld daran war laut des Konzern Dumpingpreise: Zu viel billiger Stahl aus China überschwemmte den europäischen Markt.
Nun, zwei Jahre später habe es Fortschritte gegeben: Die chinesischen Überkapazitäten wurden zum Teil abgebaut und die EU erhebt auf mehreren Produkten Strafzölle. Auch der Status einer Marktwirtschaft hat die EU China bisher verweigert, weil dies Eingriffe deutlich erschweren würde. Allerdings bleiben weltweit Überkapazitäten von 650 Millionen Tonnen, so Mittal.
Das CO2-Dumping bekämpfen
Mehr Sorgen bereitet dem Europachef des Stahlgiganten jedoch, dass die EU-Klimapolitik die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie beschädigt. Die Stahlunternehmen müssen teils CO2-Emissionsquoten kaufen. Die Kosten des ETS-Systems könnten um 2020 zwischen fünf und zehn Prozent des Stahlpreises betragen, erklärte Mittal.
Da werde es zum Problem, dass Konkurrenten außerhalb Europas diese Kosten nicht zu tragen hätten. Bei den geringen Gewinnmargen sei die Folge ganz klar: "Wir würden in Europa kein Geld mehr verdienen", so Mittal lakonisch.
Gegen dieses CO2-Dumping fordert ArcelorMittal Ausgleichsmaßnahmen an den Grenzen der EU. Sprich: Die Stahlimporte sollen auf dem Unterschied im CO2-Ausstoß pro Tonne besteuert werden. ArcelorMittal könne den CO2-Fußabdruck pro Tonne noch deutlich reduzieren, aber dann müssten die Wettbewerbsbedingungen stimmen, so der Europachef.
Bissen bleibt in den Händen von ArcelorMittal
Momentan läuft es jedoch gut für den Stahlkonzern mit Sitz in Luxemburg. ArcelorMittal will etwa das europaweit größte Stahlwerk Ilva in Italien übernehmen. Zu den Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission wollte sich Aditya Mittal nicht äußern.
Der Konzern plant hohe Investitionen: 1,1 Milliarden Euro sollen dazu dienen, dass das Ilva-Werk Umweltstandards einhält. Weitere 1,3 Milliarden Euro sollen in die Verbesserung der Produktion fließen. Mittelfristig will ArcelorMittal dort jährlich acht Millionen Tonnen Stahl herstellen und verarbeiten.
Zur Investitionspolitik gehöre es allerdings auch sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, betonte Frankreich-Chef Philippe Darmayan. Deshalb sucht ArcelorMittal Käufer für die französischen Werke in Commercy und Saint-Colombe.
Das ist nicht unwichtig für Luxemburg, denn das Werk in Bissen gehört zur gleichen Sparte namens Wire Solutions. Vor anderthalb Jahren wollte der Investmentfonds Oaktree den gesamten Unternehmensteil kaufen. Daraus wurde nichts und so bleibt das Bissener Drahtziehwerk bis auf weiteres Teil von ArcelorMittal. Anders als die französischen Standorte sei Bissen profitabel und sei in der wichtigen Sparte des Baueisens tätig, so ein Sprecher.
Automobilbranche treibt Nachfrage an
Die Investitionen sind auch möglich, weil die Nachfrage wieder steigt. Gerade die Produkte für Automobilbranche seien deutlich gefragter. Dazu passt das Invest von 67 Millionen Euro im lothringischen Florange.
Dabei entsteht eine Produktionslinie für 600.000 Tonnen Stahl, dass im Autobau genutzt wird. Quasi jedes Auto in Europa entstehe mit Produkten von ArcelorMittal, sagte Mittal nicht ohne Stolz. Der sogenannte "Usibor"-Stahlblech macht ebenfalls 30 Prozent der Produktion in Düdelingen aus.
"Stahl ist das Material der Zukunft", sagte Aditya Mittal. Der CO2-Fußabdruck sei ein Zehntel jenes der Kohlenfaser und auch geringer als jener des Aluminiums. Unter anderem Audi steige deshalb vom Aluminium wieder zum Stahl um, so der Verantwortliche für die Autosparte Philippe Aubron.
ArcelorMittal ist bereits aktiv, um spezielle Bleche für Elektroautos zu entwickeln, so Aubron weiter. Auch hier sei der Stahl das geeignetste Material. Da die Kosten für die Batterien sinken, achten die Autohersteller zwar weiter auf das Gewicht ihrer Modelle. Aber die Ersparnis muss billig zu haben sein: Mit Stahl könne man Elektroautos 50 bis 60 Kilos leichter machen, so Aubron. Mit Kohlefaser und Aluminium sei das nicht machbar.
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