ABBL: mehr Wachstum, weniger Gewinn
ABBL: mehr Wachstum, weniger Gewinn
In Luxemburg gibt es derzeit 135 Banken. Die Gesamtheit ihrer Ergebnisse im Geschäftsjahr 2018 lasse sich sehen, sagt Guy Hoffmann am Montag bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Generalversammlung der Bankenvereinigung ABBL. Die Rentabilität habe sich allerdings verschlechtert. „Die Banken sind solide aufgestellt, aber ihre Profitabilität hat abgenommen“, so der ABBL-Präsident.
Mehrere Faktoren schmälern die Gewinne: Das seit Jahren andauernde Niedrigzinsumfeld verringert die Margen der Geldhäuser, während der negative Zinssatz für die Einlagefazilität der EZB überschüssige Liquiditäten im Euroraum bestraft hat. Hinzu kommen steigende Personalkosten, die zum Teil auf die wachsenden Aufwendungen für die Regulierung zurückzuführen sind. „Die niedrigen Zinsen gefährden das Geschäftsmodell vieler Banken“, warnt Guy Hoffmann.
Aufgrund dieser Einflüsse sank das Bankergebnis 2018 von 11,7 auf 11,6 Milliarden Euro, ein leichtes Minus von 0,6 Prozent. Das Nettoergebnis hingegen ging im Vergleich zu 2017 um Minus 3,3 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zurück.
Steigende Volumina
Die Einlagen der Kunden befinden sich in einem seit Jahren anhaltenden kontinuierlichen Wachstum. Insgesamt hinterlegten die Luxemburger Haushalte 2018 auf den Konten ihrer Banken Einlagen im Wert von 39 Milliarden Euro. Ein Jahr waren es noch drei Milliarden weniger.
Insgesamt erreichten die Bankeinlagen 269 Milliarden Euro, die Summe aller verwalteten Vermögen sogar 363,4 Milliarden Euro. „Die Depotseite zeigt eine gesunde Entwicklung“, sagt dazu ABBL-Präsident Hoffmann. Ein Großteil dieser Summe floss als Kredite in die Wirtschaft zurück. Die Privathaushalte nehmen immer mehr Kredite auf. Im vergangenen Jahr vergaben die Banken Immobilienkredite im Gesamtwert von 30,4 Milliarden Euro. 2017 waren es noch 28 Milliarden Euro. Das Volumen der Immobilienkredite steigt unaufhörlich und hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. 26 Milliarden Euro flossen 2018 in Form von Krediten an Unternehmen, weit mehr als im Vorjahr. Auch hier hat sich die Summe in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
Diese Zahlen veranlassen Guy Hoffmann zu dem Kommentar: „Die Banken erfüllen ihre Rolle für die Luxemburger Wirtschaft.“
Der Finanzsektor ist solide
Laut ABBL hat der Luxemburger Finanzplatz die höchste Eigenkapitalquote in Europa. Ende 2017 lagen die Eigenmittel bei 51,5 Milliarden Euro, wovon 44 Prozent hartes Kernkapital (Tier 1) darstellen.
Was die Bilanzsumme der Luxemburger Banken angeht, so haben sie eine Schrumpfkur hinter sich. Waren es 2008 noch 931 Milliarden Euro, so sind es 2018 nur noch 790 Milliarden Euro. In der Folge der Finanzkrise wurden risikoreiche Geschäfte abgebaut.
Die Banken sind nicht nur wichtige Arbeitgeber, auch ihr Beitrag zum Staatshaushalt ist erheblich.
2017 zahlten die Luxemburger Banken 1859 Millionen Euro an Steuern (genaue Zahlen für 2018 sind noch nicht verfügbar).
All dies machen die 26 317 Beschäftigten im Sektor möglich (206 mehr als 2017), von denen 55 Prozent Männer, und 45 Prozent Frauen sind.
Für 2019 hat die ABBL ein volles Programm. Vor allem die Themen „nachhaltige Finanzen“ und einen erweiterten Deontologiekodex hat sie sich auf die Fahne geschrieben. Auch im Kampf gegen Geldwäsche will sie ihre Mitglieder weiterhin unterstützen. Besonderes Augenmerk gilt in diesem Jahr der Vorbereitung auf den Inspektionsbesuch des „Groupe d'Action Financière“ im Herbst 2020, einem der OECD angegliederten Gremium zur Bekämpfung und Verhinderung von Geldwäsche.
Wenn es ein Thema gibt, das die Luxemburger Bankenvereinigung umtreibt, dann ist es die strengere Regulierung, die nicht nur Kosten verursacht, sondern auch die Rendite drückt. Derzeit geht es in Europa um die Umsetzung des Basel IV-Regelwerks, durch das jede Risikoart neu eingeschätzt werden wird. Mit acht weiteren nationalen Bankenvereinigungen hat die ABBL einen Appell verfasst, in dem mehr Verhältnismäßigkeit gefordert wird. „Die Regulierung ist auf die großen Banken zugeschnitten“, sagt ABBL-CEO Serge de Cillia. Kleinere Institute haben verhältnismäßig höhere Kosten bei der Umsetzung der Regeln. Das trifft besonders auf Luxemburg zu, wo die Hälfte aller Banken weniger als 100 Mitarbeiter beschäftigen.
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