660 Millionen Euro fließen ins Ausland
660 Millionen Euro fließen ins Ausland
(ks/gk) - Die luxemburgische Bevölkerung vergrößert sich seit Jahren. Doch steigen die Einnahmen im Einzelhandel nicht in gleichem Maße. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des "Conseil économique et social" (CES), die am Mittwoch vorgestellt wurde.
Während der Umsatz in den Jahren ab der Jahrtausendwende bis etwa 2007 stärker wuchs als die Bevölkerungszahl, stagniert der Umsatz seit 2008, während immer mehr Menschen im Großherzogtum leben.
Die Umsätze könnten laut der Studie höher sein, wenn die Ausgaben der luxemburgischen Haushalte für die eigene Immobilie oder die Miete nicht so hoch ausfielen. Zudem geben viele Bürger aus Luxemburg ihr Geld gerne im Ausland aus, sei es durch Bestellungen im Internet oder Einkäufen in Geschäften der Großregion, insbesondere in Trier und Perl sowie dem Outlet in Zweibrücken. Die Ausgaben in Läden in Lothringen oder im nahen Belgien seien eher gering. Auf diese Weise verlor das Großherzogtum 2013 eine Kaufkraft von 660 Millionen Euro und somit Einnahmen aus der Mehrwertsteuer in Höhe von 73 Millionen Euro.
Wir dürfen den Internethandel nicht als Konkurrenz sehen. Francine Closener
Wie Francine Closener, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium bei der Eröffnung der Messe "Home and Living" ankündigte, will die Regierung gemeinsam mit der "Confédération luxembourgeoise du Commerce" ein Aktionsprogramm lancieren. "Wir schauen unter anderem, wie unser Einzelhandel, insbesondere die kleinen Läden, mit der Konkurrenz aus dem Internet umgehen soll. Wir dürfen den Internethandel nicht als Konkurrenz sehen, sondern müssen ihn als Verbündeten in unser Geschäftsmodell miteinbeziehen", erklärte sie.
Nicht-Ansässige geben immer mehr Geld in Luxemburg aus
Ohne den Beitrag der Nicht-Ansässigen wäre der Umsatz im Einzelhandel wahrscheinlich deutlich zurückgegangen.
Umgekehrt zeigt sich, dass Nicht-Ansässige viel Geld in Luxemburg lassen. 1,49 Milliarden Euro gaben sie 2013 in Luxemburg aus, 2006 waren es noch 873 Millionen Euro. Dies bedeutet eine Steigerung um 70 Prozent. Ausgenommen sind in dieser Berechnung Ausgaben für Kraftstoffe, Tabak- sowie alkoholische Produkte, für Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche. "Ohne den Beitrag der Nicht-Ansässigen wäre der Umsatz im Einzelhandel wahrscheinlich deutlich zurückgegangen", heißt es in der Studie. Der CES empfiehlt, die Mehrwertsteuer in Luxemburg unter jenen Sätzen zu halten, die in der Großregion fällig werden.
In der Studie wird festgestellt, dass in Luxemburg-Stadt zwar große und prestigeträchtige Marken präsent sind, der Angebotsmix allerdings nicht immer die Erwartungen der Kunden erfüllt. Es fehle an innovativen Konzepten und großen Kaufhäusern sowie bekannten Marken und Outlets. Positiv wird hier das neue Projekt "Royal Hamilius" angesehen.
Wichtiger Arbeitgeber
CES-Präsidentin Pascale Toussing wies bei der Pressekonferenz auf die Bedeutung des Einzelhandels als Arbeitgeber hin. In diesem Sektor sind 3.153 Unternehmen aktiv. Sie beschäftigen rund 23.000 Mitarbeiter. Es handelt sich zu einem Großteil um kleine Firmen: 74 Prozent von ihnen verfügen über weniger als fünf Angestellte. Die Luxemburger sind als Beschäftigte im Einzelhandel unterrepräsentiert. In der gesamten Wirtschaft liegt ihr Anteil bei 30 Prozent, im Verkaufssektor bei 23 Prozent.
Rund ein Drittel der Beschäftigten sind Männer, zwei Drittel Frauen. Der CES rät den Sozialpartnern, Formen der Arbeitsorganisation auszuhandeln, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Im Kontext der Liberalisierung der Arbeitszeiten müsse das Angebot im öffentlichen Transport, den Parkmöglichkeiten und der Kinderbetreuung für die Angestellten verbessert werden.
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