20 Jahre Euro: Einer für alle
20 Jahre Euro: Einer für alle
Mit ihren zwanzig Jahren ist die Gemeinschaftswährung noch vergleichsweise jung. An Herausforderungen mangelte es trotzdem nicht. Die Idee einer einheitlichen europäischen Währung ist so alt wie die Geschichte der Europäischen Integration. Konkret wurde die Idee erstmals mit dem „Werner-Plan“ 1970, benannt nach dem damaligen luxemburgischen Regierungschef.
Das war der zündende Funke, der 1972 zur Gründung des Europäischen Wechselkursverbunds führte. Sieben Jahre später wurde auf dieser Basis das Europäische Währungssystem eingerichtet. Sein Ziel: Schwankungen der nationalen Währungen jenseits einer gewissen Bandbreite zu verhindern. Es folgte der unter Leitung des EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delor erarbeitete „Delors-Bericht“, der die Schaffung der Wirtschafts- und Währungsunion in drei Schritten empfahl.
In der Chronik der Währungsunion ist die Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998 wohl einer der herausragendsten Meilensteine. Auf einem Gipfeltreffen in Brüssel einigten sich die Staats- und Regierungschefs von elf der damals 15 EU-Staaten darauf, eine gemeinschaftliche Währung einzuführen. Mit dabei war auch das kleine EU-Gründungsmitglied Luxemburg.
Die Marathon-Sitzung wurde von einem heftigen Streit um die Person des ersten Chefs der Europäischen Zentralbank (EZB) überschattet, was wohl dazu beitrug, dass ihrer unbestreitbaren historischen Bedeutung noch heute eine für die EU typische Dissonanz anhaftet. Wer hätte damals gedacht, dass der Euro – von vielen voreilig als „Teuro“ beschimpft – sich als Glücksfall nicht nur für Europa, sondern auch für Luxemburg herausstellen würde? 1998 wurde auch das Gründungsjahr der „Banque centrale du Luxembourg“ (BCL) sowie die Finanzaufsicht „Commission du contrôle du secteur financier“ (CSSF). Ende Juni 1998 nahm dann die Europäische Zentralbank (EZB), genau wie die nationalen Zentralbanken des Eurosystems, ihre Arbeit auf.
Dritte und letzte Stufe
Am 1. Januar 1999 wurden die Wechselkurse der nationalen Währungen zum Euro unwiderruflich festgelegt. Die dritte und letzte Stufe der Währungsunion war erreicht. Der Luxemburger Franken (wie auch der belgische) wurde im Verhältnis 40,3399 LUF = 1 EUR durch den Euro ersetzt.
Zu Beginn existierte die gemeinsame Währung nur als Buchgeld, drei Jahre später, am 1. Januar 2002, wurde sie als Bargeld eingeführt. In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Start des Euro mit dem Tag gleichgesetzt, an dem die gemeinsame Währung in Form von Münzen und Geldscheinen erstmals die Portemonnaies als Bargeld füllte. Eigentlich aber startete der Euro schon 1999, der ganze Rest – sogar die Herausgabe der ersten Scheine und Münzen – ist aus währungspolitischer Sicht nur die Ausführung technischer Details. Details, die auch eingefleischte Notenbanker bewegen können. Bei der Vorstellung der Euro-Banknoten im Sommer 2001 zeigte sich der erste Präsident der EZB, der Niederländer Wim Duisenberg, bewegt: „Im Allgemeinen sind Notenbanker Zahlenmenschen, sie sollten weder Emotionen zeigen noch Träume haben. Doch an diesem Tag spürt man den Atem der Geschichte.“
Die ersten Jahre des Euro waren gleichzeitig seine besten, das gemeinsame Geld konnte sich als stabile Währung etablieren. Das ist trotzt späterer Krisen auch noch heute so. Die Inflationsrate als Maßstab für Stabilität liegt seit Anfang bei durchschnittlich 1,7 Prozent. Damit hat die EZB in den zwanzig Jahren ihren Auftrag erfüllt, Preisstabilität bei einer Inflation „unter, aber nahe bei zwei Prozent“ zu erreichen.
Krisen und Herausforderungen
Der Franzose Jean-Claude Trichet musste die Notenbank durch eine stürmischere See lenken als sein Vorgänger Duisenberg. Im Frühjahr 2010 brach die Griechenland-Krise aus. Zu ihrer Beilegung entschied sich die EZB, Anleihen einzelner Staaten zu kaufen. Sie verstieß damit gegen ein Tabu. Der Schritt war umstrittenen, weil sich Trichet den Vorwurf gefallen lassen musste, er leiste Beihilfe zur monetären Staatsfinanzierung und verstoße damit gegen den EU-Vertrag.
Der noch-aktuelle Chef der EZB, Mario Draghi – sein Mandat läuft 2019 aus – musste sich im Sommer 2012 gegen den Zusammenbruch der Eurozone stemmen. Zu ihrer Rettung sprach er den Satz, der in die Annalen der Finanzmärkte einging: „The ECB is ready to do whatever it takes to preserve the Euro.“ Unter dem Druck der Krise musste so die EZB neben der Wahrung der Preisstabilität auch die Aufgabe übernehmen, den Euro, und damit die Finanzstabilität, zu bewahren. Zum Ende dieses Jahres will die EZB ihren Krisenmodus zurückfahren und so wieder zu ihrer ursprünglichen Rolle zurückfinden.
„Souveränitätssprung“
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